Da hilft alles Schieben nicht: Eselrennen
Berglen. Es geht bei diesem Rennen keinesfalls ums Gewinnen, da sind sich alle einig. Harald Walz von der Zachersmühle aus Adelsberg kann das gelassen sagen. Er war mit zwölf Eseln zum Waldsportplatz gekommen, von denen er elf ins Rennen schickte. Die Zachersmühle habe in Hößlinswart bisher so gut wie alle Rennen gewonnen, erklärte er selbstbewusst. Esel seien nämlich gar nicht so störrisch, wie man glaubt.
Im Alltag gehen seine Esel, die zwischen ein und 29 Jahre alt sind, auf Trekkingtouren, man könne sie für Kindergeburtstage engagieren, für Kindertagesstätten oder in der Behindertenarbeit. Esel, betonte Harald Walz, seien die idealen Arbeitspartner. Sie beißen nicht, schlagen nicht aus, sie scheuen nicht, seien gemütlich und charakterfest. Sie legen Wert auf einen geregelten Ablauf und eine Beschäftigung, die sie fordere. Und was die sprichwörtliche Sturheit der „Grautiere“ betreffe, so müsse man dies relativieren: Ein Esel besitze einen eigenen Charakter, sein Führer müsse ihn mit viel „Geduld und Spucke“ überzeugen und für sich gewinnen. Dann könne man zu ihm eine sehr persönliche Beziehung aufbauen, wie zu einem Hund. Und wenn ein Esel sich einmal weigere, weiterzugehen, dann sei dies keine Sturheit, sondern habe stets seinen guten Grund. Es sei eine Empfehlung an den Führer, so Walz, das eigene Verhalten zu überprüfen und darüber nachzudenken, warum das Tier nicht mehr wolle.
Streicheln und Kraulen gefällt Kindern, Eltern und den Eseln
Was den Übernamen „Grautier“ betrifft: Bei einem Rundgang über den Platz konnten sich die Zuschauer davon überzeugen, dass die Bandbreite der Fellfarbe eigentlich von Grau über Braun, Beige und Khaki bis zu hellem Blond reicht. Und ein tiefer Blick in die nachtdunklen Augen der Tiere, ein Streicheln oder Kraulen ließ nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Auch deren Eltern und Großeltern konnten sich da begeistern, selbst wenn sie den immer wieder geäußerten Wunsch: „So etwas will ich auch! Bekomme ich auch einen Esel?“ ausschlagen mussten.
„Lasse“, der eineinhalb Jahre alte putzige Zwergesel von Birgit Ruof aus Enzweihingen, schien sich in dem besonderen Interesse und in der Aufmerksamkeit, die ihm vom Publikum entgegengebracht wurden, geradezu zu sonnen. Eigentlich gehöre er ja ihrem Sohn Finn, erklärte Frau Ruof, und der erziehe ihn auch und arbeite mit ihm. Insgesamt sei sie das dritte Mal beim Eselrennen in Hößlinswart dabei, „und wir steigern uns von Jahr zu Jahr.“
Überhaupt, es war ein waschechter Familientag, den der KTSV da wieder ausgerichtet hatte. Warum der Verein diesen organisatorischen Kraftakt auf sich genommen habe? – „Nun, zunächst einmal aus Spaß an der Freude“, sinnierte Vorstand Dieter Beck. Es handle sich einerseits um ein Angebot an die Bevölkerung, andererseits stelle es eine hervorragende Chance dar, den Verein bekanntzumachen. Dies zeige sich allein schon aus dem Einzugsbereich, aus dem Teilnehmer und Besucher anreisten: von Crailsheim bis Vaihingen. Und für die Vereinsmitglieder, die sich allesamt an diesem Tag, an der Vor- und Nachbereitung des Festes einbringen, sei es eine Herausforderung. Die gemeinsame Leistung stärke den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl untereinander.
Das sei überall zu spüren, fand Larissa aus Schornbach, als sie sich ihre Startnummer abholte. Sie nahm mit ihrer „Rosie“ schon zum sechsten Mal in Hößlinswart teil. Und auch für sie ist ein Esel ein besonderes Tier, denn aufgrund des Alters, das er erreichen könne, „hast du einen Esel fürs Leben“. Gewonnen hat das Rennen übrigens Jolly von der Zachersmühle.
2000 kamen trotz üblen Wetters
Die im Vorfeld befürchtete Schlammschlacht blieb aus. Wohl ging den ganzen Tag über so manch skeptischer Blick Richtung wolkenverhangenem Himmel, es pfiff auch der eine oder andere kühle Windstoß zwischen den Bäumen hindurch über den Sportplatz, doch das Wetter hielt sich den Sonntag über.
Auch wenn wegen der Kälte und der fehlenden Sonne etwas weniger Besucher kamen als sonst, waren es doch noch 2000 Leute, die die Esel anfeuerten.
Vom Parkplatz über die Versorgung mit Essen und Trinken bis hin zur Organisation der Rennen sorgten die Vereinsmitglieder für einen reibungslosen Ablauf.
So wurde das 10. Hößlinswarter Eselrennen zu einem vollen Erfolg - sowohl für den KTSV Hößlinswart und dessen Vorstand Dieter Beck, der dieses Event aus der Taufe gehoben hatte, wie auch für die zwei- und vierbeinigen Athleten sowie das bei den Rennen begeistert mitgehende Publikum.

