Mühlen, Menschen und Humor: Was die neue Ausstellung im Museum Welzheim bietet

Der Frühling naht, und mit ihm die Ausflugssaison. Wen es nun ins Freie zieht, um etwa die Mühlen im Schwäbischen Wald in Augenschein zu nehmen, der muss nicht auf Sonnenstrahlen oder den Mühlentag warten. Das Museum in Welzheim bietet in seiner neuen Ausstellung „Mühle. Mensch. Natur.“ Begegnungen mit ebendiesen. Dank des künstlerischen Talents von Werner und Christel Drautz locken ab dem 26. März Bilder und Skulpturen ins altehrwürdige Haus. Letztere hat Christel Drautz geschaffen, für Erstere hat ihr Mann Werner zum Pinsel gegriffen. „Ich zeige Mühlen aus dem Schwäbischen Wald“, sagt der 78-Jährige.
Mühlen sind Hauptthema der Ausstellung
So hat er zum Beispiel die Meuschenmühle, die Heinlesmühle, die Hagmühle, die Ölmühle in Michelau oder die winterliche Klingenmühle gekonnt ins Bild gesetzt. Mit ihr ist gar eine Rarität entstanden. „Bilder von der Klingenmühle im Schnee sind ganz, ganz selten“, weiß Herbert Soukopp vom Historischen Verein.
Mühlen sind das Hauptthema, doch zeigt Werner Drautz auch technische Details wie einen Doppelantrieb bei der Hammerschmiede bei Oberrot und altes Arbeitsgerät wie einen Heuwender bei der Brandhofer Öl- und Sägemühle.
Die Ausstellung bietet zudem Naturmotive und -landschaften sowie Tiere, gegenständlich, nicht abstrakt. „Das hängt mit der Ausbildung zusammen“, so Werner Drautz augenzwinkernd, er hat Maschinenbau studiert. „Das hat sich gehalten.“ Oder, wie er sagt: „Ein Aquarell soll möglichst lebendig sein.“ Wenn man es lebendig nicht könne, solle man es möglichst richtig machen.
Farbholzschnitt von der Schwäbischen Waldbahn
Werner Drautz stellt auch einige Holzschnitte aus. Wie etwa einen Farbholzschnitt von der Schwäbischen Waldbahn auf dem Viadukt an der Laufenmühle, gedruckt auf eine alte Karte vom Königreich Württemberg von 1841. Mit verblüffendem Effekt: Die Linienführung wirkt eindrucksvoll, das Motiv könnte auch eine touristische Werbung aus den 1920er Jahren für die Schweizer Bergwelt sein.
Ein Hingucker mit einer frischen Prise Pop-Art
Ein Hingucker mit einer frischen Prise Pop-Art auch der Farbholzschnitt „Blaue Mühle“, der ein Mühlrad in Farbe zeigt, und zwar das der Hundsberger Sägemühle.
„Wenn man das Glück hat, wird auch noch ein bisschen was draus, das gefällt“
Stimmungsvoll, erdig-schwer und doch bereits Licht versprechend hingegen eine Momentaufnahme eines nebligen Novembermorgens an einem mäandernden Bach im Weissacher Tal, gelungen. „Es ist Handwerk. Wenn man das Glück hat, wird auch noch ein bisschen was draus, das gefällt“, sagt Werner Drautz bescheiden zu seinem Farbholzschnitt.
Im Schwäbischen Wald sind Werner und Christel Drautz mit den Kindern und später mit den Enkeln viel gewandert.
Beide wohnen in Weissach-Cottenweiler. Werner Drautz stellt nicht zum ersten Mal im im Welzheimer Museum aus. Bereits 2016 hat er Aquarelle bei der Ausstellung „Das Bauernhaus im Schwäbischen Wald“ gezeigt. 2019, noch vor der Pandemie, hatten Christel und Werner Drautz eine gemeinsame Ausstellung in Weissach. „Ich habe gedacht, das war es jetzt altersmäßig“, erinnert er sich launig. Aber dann folgte er im November einer Einladung des Vorstands des Historischen Vereins. Nun stellt das Paar in Kürze im Welzheimer Museum aus. Und zeigt qualitätvolle Arbeiten. „Wir sind beide Freizeitkünstler“, ordnet Christel Drautz ein.
"Mein Schwerpunkt ist der Mensch"
Ihren Beitrag zur gemeinsamen Ausstellung bilden hölzerne Skulpturen. „Mein Schwerpunkt ist der Mensch“, verrät die 73-Jährige. „Immer versuche ich, zu stilisieren, aber immer natürlich darzustellen.“
Christel Drautz verwendet verschiedene Hölzer. „Am liebsten habe ich Eiche.“ In jüngster Zeit habe sie nur noch Holzarbeiten ausgeführt, erzählt sie. „Vor allem im Winter. Da kann man sich warmarbeiten.“
Ihre Figuren erscheinen gern in Gesellschaft. „Spaziergang“ zum Beispiel, ausgeführt aus Platanenholz, zeigt eine Familie, das Kind weist den Eltern den Weg.
Als zu Herzen gehend, wortwörtlich, erweist sich „Paar 1“ - „bei mir müsste es gar keine Titel geben“-, geschaffen aus dem Ast eines Nussbaums, eine Skulptur eines Paars. Die stehende Frau legt den Arm um den vor ihr sitzenden Mann, er wiederum legt seine Hand auf ihre.
Humorvoll: Die „Kirschenernte“
Ein allegorisches Motiv greifen die Arbeiten „Herbst“ und Winter“ auf, weibliche Figuren, die eine die Hände ob der Fülle der Gaben geöffnet, die andere die Arme eng am Körper haltend, sich wärmend. „Die Figuren sollen Ruhe ausstrahlen“, darauf legt Christel Drautz Wert.
Humor hat sie auch, die Künstlerin. Etwa bei „Kirschenernte“: Da stützt sich eine Figur auf den Kopf der anderen, um die rot leuchtenden Früchte über ihnen zu erreichen. Ein Werk, das dem Betrachter Spaß macht und dies auch für die Künstlerin tat. „Das ist auch unser Hauptmotiv, weil wir Spaß daran haben“, sagt Christel Drautz über ihre künstlerischen Arbeiten.