Ausstellung: Ein Herz für alte Büromaschinen
Weinstadt-Beutelsbach. Schreibmaschinen sind aus der Mode? Falsch, sagt der Welzheimer Manfred Rommel: In den USA ist es angesagt, alte Geräte mit Computern zu verbinden und dann auf ihnen zu tippen. „Dies ist im Moment ein Hype.“ Was in den Maschinen alles steckt, zeigt er mit seinem Sammlerkollegen Arno Weber von Sonntag an im Beutelsbacher Württemberg-Haus.
„Was willst du mit dem alten Scheiß?“ Arno Weber kann sich noch genau an die Reaktion erinnern, als er seine erste alte Schreibmaschine in Ludwigsburg vor mehr als 40 Jahren bei einem Fachmann wieder auf Vordermann bringen wollte. Beeindruckt hat ihn das nicht, auch die Höhe der Kosten war ihm nicht wichtig. Vielmehr war da am Ende dieses gute Gefühl, etwas unglaublich Schönes in den Händen zu halten – und das ist bei der Instandsetzung alter Büromaschinen bis heute so geblieben. „Wenn sie fertig ist, könnte ich drum rumtanzen vor lauter Freude.“
Die Geräte stammen aus den Jahren 1890 bis 1970
Zusammen mit dem Welzheimer Manfred Rommel stellt Arno Weber nun von Sonntag, 19. März, an im Beutelsbacher Württemberg-Haus alte Büromaschinen aus der Zeit von 1890 bis 1970 aus. „Ich könnte in der Qualität noch zwei solche Ausstellungen gleichzeitig machen“, sagt der Sammler aus Hohenacker. Aber seine Devise ist: Weniger ist mehr. Dazu hat Stadtarchivar Bernd Breyvogel noch alte Möbel und Utensilien aus der Amtsstube des früheren Strümpfelbacher Bürgermeisters Walter Eberhardt beigesteuert.
Dieser Mercedes ist nicht von Daimler
Wer sich mit Büromaschinen beschäftigt, stößt bisweilen auf Kuriositäten. Im kleineren der beiden Ausstellungsräume gibt es zum Beispiel eine Schreibmaschine, die Mercedes heißt. Ein gewisser Gustav Mez gründete 1906 in Berlin nämlich die Mercedes-Bureau-Maschinen GmbH, die er zwei Jahre später in einer Kleinstadt in Thüringen ansiedelte. Natürlich fragte Gustav Mez vorher bei Daimler nach, ob er den Markennamen erhält – und gegen eine Lizenzgebühr bekam er laut Arno Weber schließlich das Einverständnis. „Der Witz dabei war: Irgendwann hat der Daimler selbst Schreibmaschinen gebaut – die durfte er aber nicht Mercedes nennen.“ Vertrieben wurden die Schreibmaschinen dann unter dem Kürzel DMG, was für „Daimler-Motoren-Gesellschaft“ steht. Richtig gerechnet hat sich das Geschäft für Daimler aber nicht – und darum gab das Unternehmen diese Sparte auch wieder auf.
Bei den Tasten gespart
Bei den Rechenmaschinen existierten ganz unterschiedliche Preisklassen. Ein ausgestelltes Gerät der Marke Torpedo konnte zum Beispiel nur addieren – und war deshalb natürlich preiswerter. Geschäftsleute, die damit arbeiteten, hatten auch nicht alle einstelligen Ziffern, sondern nur die Zahlen bis fünf. Wer eine Sechs brauchte, musste zweimal auf die Taste „Drei“ drücken, bei einer Acht zweimal auf die Taste „Vier“.
Frauen bei den Schreibmaschinen-Weltmeisterschaften
In der Hochphase der Schreibmaschine gab es sogar Weltmeisterschaften, bei denen ein Rekord nach dem anderen gebrochen wurde. „30. Juni 1951, Württembergischer Stenografentag in Bad Cannstatt: Fräulein Margot Gramer holt sich auf der Triumph-Matura den Titel Württembergische Meisterin mit 530 Anschlägen in der Minute“, steht in einem Dokument, das mit den Worten „Siegeszug der Matura“ überschrieben ist. Dass das heute so niemand mehr schreiben würde, ist schon an dem Wort Fräulein zu merken. Laut Manfred Rommel nahmen zwar vor allem Frauen an den Schreibmaschinen-Weltmeisterschaften teil, aber auch Männer machten mit. Er selbst hat als Kind auch Maschinenschreiben gelernt – aber bei einer WM hätte er nie bestehen können. „Ich habe es in der Schule auf 200, 250 Anschläge gebracht.“
Noch bis 14. Mai
Eröffnet wird die Ausstellung im Beutelsbacher Württemberg-Haus (Stiftstraße 11) am Sonntag, 19. März, um 11.15 Uhr. Die Sammler Arno Weber und Manfred Rommel halten eine Rede und führen danach auch Geräte vor. Für Musik sorgt Deborah Haag (Harfe) von der Musikschule Unteres Remstal.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 14. Mai, samstags von 14 bis 18 und sonntags von 13 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage zu sehen. Am Mittwoch, 12. April, findet von 14 bis 16.30 Uhr ein Kurs für Kinder im Alter von acht bis zwölf zum Thema „Die Zeichenmaschine“ statt. Weitere Infos gibt’s unter ) 0 71 51/ 6 04 58 73 oder unter www.wuerttemberghaus-weinstadt.de.
Manfred Rommel und Arno Weber sind beide Mitglied in dem Verein „Internationales Forum Historische Bürowelt“, der sich der Pflege und Dokumentation historischer Bürotechnik verpflichtet fühlt (www.ifhb.com).