Kleine Kehrwoche

Simpsons werden „zu real“

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Die Simpsons dürfen vieles, was man ihnen als Zeichentrick-Figuren nicht übel nimmt. © Roland Steinmann / Pixabay

Von einer KI wurden am Wochenende mehrere Fans der Zeichentrick-Serie „Die Simpsons“ getrollt. Mithilfe der künstlichen Intelligenz wurde ein Kino-Trailer zu einer möglichen Realverfilmung der Kultfamilie aus Springfield generiert. Und die „Besetzung“, welche die KI dabei nahegelegt hat, fand im Netz durchaus Anklang.

So stellt sich die KI einen Adam Sandler in der Rolle des „Homer Simpson“ vor – die Mimik hat der Hollywood-Star jedenfalls drauf. Die mit „Brautalarm“ einem größeren Publikum bekannt gewordene Kristen Wiig stellt das Programm sogleich mit blauer Lulatsch-Frisur als Marge dar. Kinderstar Jacob Tremblay, besetzt als Bart, ist der Masse noch etwas weniger bekannt als Mckenna Grace, „Lisa“, die nicht nur in Blockbustern wie „Independence Day: Wiederkehr“ oder den beiden neueren „Ghostbusters“-Filmen glänzte, sondern auch über Serienrollen in „Designated Survivor“, „Young Sheldon“ oder „The Handmaid’s Tale“ bekannt wurde.

Noch spannender wird’s aber bei den weiteren Charakteren, wo die KI exquisiten „Geschmack“ beweist: Will Ferrell möchte sie als „Ned Flanders“ sehen, Steve Buscemi solle den fiesen „Mister Burns“ darstellen, sein Gehilfe „Smithers“ ist mit Neil Patrick Harris besetzt. Barbesitzer „Moe Szyslak“ wird von Ben Stiller verkörpert und Steve Carell aus „The Office“ wäre als Schuldirektor Skinner vorgesehen. Im Web ist der KI-Trailer mit der Frage versehen: „Wer wäre noch bereit dafür?“

So sehr es manchen Fan womöglich reizt: Konkrete oder echte Pläne für eine Umsetzung der gelben Springfielder als Live-Action-Film gibt es (noch) nicht. Die sagenhafte 35. Staffel er Serie ist aktuell zu sehen, Staffel 36 wird bald erwartet. Und wenn wir mal ehrlich sind, würde eine Besetzung mit realen Menschen vieles entzaubern, was die Zeichentrick-Variante als Spielwiese nutzt, um jegliche Verrücktheit und Kritik ausleben zu können.

Der Charme der Simpsons besteht darin, dass sie in ihrer unschuldigen Machart (fast) alles thematisieren und aufgreifen dürfen, was anderweitig zu „heiß“ wäre. Diese Grenze würde mit einer Real-Besetzung eingerissen; die trockenhumorig-satirische Gesellschaftskritik würde zu real, zu lebenswirklich, um sich selbst noch treu zu bleiben. Insofern bin ich froh, dass es in diesem Fall Fan-Fantasie bleibt – reizvoll höchstens als Gedankenspiel.

Freundliche Grüße, Ihr Mathias Schwappach

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