Kleine Kehrwoche

Hunde hecheln hinterher

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Wird Kindern durch das Anschauen von "Paw Patrol" unter anderem eine Vorliebe für Rasse-Hunde antrainiert? © Pixabay

Schon mehrfach habe ich mich an dieser Stelle den Neuerungen beim „geläuterten“ Disney gewidmet, wo man erkannt hat, dass Prinzessinnen nicht immer mitteleuropäisch, weißhäutig, schlank und unterwürfig sind. Wie nötig dieses Umdenken ist, zeigt sich bei einem anderen Franchise, das solcher Erkenntnis „hinterher hechelt“.

Im Kino läuft aktuell der neue Film zur „Paw Patrol“. Da dies eher denen ein Begriff ist, die mit Kindern zu tun haben, eine kurze Erklärung: Sechs animierte Welpen, alle ausgestattet mit besonderen Fähigkeiten – Feuerwehrmann, Polizist, Bauarbeiter und mehr – und ihr Anführer, ein zehnjähriger Junge, retten diverse Menschen in ihrer Heimat, der „Abenteuerbucht“, aus verschiedenen Unglücken. Putzig, Kinder lieben es; aber problematisch.

So bringt es Spiegel-Autorin Anja Rützel auf den Punkt: „Chase, Marshall, Rubble und die meisten anderen hilfsbegabten Tiere sind Jungs.“ Eine Ausnahme sei Cockerpoo Skye, die einzige Hündin im Squad. Von ganz wenigen Lichtmomenten abgesehen, hat sie als „Eigenschaft“ vor allem „Mädchen“ – und als solches fristet sie ein „alibimäßigen Schlumpfinchen-Dasein als natürlich rosafarben gekleidete, natürlich niedlich-flauschige und allzeit lächelbereite Singulärheldin, die sich für Häschen und Fellpflege interessiert“, meint Rützel.

Zurück zur „Paw Patrol“, die ständig die Probleme einer zwar weiblichen, aber weitestgehend unfähigen Bürgermeisterin löst. Auch Diversität ist der Patrouille fremd: Die Hunde sind meist reinrassig – nur Rocky, der Recycling-Rüde ist Mischling. Dass es unbedingt Zuchtwelpen sein müssen, auch das prägt beim jungen Zielpublikum ein Bild – was dann beim späteren Hundewunsch womöglich Tierheim-Kandidaten eher ausklammert.

Hinzu kommt die Prägung auf Konsum: Es gibt von „Paw Patrol“ absolut alles zu kaufen: Spielzeug und Plüschtieren, Kleidung, ganze Kindergeburtstags-Ausstattungen – und zwischendrin auch alles, wo man ‘nen Hundesticker draufkleben und es so für 50 Prozent mehr verkaufen kann. Ob sich Eltern dem Hype trotz glänzender Kinderaugen überhaupt entziehen können, ist fraglich. Gut ist aber, wenigstens zu erkennen, worauf man sich da einlässt, welchen Eindrücken man die Kinder aussetzt. So kann man den Kids parallel auch Gegenentwürfe präsentieren – von Welten, die etwas fortschrittlicher sind.

Freundliche Grüße, Ihr Mathias Schwappach

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