Wengert Wetzede: Schöne Fotos
Winnenden. Die achte Wengert-Wetzede kann an der Schwelle zum Herbst als T-Shirt-Veranstaltung durchgehen, die 224 Läufer tragen fast ausschließlich kurze Hosen und nur vereinzelt Jäckchen. Herbstlicher die Garderobe der Weinberg-Bezwinger, die wegen des Kelterfests kommen und rund um den Stand des Männergesangvereins den rotbackigen Rennern lieber zuschauen.
„Heute gibt’s keine Ausrede, unter 20 Runden hören wir nicht auf“, macht Jürgen Bader vom Team Sparkasse sich und den Mitläufern Mut. „Wir sind schon bei Hitze gestartet, heute ist es ideal, nicht zu warm, schön trocken, Sonne mit dabei“, beschreibt er die meteorologischen Voraussetzungen für einen guten Lauf.
"Die Schulen hier zu unterstützen, ist eine gute Idee“
Die kleine Anne läuft mit eigener Startnummer, ihre Puppe trägt sie im Arm. Nach Runde drei schielt sie vor den Treppenstufen am Bergaufstieg nach dem Papa. „Sie ist erst zweieinhalb, den einen oder anderen Meter werde ich sie wohl auf den Schultern tragen“, sagt Holger Schmidt lachend.
Familie Schmidts aus Winnenden machen einen Familienausflug: Annes Bruder Henri (5), Mama, Schwägerin und die 70-jährige Oma wetzen auch mit. Nur die zwei ältesten Kinder seien noch im Zeltlager. „Sie sind schon Schüler, unsere Kleinsten werden mal in eine Winnender Schule gehen, die Schulen hier zu unterstützen, ist eine gute Idee“, sagt der Vater.
Vier „bekennende Nur-zum-Spaß-Walkerinnen“
„Komm, das schaff’sch du“, feuern zwei von hinten herbeitrabende Erwachsene ein Mädchen an, das vor dem Berg stehen bleibt. Von vielen gelobt wird das Rennen, weil es Breitensport pur ist, nicht leistungsorientiert. Manche legen einen flotten Bergaufspurt vor, andere fühlen sich beim schlendernden und landschaftsguckenden Müßiggang pudelwohl.
Zu Letzteren zählen die vier „bekennenden Nur-zum-Spaß-Walkerinnen“ Alisa, Gundy, Tamara und Martina. Sie sind noch nicht in Sicht, aber an ihrem schallenden Lachen lange vorher zu hören.
Die Grundschullehrerinnen der Stöckach-Grundschule brauchen ihre Puste neben dem Laufen auch für den heiteren „Schnack“. „Wir haben uns wochenlang nicht gesehen und müssen doch erzählen, was in den Ferien alles los war“, verkünden sie fröhlich.
Der älteste Teilnehmer des Lauftreffs Winnenden
Eine Frau trägt ihr Plastikglas, das am Versorgungsstand frisch mit Wasser gefüllt wird, nonstop bei sich und hält bei bequemem Gehtempo ihre Flüssigkeitszufuhr aufrecht. Durch nichts aus seinem Tritt zu bringen ist Werner Jahnel, der die Schritt- und Armbewegungen seiner Walkingstöcke konzentriert konstant hält und nicht mal für einen kurzen Kommentar zu stoppen ist.
Sein Mit-Walker erzählt das Unglaubliche: Jahnel ist mit 87 Jahren der älteste Teilnehmer des Lauftreffs Winnenden und fit wie der berühmte Turnschuh, den es hier in mannigfaltigen Formen, Formen und Fabrikaten zu sehen gibt.
Simon (14) will mit seinem Kostüm andere motivieren
Neben dem ambitionierten Senior läuft der zehnjährige Sebastian mit rosaroten Wangen - „Ich bin zwei Runden durchgerannt, jetzt brauch’ ich kurz Trinkpause“, sagt er. Aus der Menge heraus sticht ein grünes Krokodilkostüm mit gelben Tupfen. Oder sind es Flecken eines Dinos?
„Es ist wohl eine Mischung aus beidem“, sagt der Träger Simon, dem das Tier auch nicht ganz klar ist. Er ziehe es an, um andere zu motivieren. „Wenn ich es in der Montur schaffe, und es ist schon sehr warm hier drunter, dann könnte das andere auch anspornen“, hofft der 14-jährige Albertville-Realschüler.
Viele lassen sich von der guten Sache mitreißen
Um sein gesetztes Ziel, die zwölf Runden, zu schaffen, hat er trainiert: sechs Kilometer pro Abend in der Woche vor der Wetzede - „aber in normalen Trainingsklamotten, da läuft es sich viel einfacher“, stellt er fest.
Viele lassen sich von der guten Sache mitreißen, denken nicht in den Kategorien „Leistung und Durchhaltevermögen“. Wobei Laufstarke auf der 840 Meter langen Strecke mit den 20 Höhenmetern auch auf ihre Kosten kommen. Einige wetzen mit tänzelnder Vorderfußtechnik und Pulsuhr am Handgelenk, über das ihnen fast im Dreiminuten-Takt, ein Gummiband gestülpt wird: wieder eine Runde geschafft.
Perfektes Läuferwetter:
- 224 Läufer setzten sich in Bewegung, mit Huldigungen ans „perfekte Läuferwetter“ begrüßt von Tobias Maurer, dem aktuellen Präsidenten 2017/2018 des den Sponsorenlauf veranstaltenden Lions Clubs Winnenden.
- Dass es weniger Lauffreudige als in den Vorjahren in die Weinberge oberhalb von Hanweiler zog, erklären sich die Veranstalter mit dem Wetter. „Es hat zwar gehalten und war gut, aber die Vorhersage war miserabel und hat bestimmt einige abgehalten“, sagt Yvonne Fink, die Past-Präsidentin des Lions Club Winnenden.
- Drei Stunden wuselten im Weinberg die Wetzer, während parallel zur Laufstrecke das gemütliche Weinschlotzen beim Kelterfest seinen Lauf nahm.
3092 Runden:
- Die Läufergruppe mit der höchsten durchschnittlichen Rundenzahl war das Team „Schlossstraße“ mit 171 Runden und sechs Läufern.
- Die Firma mit den meisten Läufern war die Baugenossenschaft Winnenden. 20 drehten 407 Runden.
- Die Familie mit der höchsten durchschnittlichen Rundenzahl war Familie Jenner, 46 Runden mit zwei Läufern.
- Die Schule, die im Verhältnis zur Schülerzahl die meisten laufenden Schüler hatte, war die Grundschule Breuningsweiler.
- Rundenstärkster Einzelläufer war Michael Huy mit 42 Runden, Einzelläuferin war Elke Eichinger mit 35 Runden (beide sind aus Winnenden).
- Insgesamt wurden 3092 Runden und 2566 Kilometer gelaufen.
- Pro Runde spenden die Läufer selbst oder ihre Sponsoren mindestens einen Euro.