Eselrennen beim KTSV Hößlinswart
Berglen. Rennende Esel, die ihre zweibeinigen Halter abhängen. Ein Läufer, der auf Knien hinter dem Tier herrutscht –beim Versuch, es einzufangen. Drollig bockende Langohren, die einfach stehen bleiben. Je unberechenbarer die Paraden, desto tierischer das Vergnügen für die rund 2500 Zuschauer.
24 Esel geben tierisch Gas. Einer rennt wie Oskar. Und er heißt auch so: Esel Oskar vom Team der Zachersmühle saust im Vorlauf mal eben so allen anderen davon. Gerade war da noch Benni neben ihm, den Kopf stolz aufgestellt, der sich in Sieger-Gangart in Richtung Ziel bewegt. „Das kann ich auch“, scheint Oskar zu denken. Er hängt nach dem Motto „Bei mir ist vorne“ den Artgenossen im lockeren Galopp ab und wetzt beim finalen Eselsprint sogar seinem zweibeinigen Führer davon. Den haut es erst mal hin. Leider hat es Oskar bei seinem Alleingang etwas zu gut gemeint: Weil er ohne Läufer durchs Ziel rennt, wird er von der Rennleitung disqualifiziert. Das Publikum lacht und hat Riesenspaß. Applaus auch für den Läufer, der schnell wieder auf den Beinen ist und mitlacht über den vierbeinigen Energiebolzen.
Esel Alfonso zieht Mike ein paar Meter auf Knien hinter sich her
Von überall strömen Zuschauer zum Esel-Public-Viewing. Schon in Rohrbronn, einen Kilometer entfernt von der Rennstrecke, künden die vielen geparkten Autos vom Großereignis mitten im Wald. Stoßstange an Stoßstange reihen sich die Fahrzeuge auch entlang des Waldwegs zum KTSV-Vereinsheim. Was sie zu sehen bekommen, ist eine köstlich-komische Eselei: Läufer Mike hat auf der Hose eine grüne Stelle, am Knie. „Er hat mich die letzten Meter auf Knien hinter sich hergezogen“, sagt der Eselfan vom Team Dornröschen aus Urbach. Während Mike noch außer Atem erst mal nach Luft schnappen muss, steht Alfonso, der zwölfjährige amerikanische Zwergesel, nach seinem beachtlichen Sprint schon wieder völlig entspannt auf der Wiese, lässt sich von der siebenjährigen „Eselchefin“ Pauline streicheln und futtert gemächlich etwas Gras. „Der ging ab, da kamen meine Füße nicht mehr hinterher“, berichtet Mike lachend von seinem Erlebnis im Schlepptau des rasenden Esels. „Genau die Aktionen sind’s, wenn der Esel wirklich wie ein Esel ist“, sagt Mike, „sonst könnte man ja zum Pferderennen gehen.“
Unberechenbare Paraden
Der witzige Wettstreit der Vierbeiner sorgt mit unberechenbaren Paraden immer wieder für Überraschungen - und für manch unvorhersehbare Kehrtwende. Da ist dann Schieben und Ziehen keine gute Idee. Man muss den Sinn des Esels für unberechenbares Stehenbleiben neidlos und am besten „mit etwas Demut“ anerkennen, sagt Carina Grünenwald vom Team Bonholz in Alfdorf. Die Bekanntschaft mit dem ausdauernden Nichtwollen, auch als „Sturheit“ tituliert, machen alle Eselbesitzer früher oder später.
Bockigkeit Beweis der unterschätzten Intelligenz
Wobei der Sinn für Bockigkeit nach Ansicht von Nicole Heiterich aus der Nähe von Schwäbisch Hall ein Beweis seiner unterschätzten Intelligenz ist. „Er ist weder stur noch dumm, er überlegt sich eben vorher, ob er rennen soll und ob es sich lohnt“, meint sie grinsend und krault ihre Schützlinge: Den aus Italien stammenden Seppl der Rasse „Asino dell’Amiata“ und die bereits im Vorlauf ausgeschiedene Hauseselin Jacqueline, die mit der Zunge den hingehaltenen Apfelsaft trinkt. „Den naturtrüben hat sie am liebsten“ meint Nicole tröstend, tätschelt ihren Kopf, krault die langen Ohren, die sie wachsam aufstellt. „Es war heute nicht ihr Tag, aber das weiß man immer erst, wenn man drinsteht und einen alle Leute anstarren“.
Starke Läufer von der Zachersmühle
Jojto rannte allen davon und als Erster durchs Ziel. Den zweiten Platz belegt Jolly Jumper, den dritten Zac, alle drei leben in der Zachersmühle bei Adelberg.
Auf den vierten Platz rannte Lukas (Team Kinkel, Bonholz-Team, Alfdorf), den fünften belegt der Winnender Esel Gioberto von Lena und Ann-Kathrin Bauer (Aidehof), Platz 6: Filou (Bayer, Heidi von Oberrot).
Beim 13. Eselrennen lag die Teilnehmer-Obergrenze bei 25 Eseln, um den Turnierablauf flüssiger zu machen.
Elf der 24 Esel hat die Zachersmühle ins Rennen geschickt; zwei seien kurzfristig für einen Teilnehmer eingesprungen, der absagen musste, erklärt Abteilungsleiter Dieter Beck vom veranstaltenden KTSV Hößlinswart das starke Teilnehmerfeld vom Eselgestüt in Adelberg.
Walter Notz aus Ulm, der als freier Mitarbeiter bei SWR4 arbeitet, hat das Rennen wieder launig moderiert.