Weihnachtsmarkt im Spatzenhof
Leutenbach. Weihnachtsmarkt „à la Leutenbach“: Einheimisch kreativ statt auswärtig kommerziell, nicht überlaufen, sondern im Spatzenhof versteckt - und diesmal zumindest zur Hälfte auch verschneit. Ein Weihnachtsmarkt in einem Ort, der laut Bürgermeister Jürgen Kiesl „im besten Sinne schwäbisch“ sei, „mehr Sein als Schein!“
Wenn’s nach dem Schultes geht, dann hat Leutenbach es verdient, dass am Sonntag die Flocken leise vom Himmel zu rieseln beginnen. Der Ort stellt sich mit einem ganz speziellen Weihnachtsmarkt gegen den Trend. Es zählen die Details, die kleinen, schönen Dinge und nicht Mega-Rummel und Marktgeschrei.
Geesmusik: „Oh Tannenbaum“ im Kläpperles-Korsett
Dass dieser Weihnachtsmarkt beispielsweise von den Geesmusikern Nellmersbach organisiert und ausgeführt wird, ist schon mal das erste Kuriosum. Karnevalskönner unterm Tannenbaum gibt es nicht überall. Diese Guggen haben sogar eine Weihnachtsgees zusammengestellt, eine 20-köpfige Truppe mit Trompeten, Posaune, Saxofonen, Pauke, Schlagzeug und „Schedderle“, die zum Auftakt des Marktes wie zum Finale - und auch zwischendrin - spielte, laut Trompeterin Susanne Körner Weihnachtslieder „leicht verguggt“. Also etwa „O Tannenbaum“ im Kläpperles-Korsett. Ihre Guggen-Kollegin Silvia Michaleff, die mit vier Gemeinderäten die Standprämierung besorgt, widerspricht: Der Guggen-Anteil sei gering, die Melodien blieben vollständig erhalten, die Weihnachtslieder erklängen eher getragen und einfach „schön“, auch wenn’s gelegentlich klappert. Jedenfalls originell, das Ganze.
So wie die Moderation von Trompeter Karl-Heinz „Kalle“ Wielsch, der am Samstag die Kids von Kernzeit und Hort „Raupe und Rübchen“ aus Nellmersbach dem Weihnachtsmann vorstellt. Der strenge Rauschebart mit Rute und Sack, der sich auch am Sonntag noch mal sehen lässt, wird ganz handzahm, als ihm der kleine Philipp „In der Weihnachtsbäckerei“ vorsingt, und rückt zum Dank ein Gutsle-Säckchen raus. So wie auch den anderen Kindern, die sich trauen, ein paar Verse von „Alle Jahre wieder“ oder anderen Adventsklassikern mehr aufzusagen als zu singen. „Trauen sich auch Erwachsene?“, fragt Wielsch in die Runde, worauf eine allgemeine Flucht einsetzt.
Umfangreiches Begleitprogramm
Auf eine weitere Weihnachtsmarkts-Besonderheit macht Alexander Harsch an seinem „Gastro Service“-Stand aufmerksam: Alles gebe es nur einmal, hier etwa Glühwein dieser, dort jener anderen Sorte. Keine Doubletten im Angebot, ein Grund für ihn, der weit rumkommt, „dass dieser Markt einer der schönsten in der Region ist“.
Auch der starke Geruch nach Raclette und Käse, durchmischt von dampfender Kürbissuppe, beim Stand von Birgit Schmalzried erweitert das übliche Advents-Angebot um neue Facetten. Ebenso die Gäste aus Dunabogdany, von Jürgen Kiesl auf Ungarisch begrüßt.
Auch dies eine Leutenbacher Weihnachtsmarkt-Spezialität: ein umfangreiches Begleitprogramm, neben den Geesmusikern noch mit dem Musikverein und seinen diversen Ensembles, dem Männergesangverein, dem Posaunenchor, den Jagdhornbläsern der Jagdfreunde.
Standprämierung
Wieder ist Silvia Michaleff von den Geesmusikern Nellmersbach mit einem Gemeinderatsquartett (eine(r) von jeder Fraktion) von Stand zu Stand gezogen, um die schönsten zu prämieren. Kriterium: Originalität, Kreativität. Die Stand-Deko sollte sich zum Beispiel auch vom Vorjahr unterscheiden.
Gewonnen hat der Förderverein für Kultur und Kirche mit seinen selbst genähten Herzle auf dem Dach des Standes mit Strickwaren, Gsälz, Kerzen, Naturkosmetik und Jahreslosungen.
Zweiter wurde einer der kleinsten Stände, jener von Annelise Fischer (bemalte Glaskugeln, Teelichter, bemalte Span- und Streichholzschachteln), Dritter Tanja und Markus Wolf mit ihrem Holzspielzeug.