Eintrittskarten zur Hochzeit
Es gibt diese Freunde, die einen sehr eng im Leben begleiten, die man oft sieht, deren Geburtstage rot im Kalender stehen. Ganz klar hält man sich hier auch vorsorglich schonmal die Abende frei, damit man mit jenen gebührend feiern kann. Manchmal kommen aber auch Einladungen zu Festen, mit denen man nie gerechnet hat; an eine der Letzteren hat mich das heutige Thema erinnert.
Es handelte sich bei jener Einladung damals um eher flüchtige Bekannte, mit denen mich aber ein gemeinsames Hobby verband. So hatten wir uns kennengelernt. Die beiden wollten nun gemeinsam ihre jeweils runden Geburtstage feiern und eine große Party in einer Halle veranstalten, zu der ich eingeladen wurde. Der ersten Freude folgte ein kleiner Dämpfer: An die Einladung angehängt war eine Preisliste, die Informationen über Preise für Eintrittskarten, Speisen und Getränke enthielt. Ebenso gab's einen Paypal-Kontakt, worüber man die Tickets bezahlen und Geld für den Einkauf senden sollte.
Ich habe die Einladung damals abgelehnt. Denn obwohl ich ja zu einem Geburtstag durchaus nicht mit leeren Händen erscheinen würde, widerstrebt es mir doch, einen Eintrittspreis und Geld für Essen und Getränke zu bezahlen. In gewisser Weise widerspricht das meiner Vorstellung von einem Fest für meine Freunde (!), mit denen ich gemeinsam feiern möchte. Und gleichzeitig kam die Frage bei mir auf: Wurde ich hier nun als „Freund“ eingeladen, oder womöglich doch eher als „Sponsor“?
Kürzlich las ich eine Meldung über einen Trend in Amerika: Dort verkaufen neuerdings manche Brautpaare Eintrittskarten für ihre Hochzeitsfeste. Damit werde das Fest besser planbar, so die Begründung, denn wer ein Ticket kaufe, beabsichtige, tatsächlich zu erscheinen. Man könnte auch argumentieren: Es gibt ja ohnehin Geldgeschenke, da geht sich das aus. – Aber ist es so einfach?
Mir widerstrebt der Gedanke, bei einer Einladung vorher zur Kasse gebeten zu werden. Ich finde es in Ordnung, um Geldgeschenke anstatt Krimskrams zu bitten – aber Tickets zum „Fest-Preis“ zu verkaufen führt zu weit. Wer mit Freunden feiert, sollte auch einladen – aus Überzeugung und von Herzen. Wenn die Freunde einem das nicht wert sind, so liegt die eigentliche Armut womöglich nicht in der Geldbörse? Oder gilt umgekehrt: Wer kein Ticket kauft, ist kein wahrer Freund? Wie stehen Sie dazu?
Freundliche Grüße! Ihr Mathias Schwappach