Hallo-Hallo: Chor bereichert Afrikafest
Winnenden. Die ökumenische Schulgemeinschaft der Albertville-Realschule lässt sich jedes Jahr etwas Neues für ihr Afrikafest einfallen. Dieses Mal kochten Schüler der 9d zusammen mit Thomas Wünsche und Markus Henrich in der Kärcher-Feldküche einen afrikanischen und einen schwäbischen Eintopf für 300 Gäste. Der Erlös des Fests wiederum, wie passend, verschafft Kindern in Namibia eine warme Mahlzeit am Tag.
„Es ist oft die einzige Mahlzeit des Tages, die die Kinder im Dorf Hoachanas bekommen“, sagt Angelika Gleich, Gründerin des Hilfsfonds, in der gut besuchten Aula. Viele Gäste und Schüler löffeln da bereits den Gaisburger Marsch oder auch den „Africano“, in dem sich neben viel Gemüse und Reis Curry und Cashewnüsse befinden.
Lob für die Kochkünste der Mitschüler
„Lecker!“, „Superlecker!!“ hört man allenthalben Lob für die Kochkünste der Mitschüler. Bei uns in Deutschland muss niemand hungern, allenfalls ist die Frage, wann man angesichts der immer länger werdenden Schlange vor der Feldküche zu seinem Abendessen kommt.
Was aber alle wissen: Mit leerem Magen kann man nicht lernen. Angelika Gleich hat daher vor 17 Jahren begonnen, Suppenküchen einzurichten: Die Köchin bekommt einen Teil des Spendengelds, kauft damit ein und kocht täglich für die Schulkinder, deren Eltern weit entfernt zur Arbeit gehen müssen. Als Entlohnung dürfen sie und ihre Kinder mitessen.
Chor aus Hoachanas sorgt für Gänsehaut und großes Vergnügen
Zwei dieser Köchinnen-Kinder sind am Donnerstagabend in der Aula! Beide sind erwachsene Frauen, die eine ist Tochter der früheren Köchin der Albertville-Schule-Suppenküche, die andere ist die Tochter der aktuellen Köchin. Mit großen Augen gucken die Schüler sie an, denn die Frauen waren vor einer halben Stunde vorne gestanden und haben aus voller Brust gesungen und getanzt.
Ja, auch das war neu beim fünften Afrika-Fest: Neun junge Erwachsene aus Hoachanas, alles ehemalige Suppenküchen-Kinder, sind zu Gast in Deutschland und machen (zusammen mit neun weiteren) eine Konzerttournee! Drei Lieder gaben sie zweimal am Abend zum Besten, und das war ein stimmgewaltiger, lebenslustiger, um nicht zu sagen wohlschmeckender Appetitmacher für das Konzert am Freitagabend in der Schlosskirche!
Garant für Gänsehaut und Herzerwärmung
Viele Lieder beginnen mit einem Ruf wie „Hallo, hallooo“, dann setzen die Trommel und die anderen Sänger ein, erst einstimmig, dann mehrstimmig zu Dur-Akkorden anschwellend, die der Garant für Gänsehaut und Herzerwärmung sind. Riesenjubel in der Aula für die Darbietungen des Chors.
Doch, hallo-hallo, die Gastgeber müssen sich gesangstechnisch nicht verstecken: Die Schulband-Sängerinnen Sanja und Lucy, teils verstärkt durch Comfort (die bereits die Schule verlassen hat), lassen soulig-rauchige Stimmen hören und sorgen zusammen mit den anderen Band-Mitgliedern für gute Unterhaltung.
„Ihr habt die Uhren. Wir haben die Zeit“
Rund um die Aula haben sich weitere Schüler ins Zeug gelegt, um den Gästen etwas zu bieten. Es ist wie auf einem bunten Markt: Hier gibt’s Fruchtspieße, die mit Schokolade überzogen werden, dort die faszinierend praktischen Waren aus dem Weltladen (Coffee-to-go-Becher aus Bambus, immer wieder zu verwenden, oder Haarseife).
Die Schülerfirma Klamottenkiste zeigt, dass sie längst nicht mehr nur T-Shirts mit dem Schulmotto „Ich habe einen Traum“ bedruckt, sondern alles auf Kundenwunsch hin anfertigen kann, sei es auf einem Sweatshirt oder einem Filzeinband. Sehr schön auch der Bastelraum, in dem die Schüler und Gäste unter anderem Karten mit Motiven und Sprüchen aus Afrika gestalten können. Etwa mit dem, der sich an uns getaktete Europäer richtet: „Ihr habt die Uhren. Wir haben die Zeit.“
Essen als Grundlage für erfolgreiches Lernen
- In vier Jahren haben die Spenden, die Albertville-Realschüler gesammelt und erarbeitet haben, eine gleichnamige Suppenküche in Hoachanas möglich gemacht, in der momentan sechs Kinder und die Familie der Köchin verpflegt werden.
- Durch die am Donnerstag übergebenen Spenden in Höhe von über 5000 Euro kommen sechs weitere Kinder in den Genuss einer warmen Mahlzeit pro Tag. Außerdem können Möbel fürs Hausaufgabenmachen beschafft werden.
- Mit 200 Euro kann ein Kind ein Jahr lang bekocht werden, für 350 Euro ist ein Solarkocher zu haben, für 500 Euro eine Trockentoilette. „50 frühere Suppenküchenkinder besuchen die Highschool“, schreibt Angelika Gleich stolz in ihrem Bericht über die positive Auswirkung des Lernens mit vollem Magen.