Volle Kraft voraus: Gaudi auf dem Stoppelacker
Berglen. Mit der ländlichen Beschaulichkeit hat es am Samstagnachmittag jäh ein Ende. Beim fünften Stoppelackerrennen des Highlander Allradclubs ist der Bär los, als unzählige Motoren losdröhnen.
„Los, lass mal schreien, ich glaub, der ist noch kalt“, macht Moderator Achim Schwarz die Zuschauermenge heiß. Der Regen kurz vor dem Start hat den Acker aufgeweicht. Im Profil der Reifen klebt zentimeterdick der Dreck. Als Fahrer reibt man sich kurz vor dem Start die Hände. „Der Boden hat mehr Haftung und eine bessere Konsistenz“, sagt Jörg Jordan, der Erste Vorsitzende des Highlander Allradclubs.
Die Staubwolken der Vorjahre, als die Piste trocken war, hätten sich somit erledigt. Letztes Jahr mussten die Autos hinterher abgestaubt werden, dieses Mal wird der Dreck abgeschabt. „Nach dem Rennen kommt die Arbeit“, ist Jordan ehrlich. Denn ein gefühltes halbes Pfund Erde spritzt auf, sobald ein Fahrer pfeilschnell loskreischt oder vor dem Start gewollt die Räder durchdrehen lässt.
Brachiale Beschleunigungsmanöver gefallen den Besuchern
Viele machen diese Pose, machen einen auf dicken Gasfuß, lassen hören, was ihr Vehikel unter der Haube hat. Immer wieder stößt ein Begrenzer nach dem Durchtreten des Gaspedals blubbernde Geräusche aus. Monströse Maschinen und brachiale Beschleunigungsmanöver locken mehrere Hundert Besucher und mehr Starter als in den Vorjahren an. „77 Teilnehmer, zum Teil aus Österreich und aus ganz Baden-Württemberg, so viele waren es noch nie“, zieht Jörg Jordan einen Vergleich.
„Den Lappen runterdrücken“, heizt der Moderator übers Mikro von einem Turm aus die Stimmung an. Den Fans kann es nicht intensiv genug nach Benzin riechen und vermutlich auch nie zu laut sein.
Sogar ein Audi S2, allerdings mit aufgemotzten 520 PS, macht mit
Auf 30 Meter Distanz ist bei dem Rennen kein Platz für Zartgewichte. In nach PS-Stärke gestaffelten Klassen lassen die auf Leistung getrimmten Motoren ihre Hubraum-Muskeln spielen. Die Rennleitung hält die Teilnahmebedingungen allgemein: „Funktionierende Bremsen, vier Räder, ein Lenkrad“, sagt Jordan. Das lässt Raum nach oben hin: Alles, was Rang, Namen und vor allem PS hat, heizt über die Piste. Fahrzeuge, die „fast serienmäßig“ und mit Originalmotoren ausgestattet sind, Wettbewerbsfahrzeuge, die bei der deutschen Geländemeisterschaft starten, und Pick-ups mit richtig „Wumms“ unter der Motorhaube.
Bei manchen lässt sich der Kraftprotz nur erahnen. Kai Maier aus Gschwend geht mit einem strahlend weißen Audi S2 und normaler Straßenbereifung an den Start. „Serienmäßig hat er 220 PS, ich hab’ ihn auf 520 PS nuffgelupft“, erzählt er vom Fünf-Zylinder-Turbo-Motor. Dem Publikum gefällt es, dass neben den Hochsitzkarossen mit XXL-Rädern auch ein Straßenauto vor ihren Augen durch den Dreck gezogen wird. Eigentlich fahre er gar keine Rennen und sei aus Zufall bei einer Wochenendausfahrt auf das Stoppelackerrennen aufmerksam geworden. „Da dachte ich, dass ich gaghalber ja mal mitmachen kann“, meint der 26-Jährige.
„Wir sind alle ein bisschen krank im Kopf, so einen Quatsch zu machen und auf einem Dreckacker herumzufahren“, nimmt sich „Muggi“ alias Michael Gereke von den Night Hunters aus Gschwend aufs Korn.
Ideal: Abgeernteter Getreideacker
Die Allradfahrer des Highlander Allradclubs zieht es das Jahr über in spezielle Offroadparks oder zur Deutschen Geländemeisterschaft (DGM). Für ihr eigenes jährliches Sommerfest hätten sie nach einem Highlight gesucht und so die Idee entwickelt, ein Beschleunigungsrennen von der Straße auf die Dreckpiste zu verlegen, so der Vorsitzende Jörg Jordan.
Der Vater eines Vereinsmitglieds stellte für das Rennen seinen Acker zur Verfügung, auf dem er vor drei Wochen Getreide geerntet hat. Das Gelände für das Stoppelackerrennen wechselt von Jahr zu Jahr, wie Jörg Jordan erklärt. „Je nachdem, wo Korn angepflanzt wurde.“
Die Spuren, die das Rennen hinterlässt, seien unbedenklich. Das Rennen fällt in eine Zeit, kurz bevor die Landwirte mit dem großen Pflug die Äcker umpflügen. „Wir kommen nur an die Oberfläche des Ackers ran“, so Jordan.
Das Sommerfest war mit warmer Küche und Eis ausgerichtet für die ganze Familie. Fahrer, die ihre Autos mit dem Hänger bringen, übernachteten teilweise auf dem Gelände. Am Freitagabend stand eine Zeltdisco auf dem Programm. Am Samstagabend wurde ein Paletten-Lagerfeuer im Beisein der Feuerwehr entzündet.

