Stadtbau Winnenden hat sechs Stadtwohnungen fertig, die dringend gebraucht werden

Das schönste und neueste Haus in der Gerberstraße gleich beim Jugendhaus nimmt ab November seine Mieter auf. Es sieht so individuell und wohlgestaltet aus, dass man einen betuchten Privatmenschen hinter dem Gebäude vermuten könnte. Aber das Gegenteil ist der Fall: Die Stadt hat gebaut, um darin Leute unterzubringen, die dringend eine Wohnung brauchen. Sie bekommen einen Teil der Wohnungen, der andere Teil geht an Leute, die voll berufstätig sind und eine ganz normale Miete bezahlen. „Gemischtes Wohnen“ heißt das Prinzip für solche Häuser der Stadt.
Groß sind die Wohnungen nicht, aber praktisch und hell
Bauherr: die Stadtbau, die die Wohnungsnot mildern soll, indem sie im Auftrag der Stadt baut. An der Gerberstraße hat sie vier Einzimmer- und zwei Dreizimmerwohnungen untergebracht. Keine ist sonderlich groß, selbst die Dreizimmerwohnungen haben nur 60 Quadratmeter, aber sind geschickt gestaltet, Küche und Wohnzimmer in einem Raum und zwei kleine Schlafzimmer – darin lässt es sich zu zweit ganz gut und zu viert vielleicht ganz passabel leben.
Am Dienstag besichtigten FWV-Stadträtin Ingrid Hecht-Hatzis und Vertreter der Stadtverwaltung das fertige Haus, das vom Winnender Architekturbüro Rommel und Wagenpfeil entworfen wurde. Die Architekten spielen raffiniert mit den alten Häusern des Stadtkerns und Gegebenheiten des Grundstücks. Bedingt durch Grundstücksgrenzen ist der Grundriss nicht vollkommen rechteckig. Das Erdgeschoss ist ein bisschen abgeschrägt, der erste Stock darüber schon weniger und der dritte Stock ist rechteckig. So ergab sich für jedes Obergeschoss ein schräg verlaufender Vorbau – eine Reminiszenz an viele alte Winnender Häuser, die einen Vorbau haben. Bauamtsleiter Klaus Hägele erklärte das Haus, erwähnte, dass es insgesamt 1,2 Millionen Euro kostet und dass es eine lange Baugeschichte hat.
Zwischendurch war der ganze Bau für Monate stillgelegt
In den 90er Jahren hatte die Stadt das Grundstück gekauft, ein Haus darauf abgerissen, und dann war es lange Jahre ein Schotterparkplatz, bis die Wohnungsnot zum großen Thema wurde und der Gemeinderat einen Hausbau an dieser Stelle beschloss. 2017 wurde der Entwurf für das Wohnhaus genehmigt. Im März 2019 – mitten im schönsten Bauen – wurde plötzlich der Bau eingestellt, weil ein Nachbareinspruch aufgekommen war. Ende September war der Einspruch aufgehoben, die Pläne der Stadt wurden vom Gericht genehmigt und die Maurer konnten weiterbauen. Dann kam Corona – noch eine Verzögerung. Aber jetzt ist endlich alles fertig.
Jede Wohnung hat ihr eigenes, kleines Lüftungssystem
Von außen wirkt das Haus wie ein fester Bestandteil der alten Stadt. Dennoch gliedern moderne Elemente die Fassade, dunkelgraue Fenstereinfassungen und Blechhauben. Die Einfassungen sind wirklich nur wegen der Ästhetik dran. Aber die Blechhauben sind Lüftungen. Alle Wohnungen haben eine Lüftungsanlage, damit sich garantiert kein Schimmel bildet, wie Klaus Hägele erklärte.
Eine Besonderheit hat das Haus: Die Treppe liegt an der frischen Luft. Sie ist zwar durch eine Mauer gegen den Nachbarn abgeschirmt, aber nach zwei Seiten offen.