Das Welzheimer Straßenfest
Welzheim. Trotz des vormittäglichen Regens entwickelte sich das Welzheimer Straßenfest am Sonntag doch noch zu einem Publikumsmagneten. Der zog die Besucher sogar aus Kornwestheim an.
Und trotz der Befürchtung, es könnten sich nach den Vorfällen in Schorndorf am Rande der SchoWo in Welzheim ähnliche Gewalttaten ereignen, blieb während des Straßenfestes alles friedlich, sagte Uwe Lehar als der Verantwortliche von der Stadt. Gut, Sonntagfrüh um fünf gab es eine Kneipenschlägerei. Aber die hatte wohl mehr mit zu viel Alkohol und weniger mit dem Stadtfest zu tun, das zu diesem Zeitpunkt längst zu Ende war. Ob die Welzheimer Stadtfestbesucher grundsätzlich friedlicher sind, oder es am Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes und der Präsenz der Polizei lag, wird man wahrscheinlich nicht eruieren können.
Rund 20 Vereinsstände und am Sonntag 200 Flohmarktbeschicker
Tatsache ist, dass am Sonntag neben den rund 20 Ständen von Vereinen und Organisationen auch etwa 200 Flohmarktstände aufgebaut worden waren. Mit einem vielfältigen Angebot, das von Büchern über Schallplatten (jawohl, Schallplatten!), Gläsern, Keramik, Diskokugel, Comics, Computer- wie Brettspielen, Staubsaugern (neu wie gebraucht) bis hin zu Musikinstrumenten aus zweiter Hand reichte.
Hier am Stand von Günter Senftleben – der früher selbst mal in einer Band gespielt hatte – aus Schwäbisch Gmünd interessierte sich die Noch-Rudersbergerin Regine Heusinger für eine Konzertina. Mit gewisser Fingerfertigkeit probierte sie das Handzuginstrument aus. Musikalisch sei sie vorbelastet, gab sie zu. Sie spiele Trompete und Klavier und ist im Posaunenchor der evangelisch-methodistischen Kirche aktiv. Ihr Entschluss steht fest: Im Herbst zieht sie nach Welzheim.
Ursula und Martin Geier lockte sowohl der Flohmarkt als auch die Wieslauftalbahn von Kornwestheim hierher. Als Auftakt gab es zur Stärkung für beide einen Crêpe, um den Rundgang anzuschließen. Bücher und Modelleisenbahnzubehör sucht das Paar. Und genießt gleichzeitig die Landschaft, die Ursula Geier nannte, als sie gefragt wurde, was ihr hier besonders gefalle.
Am Sonntag waren die Straßen voll
Während auf der Bühne die Stadtkapelle Welzheim abgelöst wird von der Abteilung Turnen der TSF, die mit Jump Style und Jazz Dance begeistern kann, füllt sich die Wilhelmstraße zusehends. Für die rund 20 Geschäfte, die sich am verkaufsoffenen Sonntag beteiligen, könnte dies ein Hoffnungsschimmer sein. Obwohl für die wenigsten ein finanzieller Gewinn herausspringt, machen sie mit, weil man sich so den Kunden präsentieren könne: „Wenn draußen Flohmarkt ist, ist hier drin wenig los!“, sagte Hannes Weller, Juniorchef des gleichnamigen Eisenwarengeschäftes. Allerdings war dies der Stand etwa 30 Minuten nach Beginn der vergebenen Öffnungszeit 13 Uhr. Da gab es noch Freiraum auf der Straße und nur unter diesem Vorzeichen kann die Anmerkung von Hannes Weller gewertet werden, als er sagte: „Am Sommersonntag waren die Straßen voll.“
Und auch im Juweliergeschäft von Andreas Berghold schräg gegenüber lautete die Erkenntnis um diese Zeit: „Es ist noch verhältnismäßig ruhig.“ Dennoch beteilige man sich an den verkaufsoffenen Sonntagen, aber auch Andreas Berghold gelangte zu der Erkenntnis: „Mit dem Flohmarkt vor den Läden ist es immer etwas schwierig.“ Aber der Umsatz an diesem verkaufsoffenen Sonntag ist ohnehin zweitrangig für die Mehrzahl der Gewerbetreibenden. Andreas Berghold, der Geschäfte sowohl in Winterbach als auch in Schorndorf hat, eröffnete seine Welzheimer Dependance im April 2013. Inzwischen hat er gelernt: „Die Welzheimer sind alle etwas gemütlicher, relaxter.“ Gesellige und angenehme Menschen seien es und weitab von der Hektik, wie sie in Schorndorf herrsche, wo das Leben oft genug bestimmt werde vom Takt der Bahn auf der einen Seite und dem der B 29 auf der anderen.
Einnahmen fließen in die Stadtkasse
Es war der dritte verkaufsoffene Sonntag in Welzheim nach dem „Welzheimer Frühling“ im April und dem Naturparkmarkt im Mai, sagte Uwe Lehar. Die Einnahmen aus den Standmieten des Straßenfestes fließen übrigens in die Stadtkasse, die Standmieten aus dem Flohmarkt kommen den Vereinen der Stadt zugute. Das Publikum pendele zwischen dem Flohmarkt und dem Straßenfest auf dem Kirchplatz, wo man sich mit Speisen und Getränken versorgen könne. Dort warteten auch an die 180 Sitzgarnituren auf die Besucher. Die Zahl der Besucher abzuschätzen sei wegen des Kommens und Gehens sehr schwer.
Die Tradition des Welzheimer Straßenfestes reicht mehrere Jahrzehnte zurück. Mitte der 70er Jahre entstand es aus einer Initiative des Gemeinderates, der es auch viele Jahre organisierte. Seinerzeit flossen die Einnahmen in den Bau der Justinus-Kerner-Halle.
In seiner jetzigen Form existiert das Straßenfest seit Anfang der 90er Jahre, in dem die Vereine, private Teilnehmer und Gewerbetreibende auftreten. Der Flohmarkt werde ehrenamtlich von Hartmut Rupp für die Vereine organisiert. Mit rund 200 Ständen und einem vielfältigen Angebot lockt er Besucher und Schnäppchenjäger auch aus weiter entfernten Ortschaften nach Welzheim.