Butter bei die Brezel!
Erinnern Sie sich an „Der Gerät“? Es handelt sich um einen Dönerfleisch-Schneideroboter, der automatisch Fleisch von einem Spies schneidet. Dessen Erfinder Duran Kabakyer beschrieb damals in einem TV-Bericht: „Der Gerät wird nie müde, der Gerät schläft nie ein, der Gerät ist immer vor der Chef im Geschäft und schneidet das Dönerfleisch schweißfrei.“ Zumal der grammatikalische Lapsus damals durch die zigfache Ausstrahlung des Beitrags – vor allem in „TV Total“ – zum Kult wurde, entschied sich der in Aalen lebende Kabakyer später, den Apparat unter diesem Namen zu vermarkten. Ein Erfolg!
Zwei Tüftler aus Althütte haben nun die Automatisierung eines vor allem im Schwabenland geschätzten Snacks revolutioniert: die Butterbrezel. Anstatt jede Brezel von Hand zu schmieren, soll deren Maschine die Butter direkt ins Gebäck injizieren. Erfunden haben das (!) Gerät Dieter Obertausch und sein Kollege Michael Feil (beide 60). Auf die Idee kam Obertausch, als er 2006 bei einem Bäcker fünf Butterbrezeln bestellte – und sich dafür genervte Blicke von der Verkäuferin und wartenden Kunden einhandelte. – Problem erkannt: Lösung in Arbeit.
Ein Jahr lang tüftelte der Elektromeister zusammen mit seinem Kollegen an der Umsetzung seiner Idee. Mehrere Versuche und Prototypen brauchte es, bis der fertige Apparat an den Start ging. 2016 meldeten die Erfinder ihr Patent darauf an. Bis heute wurden 110 Maschinen zu einem Preis von je 4400 Euro verkauft. Und wenn es auch keine genervten Blicke mehr gibt, so ernteten die beiden dafür nun skeptische Blicke: Denn wenn Butter aus elf Kanülen in die Brezel träufelt, fehlt der charakteristische Schnitt, der dicke Butterbelag, kurz: die gewohnte Darreichungsform des schwäbischen Heiligtums.
Bei einem Ausflug brachte ein Freund von mir kürzlich mal solche „eingespritzten Butterbrezeln“ mit. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Der Geschmack ist derselbe, allein die Biss-Anmutung ist leicht anders und die Finger sind später weniger fettig. Womöglich hilft am Ende ein kultiger Name oder Slogan über anfängliches Fremdeln hinweg? „Butter bei die Brezel!“; „Gut gespritzt läuft wie geschmiert!“; oder: „Reinbuttern statt unterbuttern!“ – Den Innovationspreis 2022 des Landes Baden-Württemberg haben die Tüftler schonmal eingetütet. Jetzt muss sich nur noch die Einspritzung ebenso durchsetzen, wie auch bei anderen schwäbischen „Sternen“.
Freundliche Grüße, Ihr Mathias Schwappach

