Winterbach

War es Brandstiftung?

BrandTennisheim
Das Dach des TCW-Vereinsheims wurde bei dem Brand schwer beschädigt. © Schneider / ZVW

Winterbach. Nach dem Brand blieb das schwer beschädigte Vereinsheim des Tennisclub Rot-Weiß Winterbach auch am Montag gesperrt, die Kriminalpolizei setzte dort die Ermittlungen fort. War es Brandstiftung? Der Verdacht drängt sich scheinbar auf. Konkrete Anhaltspunkte gibt es aber noch nicht. Die Polizei dämpft die Erwartung schneller Untersuchungserfolge.

>>Mehr dazu: Polizei bestätigt Brandstiftung

Die Keimzelle des Verdachts der Brandstiftung ist die Vorgeschichte: Erst vor wenigen Wochen, in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai, hat tatsächlich jemand versucht, das Vereinsheim des TCW anzuzünden. An zwei Stellen legte jemand im beziehungsweise am Gebäude Feuer, an beiden Stellen erlosch es jedoch wieder von selbst.

Sachschaden in Höhe von 400 000 Euro

Die Feuerwehr war in diesem Fall gar nicht involviert. Allerdings ermittelte die Polizei, bis heute aber ohne Anhaltspunkte auf einen möglichen Brandstifter. „Aufgrund der Spurenlage muss man davon ausgehen, dass damals eine versuchte, vorsätzliche Brandstiftung vorlag“, sagt Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier.

Die Ermittlungen seien aus polizeilicher Sicht von der Sache her abgeschlossen, die Akte, die bei der Staatsanwaltschaft liege, sei aber weiterhin offen, weil der Täter noch nicht ermittelt sei.

Der Sachschaden hielt sich bei dieser versuchten Brandstiftung noch in Grenzen. Nun, bei dem aktuellen Fall, waren die Auswirkungen verheerend. Zwar kam glücklicherweise niemand zu schaden. Das Tennis-Vereinsheim ist jedoch schwer beschädigt. Man geht von einem Sachschaden in Höhe von bis zu 400 000 Euro aus. Die Feuerwehr war in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab etwa 22.30 Uhr mit 44 Kräften und mehreren Fahrzeugen im Einsatz.

Auch ein technischer Defekt als Brandursache ist denkbar

Nach rund einer Stunde war das Feuer gelöscht, die Nachlöscharbeiten dauerten bis 2.30 Uhr. Für die Wasserversorgung musste eine Leitung vom Stausee hoch zum Vereinsheim gelegt werden. Das sei zwar mit rund 300 Metern eine überschaubare Strecke, sagt der Winterbacher Feuerwehrkommandant Michael Seim, aber eine mit einer schwierigen Topographie: über Streuobstwiesen den Berg hoch.

„Das hatten wir aber schon geübt, weil es dort oben keine gute Wasserversorgung gibt. Das hat sich nun bewährt.“ Der Ursprung des Feuers, so der Kommandant, befinde sich „mit ziemlicher Sicherheit“ im hinteren Bereich beim Umkleidetrakt, dort wo auch der Heizraum sitze. Deswegen sei ein technischer Defekt als Ursache denkbar. Aber er könne die Sachlage nicht schlüssig beurteilen, betont Michael Seim, das müssten die Experten der Polizei übernehmen.

Polizei: Brandermittlungen sind schwierig

Was den Zusammenhang mit dem bereits aktenkundigen Fall der versuchten Brandstiftung angeht, sagt Polizeisprecher Biehlmaier: „Wir müssen den Fall isoliert betrachten.“ Das heißt: Die Polizei müsse sich zwar schon mit der Möglichkeit beschäftigten, dass auch im aktuellen Fall von Samstagnacht eine Brandstiftung vorliegen könnte. Aber einfach vom einen Fall auf den anderen schließen könne man nicht.

Das Gebäude sei durch den Brand schwer beschädigt, die Spurensuche könnte sich daher schwierig und langwierig gestalten.

Viele Vereinsmitglieder gehen jedoch fest davon aus, dass jemand ihr Clubhaus angezündet haben muss – ohne allerdings einen konkreten Anhaltspunkt oder Verdächtigen zu nennen. Auch Werner Krieg, der zweite Vorsitzende des TCW, meint am Montag: „Der Verdacht ist riesengroß.“

Schwarzer Rauch im Restaurant

Doch auch er hat keine konkrete Person im Verdacht. Krieg ist derzeit gar nicht in Winterbach, er befindet sich mit anderen Mitgliedern auf Vereinsausfahrt in der Normandie. Vor Ort ist Zeugwart Erich Kaufmann. Auch er konnte am Montag nur wenig sagen: „Wir wissen gar nichts, wir dürfen nicht ins Gebäude.“ Dieses hat die Kriminalpolizei für ihre Ermittlungen beschlagnahmt.

Im Clubheim befindet sich auch die „Trattoria A modo mio“ von Ciro und Katja Salvemini. Sie waren in den Restaurant-Räumen, als das Feuer ausbrach. Gäste waren zu diesem Zeitpunkt keine mehr da. Zuerst hörten die Wirtsleute einen Schlag, dann drang schwarzer Rauch ins Restaurant. Einen Versuch, mit einem Feuerlöscher gegen die Flammen vorzugehen, brach Ciro Salvemini schnell ab, um sich selbst zu schützen.

Mit dem Feuerlöscher konnte er nicht mehr viel ausrichten. Salvemini war am Montag für unsere Zeitung nicht zu erreichen. Am Sonntag äußerte er sich vorsichtiger als Andere. Brandstiftung will der Wirt zwar nicht ausschließen, er hält aber auch einen technischen Defekt in der gasbetriebenen Heizanlage für möglich.


Plätze vorerst nicht bespielbar

Der Brand trifft den Tennisclub Winterbach schwer. Das Clubhaus hat der Verein mit viel Eigenleistung aufgebaut und 1984 eröffnet. Der Spiel- und Trainingsbetrieb auf der Anlage mit sechs Sandplätzen ist derzeit komplett lahmgelegt, wie Zeugwart Erich Kaufmann berichtet. Die Plätze sind gesperrt, weil sie bei der derzeitigen Trockenheit unbedingt gewässert werden müssen. „Sonst lockert sich der Sand und die Linien kommen raus“, sagt Kaufmann. Dann müsse man die Plätze ganz neu herrichten. Wässern kann er den Sand aber gerade nicht, weil die Elektrik für die Wasserpumpe sich im Vereinsheim befindet.

Auswirkungen hat der Brand auch auf die Verbandsspiele. Die könne man so eigentlich nicht durchführen, sagt Erich Kaufmann. Selbst wenn für das Wässern der Plätze eine Lösung gefunden wird, fehlen Umkleiden und Sanitäranlagen. Man müsse wohl mit den anderen Vereinen verhandeln, ob die Winterbacher Heimspiele auf deren Plätzen ausgetragen werden könnten, so der Zeugwart.

Wie schwer der Schaden am Vereinsheim ist, kann beim TCW noch niemand genau überblicken. „Ich weiß nicht, ob man die Mauern stehen lassen und nur das Dach neu machen kann“, sagt Erich Kaufmann. Das könne man derzeit nicht absehen. Der zweite Vorsitzende Werner Krieg meint: „Wir müssen abwarten, bis wir das Gebäude wieder betreten können. Erst dann können wir festlegen, wie es weitergeht.“