Leuchtender Weinberg zwischen Beutelsbach und Schnait
Weinstadt. Leuchtender Weinberg zwischen Burgruine Kappelberg und den „Drei Riesen“. Ohne die Natur wär’s nichts geworden mit der Kultur beim Leuchtenden Weinberg – wenn etwa die Rebflur bei Beutelsbach nicht so schön wär, wie sie nun mal ist. So aber lief es wieder wunderbar. Mit Tausenden Besuchern trotz erhöhter Eintrittspreise und Sicherheitsvorkehrungen.
Ganz klar: Einen Anblick wie den, der einem beim Aussichtspunkt des Jazzclubs Armer Konrad oben in den Weinbergen geboten wird, findest du in ganz Deutschland nur ganz selten. Die Bühne mit Blick ins Tal, über Reben, Stäffele und die Lichter Weinstadts, und dann, zum krönenden Finale, das große Feuerwerk des „Pyroweltmeisters“ Joachim Berner, eine gekonnte Open-Air-Collage aus Licht, Blitz, Funken und Farben, eher schön als laut, eher Kunst als Knall. So ähnlich wie ein weiterer Programmpunkt beim „Leuchtenden Weinberg“, die Feuerartistik der Performance-Gruppe „Dance with Fire“ beim Stand „Fruchtkörble“ weiter unten, wo schon den ganzen Abend über die Funken übersprangen.
Wunderschönes Feuerwerk-Finale
Das Feuerwerk-Finale ist auch für Hartmut Lenz und Alexander Schlesinger vom Jazzclub etwas, das man genießen kann. „Wunderschön“, so Lenz, sei das Spiel mit Farben und Feuer, vor allem an der „Pole Position“, wie Schlesinger den Standort des Clubs oben in den Weinbergen bezeichnet. On top of the world, um’s im Blues-Idiom zu sagen - weiter oben wär’s schon Himmel. Wozu freilich die Band auf der Bühne irgendwie in reizvollem Kontrast steht. Hell’s Hefe, ein Schwaben-Quintett in Blaumännern, das Rock-Klassiker wie „(Living on) Tulsa Time“ einschwäbelt in „Schenk mir no a Woiz’n ei“. Grundsolide, ebenerdig, bodenständig, breitbeinig realistisch und insofern nicht ganz passend zum luftig-himmlischen „Pole Position“-Ambiente. Vor der Bühne drängeln und schieben die Leute, ein paar schaffen es sogar, zu schwofen, Rock’n’Roll-Paartanz. Respekt. Ansonsten kannst du froh sein, wenn du es durch die Menge schaffst, etwa um runter zur nächsten Station zu gehen.
Segway-Tour durch die Weinberge
Auf dem Weg dorthin weist ein Leuchtobelisk aus Plastik den Weg zum Open-Air-Kino, wo Woody Allens „To Rome with Love“ läuft, ein gescheiter Film mit geschliffenen Dialogen. Wieder was eher Feinsinniges, so wie auch die meisten der Musiker, die zwischen den 18 Stationen mit Ständen hiesiger Wengerter unterwegs sind, mal hier, mal da, wo gerade Platz genug für einen Spontan-Gig ist. Etwa das Trio Balkanesco mit slawischer Folklore, das Duo „Magic acoustic Guitars“, das Goodlife-Jazztrio oder, als Promi des Abends, Lee Mayall und seine Unplugged-Band, ein Neffe des Altmeisters John Mayall. Außerdem ist ein „Walk Act“ unterwegs, The Gentlemen, Anzugträger auf Stelzen, edel, elegant, auffallend nicht nur durch ihre Größe. Sondern durch die Art der Fortbewegung. Dies trifft auch für die Teilnehmer einer Segway-Tour durch die Weinberge bei Schnait zu, noch so ein besonderes Angebot des Weinstadt-Marketingvereins.
Sicherheitsvorkehrungen wurden erhöht
Eine erstaunliche Bandbreite nicht nur an Bewegung, sondern auch an Kultur, findet Hartmut Lenz. Er hält das für ebenso gut wie die Zusammenarbeit der Veranstalter mit dem VVS und die Shuttle-Busse, die heute absolute Vorfahrt haben. Was dafür den Autofahrern, die nicht hochfahren dürfen, nicht so schmeckt, so dass mancher zu viele Absperrungen beklagt. Erhöht wurden definitiv auch die Sicherheitsvorkehrungen, mit mehr Security zusätzlich zu Polizisten auf Streife. Lenz befürchtete vorab schon dramatischere Auswirkungen, aber es gibt sie, die spürbare Security-Verschärfung. Für Alexander Schlesinger war nach den Erfahrungen des letzten Jahres ohnehin mit noch mehr Sicherheitsmaßnahmen zu rechnen. Außerdem ist er überrascht, dass trotz der höheren Eintrittspreise so viele Leute kommen.
Wahnsinn: Gut 8000 Leute sind unterwegs
Am Eingang zur JAK-Station, wo vom Gedrängel vor der Bühne noch nichts zu ahnen ist, sitzt die junge Celine Kögel mit einem Partner ganz allein beim Kartenverkauf. Über Funk haben die zwei Helfer gerade erfahren, dass gut 8000 Leute unterwegs sind, mit Option auf mehr. Der „Leuchtende Weinberg“ scheint also wieder ein Magnet zu sein, ein Riesenevent, ein Erfolg für Natur und Kultur.