7-Jähriger ist Deutscher Meister im Streetdance
Winnenden. Die „Schildkröte“ ist gar kein Problem mehr, beim kreiselnden Kopfstand muss noch eine Matte her, sonst tut’s doch zu arg weh. Etuan aus Winnenden tanzt Streetdance und spezialisiert sich gerade auf die athletischen Elemente. Salto vorwärts im Wohnzimmer ist sein Favorit. Zusammen mit seiner Tanzgruppe "Lil Monkeys" ist er Deutscher Meister geworden.
Mannomann, wenn nur die rote Weste nicht ganz so warm wäre! Aber Etuan kann sie nicht ausziehen, ganz egal wie sehr er schwitzt. Sie gehört zum Outfit der „Lil Monkeys“, was übersetzt „kleine Äffchen“ heißt, und so ein freches Tier prangt auch auf Etuans Shirt. Etuan tanzt, und was wäre ein Tänzer ohne seine Garderobe. Die nämlich sagt hier: Wir sind wirklich ziemlich lässig und wir haben’s drauf. Echt!
Da übertreibt die Garderobe nicht: Etuan ist zusammen mit seinen Mittänzerinnen und noch einem weiteren Mittänzer tatsächlich im April Deutscher Meister bei den Streetdance-Meisterschaften geworden. Freilich in seiner Altersklasse, U10, Etuan ist schließlich gerade mal sieben Jahre alt. Aber immerhin gab’s viele, viele andere Gruppen aus ganz Deutschland, die auch nach Pforzheim gereist waren und dort tanzten. Es war ein Riesenspektakel.
Die Schildkröte ist der Höhepunkt
Die zwei Jungs und vier Mädels machten einen Tanz, bei dem sie – natürlich synchron – ganz viele komplizierte Schritte und Drehungen und Armbewegungen machen mussten. Einmal waren sie wie die Roboter, denen plötzlich der Stecker gezogen wird – da blieben sie stocksteif stehen. Einer der Tänzer knipste sie dann alle wieder an und weiter ging’s. Bis zum Schluss, wo Etuan seinen großen Auftritt hatte und eine „Schildkröte“ aufs Parkett legte.
Ja, klingt lustig, heißt aber so beim Breakdance. Etuan erweitert sein Repertoire nämlich im Augenblick und geht – der dritte Tanztermin in jeder Woche – auch noch dorthin, wo dann so Einlagen wie kreiselnde Kopfstände, Handstand-Überschlag und sonstige Wirbel gelernt werden. Augenblicklich trainiert er mit viel Enthusiasmus den Salto vorwärts. Gerne auch mal daheim im Wohnzimmer. Da legt er dann eine Matratze vor die Tür, dass er nicht durch den Rahmen rauscht, noch zwei Kissen drauf, dass der Sturz ein bisschen weicher ausfällt, und schließlich los mit Schmackes.
Aber wie bitteschön kommt so ein Zweitklässler dazu, tanzen zu gehen? Eigentlich spielen Jungs in diesem Alter doch Fußball? Die Mama sagt’s ein bisschen despektierlich: Der Etuan „hopst gern rum“. Tja, aus dieser Bewegungsleidenschaft ist dann, drei Jahre war der Junge alt, der erste Besuch in der Tanzschule geworden. Das, sagt Etuan, war toll. Obwohl da ja fast nur Mädels sind. Zwischendurch hat er tatsächlich mal Fußball ausprobiert. Da, sagt er, habe er immer die Tore verwechselt. Und Kampfsport war auch nicht so das. Etuan wollte immer wieder tanzen.
Geht´s im Mai zur Europäischen Meisterschaft?
Tja, wer so mit Leidenschaft dabei ist, der trainiert auch die Osterferien durch. Jeden Tag ein bis zwei Stunden Anstrengung. Und dann dieser Lohn. Eigentlich könnten die Lil Monkeys demnächst, nämlich Mitte Mai, nach Glasgow reisen. Da findet die Europäische Meisterschaft statt. Davon aber ist Etuans Mama doch noch nicht so ganz überzeugt.
Streetdance ist ein auf der Straße entstandener ursprünglich improvisierter Tanzstil. Er basiert auf der Musikrichtung des Hiphop und des Rap. Zum Streetdance gehören auch Elemente des Breakdance.
Breakdance ist, wie der Hiphop, in den amerikanischen Ghettos entstanden. Breakdancer müssen athletische Fähigkeiten mitbringen, denn sie bauen die sogenannten „Powermoves“ in ihren Tanz ein. Das sind beispielsweise ein einarmiger Handstand oder ein Kopfstand, wobei sich der Tänzer dabei stets noch um die eigene Achse dreht.