So löschte man damals
Winnenden. Die Innenstadt war rot am Sonntag. Ganz im Zeichen des Landesfeuerwehr-Oldtimertreffens stand sie, das Feuerwehrangehörige, Oldtimerfans und interessierte Laien aus ganz Baden-Württemberg angelockt hatte.
An die hundert, teilweise blitzblank gewienerte Feuerwehrfahrzeuge waren um halb elf Uhr von beiden Seiten her in die Fußgängerzone eingefahren und präsentierten sich dort der staunenden Öffentlichkeit. Unter den blechernen Kostbarkeiten befanden sich Blickfänger wie Dietmar Müllers Ford Modell T „Tin Lizzi“ aus Schemmerberg, Baujahr 1920, die einst bei den Floriansjüngern von Rotterdam im Einsatz war. Leidenschaft und Herz benötige man, um sich einem solchen Fahrzeug zu verschreiben, versicherte der Eigentümer. Günther Hüblers „Pumper“ hatte eine Reise um die halbe Welt hinter sich, ehe er im Feuerwehrmuseum Riedlingen seinen endgültigen Standort gefunden hatte - im wahrsten Sinne der Wortes, war er doch bei der Fire Brigade von Sidney im Einsatz.
Um zu verstehen, warum sich jemand für einen siebzig Jahre alten Lastwagen begeisterte, müsse man schon mit einem derartigen Fahrzeug aufgewachsen sein, waren sich Erwin Lämmle, Manfred Schmid und Heinz Schnabel einig. Die drei jedenfalls waren am 17. Juni 1981 nach Bad Kissingen aufgebrochen, hatten sich dort in eine Magirus LF 15 TS abgeholt und nach Schorndorf kutschiert. Es folgten Jahre intensiver Arbeit der Renovierung und Restaurierung, bis das Fahrzeug endlich so dastand, wie heute – ein faszinierendes Stück Feuerwehr- und Technikgeschichte, das man mit Stolz der Öffentlichkeit vorführen könne.
Winnenden. Acht Mannschaften aus Spremberg im Osten über Lorsch in Hessen bis hinunter nach Mirchel in der Schweiz waren am Sonntag zum 29. Handdruck-Feuerspritzenwettbewerb auf dem Marktplatz angereist.
Der Wettbewerb finde seit 1985 statt, und ins Leben gerufen habe ihn der Markgraf von Baden. Die Feuerwehrhandspritzen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz kamen, stellten gegenüber der Eimerkette geradezu einen Quantensprung hin zu einer effektiven Brandbekämpfung dar, meinte Moderator Katz, über das reine Retten, Bergen und Verhindern des Übergreifens auf weitere Gebäude hinaus. Mit einer Leistung von 1000 Liter pro Minute lieferten sie Wassermengen, die es tatsächlich ermöglichten, aktiv gegen die Flammen vorzugehen und sie niederzuschlagen. Es handelte sich bei ihnen um technische Meisterwerke, von denen man schier nicht den Blick wenden konnte, so strahlten und blinkten sie bis zum letzten Nagel und Beschlag.
Seit Jahren mit dabei ist die Mannschaft aus Orsingen-Nenzingen mit ihrer von der Überlinger Firma Blersch 1899 gebauten Spritze. Mit original Hanfschläuchen ist sie ausgerüstet. Wenn man sie anschließt, sind die Schläuche zunächst nicht wasserdicht – erst müssen die Fasern durchnässen und quellen.
Die Feuerwehr in Baden-Württemberg sei sowieso etwas sehr spezielles, begeisterte sich der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Rainer Wieland, der den Wettkampf eröffnete. Dieses System sei in vielen Staaten in dieser Form unbekannt. Er selbst würde die freiwilligen und Berufsfeuerwehrleute Baden-Württembergs stets als Vorbilder empfehlen und sich für sie einsetzen, versicherte er.
Den Einsatz an diesem sonnigen Sonntagmorgen eröffneten die „Sankt-Floriansjünger“ aus Eppingen unter ihrem Kommandanten Alex Wagner stilecht nach der Alarmierung mit einem Hornsignal. Im Laufschritt marschierten sie mit ihrer 172 Jahre alten Spritze - die älteste, die an diesem Tag zum Einsatz kam - auf den Marktplatz, holten die Spritze vom Wagen und pumpten. Es dauerte einen Augenblick, bis das Wasser seinen Weg durch den Schlauch fand und endlich zum Strahlrohr hinausschoss. Doch als es endlich kam, kam es gewaltig. Vier Minuten lang mussten die Männer an der Pumpe mit ihrer schweißtreibenden Arbeit durchhalten. Dabei durften sie in keinem Fall aus dem Takt kommen. Angefeuert wurden sie von dem begeistert mitgehenden Publikum. Dann wurden Spritz-weite und die Menge des geförderten Wassers akribisch gemessen. Als sie nach getaner Arbeit die Pumpe wieder zurückbauten und im Laufschritt die Wettkampfbahn verließen, hatten sie sogar noch Luft für ein gemeinsames Lied.
Die Teams
Insgesamt acht Teams traten am Sonntag zum Wettbewerb an. Ein Team aus Spremberg-Terpe, Ergeltingen-Rorgenwies, Welschingen, Orsingen-Nenzingen, Lorsch, Eppingen und die Nostalgiefeuerwehr Mirchel.
Die Pumpen stammen von 1847 bis 1912.