Kleine Kehrwoche

Tiere auf dem Karussell

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Wird Kindern über Karussells ein falscher Umgang mit Tieren vorgelebt? © Matthias Böckel / Pixabay

Ein Anhaltspunkt, eigene Standpunkte zu reflektieren, ist oft die erste Reaktion. Wenn die innere Stimme aufheult: „Spinnen die völlig?“ Genau dann ist der Zeitpunkt gekommen sich zu fragen: Weshalb reagiere ich so?

Die Meldung kam kürzlich über DPA: „Die Tierschutzorganisation Peta hat das Verwenden von Tieren in Karussellen kritisiert. Und zwar auch, wenn sie nicht echt sind. Es sei ein Problem, dass Tiere zur Unterhaltung eingesetzt werden, sagte Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei Peta in Deutschland.“ Zuvor habe etwa „Bild“ darüber berichtet, dass Peta einen Freizeitpark in den Niederlanden aufgefordert hatte, auf Karussells mit Tieren zu verzichten. Sobald der innere Aufschrei verklingt, kann man sich diese Forderung dann mal etwas genauer betrachten.

Der Standpunkt der Tierschützer: Peter Höffken kritisierte, dass Touristen etwa in Ägypten auf Kamelen oder in Thailand auf Elefanten reiten. Jene Menschen hätten schon als Kinder wahrgenommen, dass es in Ordnung sei, so mit Tieren umzugehen. Maßgeblich auch durch Karusselle mit Tieren als Figuren. Man sollte mit der Aufklärung schon bei den Kleinen anfangen und ihnen auf Fahrgeschäften lieber Fahrzeuge anbieten anstatt Tiere. Aktuell gibt es auch einen Streit zwischen Peta und einem Hersteller in den USA, der aufgefordert wurde, den Verkauf von Karussells mit Tiermotiven einzustellen.

Verfolgt man diesen Gedanke weiter, wäre es interessant, wie weit man das dann durchzieht: Demnach wären auch Stofftiere nicht mehr haltbar, Steckenpferde, vermutlich auch Playmobil-, Schleich-, Barbie- und andere Spiel-Pferde, sofern sie nicht respektvoll „gehalten“ werden. Darf ich in Tripsdrill guten Gewissens den „Tausendfüßler“ fahren? Oder Tretboote, die aussehen wie Schwäne? Wo ist es sinnvoll, die Grenze zu ziehen?

Meine Antwort: Dort, wo der Respekt aufhört und es Eltern (!) nicht mehr interessiert, wie Kinder Tiere wahrnehmen. Wenn ein Kind dem Karussell-Pferd den Hals tätschelt, sagt „Bist ein Braver!“ und ihm Karotten füttern will, hat es schon etwas verstanden. Solange man als Eltern vermeidet, Kindern generell echte Tiere als reine Belustigung zu präsentieren – Zirkus, Delfinarium, Youtube-Videos –, sondern ihnen einen respektvollen Umgang vorlebt, werden Karussells das kaum verderben.

Freundliche Grüße, Ihr Mathias Schwappach

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