Kleine Kehrwoche

Boomer-Wort des Jahres

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Jugend und Alter haben jeweils ihre eigene Sprache. Nachdem das "Jugendwort des Jahres" inzwischen fast schon Tradition ist, wurde heuer zum ersten Mal auch das "Boomer-Wort des Jahres" gewählt. © Gerd Altmann / Pixabay

Eines meiner Lieblingsthemen ist die jährliche Kür vom „Jugendwort des Jahres“. Eben darüber ärgert sich hingegen Influencer Levi Penell: Ständig seien „cringe“ und „Digga“ nominiert, dazu noch acht Wort „von denen man noch nie im Leben gehört hat“. Es seien offenbar nur alte Leute, die Vorschläge einbringen für Worte, die „zu oft“ benutzt würden. Er konterte nun mit seiner Wahl zum „Boomer-Wort des Jahres“: Worte, die „zu selten“ benutzt würden, bei denen man sich „retro“ fühle.

In einem Instagram-Video vom 16. Mai gab Levi Penell die „Nominierten“ bekannt. Fünf von der „Boomer-Wort-Experten-Jury“, bestehend aus anderen Influencern. Ins Rennen gingen: „Sapperlot“, „Firlefanz“, „flippig“, „harsch“ und „steiler Zahn“. Dazu standen fünf weitere Worte zur Wahl, vorgeschlagen von Followern, danach von anderen besonders oft geliked. Dies waren: „knorke“ „Sportsfreund“, „Papperlapapp“, „schnabulieren“ sowie „Obacht!“. Zunächst wurden nun die Top 3 gewählt.

Eine Woche später folgte ein weiteres Video, in dem die Endauswahl bekanntgegeben wurde. Rund 200.000 Personen hätten an der Wahl der Top 3 teilgenommen, hieß es. Die letzten drei Worte im Rennen wurden verkündet von Jens Riewa: „Sportsfreund“, „schnabulieren“ und „Papperlapapp“. Einen kleinen Schreckmoment hatte ich beim Wort „Obacht!“, das ich besonders geschrieben gerne verwende. Bin ich jetzt ein „Boomer“? Andererseits: Sei’s drum! Eigentlich ist es ja eine betont wohlwollende Abstimmung. Und – zumindest in meinem Fall – viel lebensnaher als die „Jugendwort“-Wahl.

Am 29. Mai verkündete Penell das Ergebnis: Das Boomer-Wort des Jahres ist – mit fast 50 Prozent der 115.000 Stimmen – der „Sportsfreund“. Im „Duden online“ steht zur Bedeutung „saloppe Anrede“. Bei „Wiktionary“ ist zudem noch die Ansprache unter Kameraden derselben Sportart angegeben. Der Initiator hat dazu gleich noch einen Vorschlag, der als Slogan des deutschen Teams zur Fußball-EM passend sei: „Unsere elf Sportsfreunde!“

Ich bin dafür, dass Levi Penell diese Wahl künftig beibehält. Jede Aktion, die Sprache und Wortschätze – egal welcher Generation – lebendig hält und erweitert, finde ich wertvoll. Und im Gegensatz zu Jugendlichen beim Jugendwort, fühle ich mich stellenweise sogar „korrekt zitiert“ und bin stolz auf meine Retro-„Boomer“-Worte.

Obacht, Sportsfreunde! Ihr Mathias Schwappach

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