Christoph Sonntag beim City-Treff
Winnenden. Auf genial-erfrischende Weise verbindet Kabarettist Christoph Sonntag Witze über Winnenden und den Landtagsabgeordneten Willi Halder mit Auszügen aus seinem aktuellen Programm „Bloß kein Trend verpennt“. So wird der Grüne, der frühere Buchhändler, zum roten Faden. Selbst aus den Sonnenschirmen, die dem Künstler den Blickkontakt zu den vorderen Reihen verwehren und ihn granatenmäßig ärgern, holt er noch einen Running Gag heraus.
Sonntag läuft erst nach hinten, geht dann in die Hocke, sucht die optimale Position zwischen sich und den Schirmen, während er professionell gut gelaunt und in schnellem Taktschlag seinen aktuellen Promirundschlag anbahnt. Dobrindt kriegt nicht nur wegen der Autobahn-Maut sein Fett weg, sondern auch wegen seiner scheußlichen Anzüge, Brexit, Trump und Seehofer werden en passant gestreift, als wolle er sie nicht bedeutender machen, als sie sind. „Lauter“, ruft eine Frau von der Marktstraße her, die neben der Bühne steht. „Ja, in Winnenden kannsch ned alles han. Gehsch hinter die Schirme, da siehsch nix, dafür hörsch was“, empfiehlt ihr der Comedian.
Fitnessarmband – „wie eine elektronische Fußfessel“
Die Politiker kommen bei diesem zweiten City-Treff-Montagmittag mit dem in Waiblingen aufgewachsenen Kabarettisten recht glimpflich davon, sieht man mal von den Oettinger- und Kretschmann-Handpuppen ab. Wie ein Bauchredner parodiert Christoph Sonntag die Stimmen und bewegt Nase und Münder der erstaunlich echt wirkenden, weichen Puppengesichter. Der CDU-EU-Kommissar animiert den „Winnie“ dazu, eine rot-rot-grüne Bundestagskoalition verhindern zu helfen. Denn schlimm wäre eine grüne Außenministerin Claudia Rot: „Unsere Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien könnten wir vergessen.“ Winfried Kretschmann ist dabei: „Es darf niemanden geben, der mächtiger ist als ich!“ In wunderbar satirische Geschichten mit autobiografisch wirkendem Touch verpackte Sonntag seine Trendschelten über Chiasamen, E-Bikes und Fitnessarmbänder. Rund um den Wonnetag im Mai haben die Dinger Winnender Gruppen im Wettbewerb Beine gemacht. „Des isch wie eine elektronische Fußfessel für Leute, die es nicht mal schaffen, straffällig zu werden“, lästerte Christoph Sonntag, und berichtete, wie seine Frau sich erdreistet habe, ihm eins zu schenken. Und es dann auch noch ausgelesen hat! „Du hast gestern 24-mal an einen Baum gepinkelt und hattest siebenmal Geschlechtsverkehr“, sagt eine elektronische Stimme. „Als meine Frau schon beim Kofferpacken war, sagte ich, wie’s war: Ich hab’s dem Hund umgebunden“, sorgt er knitz für Aufklärung, um sogleich wieder Halder ins Gespräch zu bringen: „Gell, Willi, du hasch’s g’merkt. Siebenmal am Tag – das war vielleicht in der Zeit, als du noch Buchhändler warst. Aber doch jetzt nemme als Politiker. In unserem Alter!“
Auftritt von vier Firmen finanziert
Christoph Sonntags Auftritt zur Mittagszeit am Montag während des City-Treffs haben vier Winnender Firmen finanziert und der Verband der Selbstständigen (VdS) mit einem Mittagessenverkauf flankierend unterstützt: Pfleiderer-Projektbau, Bäckerei Maurer, Giesser Messerfabrik und Küchenhaus Pfleiderer.
Wer mehr Sonntag hören und vor allem sehen will: Der nächste Auftritt in der Nähe ist am Samstag in Kernen, es gibt noch Restkarten.
Eine halbe Stunde lang signierte Christoph Sonntag nach seinem Auftritt Autogrammkarten, CDs und Bücher – und witzelte mit den Besuchern herum. „Ha, solche Vornamen für eure Kinder? Da henner ja ganz schö viele Droga g’nomma!“