Rems-Murr-Kreis

Ärger über Sperrungen bei der Bahn im Rems-Murr-Kreis: Ersatzverkehr gefordert

SymbolfotoSBahn
Von Freitag, 21. April, an wird es zu größeren Behinderungen im Zugverkehr im Raum Bad Cannstatt und Waiblingen kommen. Dies hat insbesondere auch Auswirkungen auf die Remsbahn und die Murrbahn. (Hier eine S 2 in Richtung Schorndorf am Bahnhof Waiblingen). © Gaby Schneider

Die Nachricht sorgte über das Wochenende (11./12. 3.) hin weiter für viel Verärgerung:  Neben schon bekannten Fahrplanänderungen wegen zahlreicher Bauarbeiten kündigte die Deutsche Bahn völlig kurzfristig nun noch Streckensperrungen ab dem 21. April an – wegen des ETCS-Umbaus. Die CDU wettert: "Das Chaos der Ampel setzt sich bei der Bahn fort." SPD, Grüne und FDP machen Druck auf die Bahn zwecks Ersatzangeboten für die geplagten Zug-Pendler.

Warum sperrt die Deutsche Bahn Zug-Strecken in der Region Stuttgart? 

Die Sperrungen sind laut Deutscher Bahn nötig, um Installationen am Schienennetz für das "European Train Control System" (ETCS) vorzunehmen (mehr zum ETCS siehe unten). Dafür seien "umfangreiche Kabeltiefbauarbeiten notwendig". Zahlreiche Gleise und andere Bahnanlagen müssten unterquert werden. "Diese Maßnahmen sind nicht unter rollendem Rad möglich", so die Bahn in ihrer Ankündigung vom Freitag (10.3). Deshalb müssten im Bereich Bad Cannstatt/Waiblingen von Ende April bis Ende Juli und im zweiten Halbjahr 2023 im Bereich Vaihingen/Flughafen/Böblingen phasenweise Gleise und Strecken gesperrt werden. Allein im Bereich Waiblingen/Bad Cannstatt müssten rund 1200 Kilometer Kabel verlegt werden, zudem seien über 70 neue Kabelquerungen unter Gleisen und in Bahnhöfen zu bauen. Dadurch werde es "zu größeren Behinderungen im Zugverkehr" kommen.

Diese Ankündigung reihte sich jäh ein in weitere jüngste Hiobsbotschaften über die Stammstreckensperrung vom 29. Juli bis zum 8. September und den nur noch auf jede halbe Stunde reduzierten Takt der S 3 (Februar bis Anfang Mai).

CDU sieht "Kommunikationsmisere" bei der Bahn

Die Ankündigung der Streckensperrungen für den ETCS-Umbau wurde parteiübergreifend als arg plötzlich empfunden. „Wenn weder Minister Wissing noch Minister Hermann über diese Maßnahmen informiert wurden, dann zeigt es doch, dass die Bahn die Ministerien nicht ernst nimmt. Das Chaos der Ampel setzt sich bei der Bahn fort und dies auf dem Rücken der Bevölkerung. Ohne passende und funktionierende Infrastruktur hat auch das 49-Euro-Ticket keinen Mehrwert“, schreibt zum Beispiel die CDU-Bundestagsabgeorndete Christina Stumpp in einer Pressemitteilung.

Erst am 6. März hatte sie zusammen mit den CDU-Landtagsabgeordneten Christian Gehring und Siegfried Lorek ein Krisengespräch mit Vertretern der Deutschen Bahn gehabt. In diesem Gespräch sei es um die Problemstellungen der Bahn mit der Schieneninfrastruktur, den Zügen und Barrierefreiheit an Bahnhöfen gegangen – jedoch im Besonderen auch um das Thema der Kommunikation. „Dass gerade das Thema der mangelnden Kommunikation gerade einmal vier Tage nach dem Gespräch wieder zu einem riesigen Ärgernis werden würde, hätte ich mir nicht vorstellen können", ergänzt Staatssekretär Lorek. 

Christina Stumpp fordert Alternativen für Pendler

Der Abgeordnete des Wahlkreises Schorndorf, Christian Gehring, zeigt sich ebenfalls besorgt über die Kommunikationsmisere der Bahn. "Es kann mir doch niemand weismachen, dass die Bahn nicht schon seit Wochen dieses Szenario mit den Auswirkungen auf den Schienenverkehr kennt. Fünf Wochen vor so einer Umsetzung über dieses Projekt zu informieren ist schlicht inakzeptabel. Die Menschen müssen sich auf eine derartige Situation einstellen können." Durch die mangelnde Kommunikation leide das Image der Bahn nun weiter.

"Es ist doch allen bewusst, dass es bis zur Eröffnung des neuen Stuttgarter Bahnhofes und der Digitalisierung der Züge sowie der Strecken noch Herausforderungen geben wird. Diese müssen aber frühzeitig angekündigt werden und es benötigt auch gute Alternativen, insbesondere für die Berufspendler", so Christina Stumpp.

Grüne und SPD sind entrüstet und machen Druck auf die Bahn

Die anhaltenden Bahnausfälle im Rems-Murr-Kreis, insbesondere auf der S-Bahn-Linie 3, sorgen auch für Entrüstung bei den Sozialdemokraten. SPD-Kreisvorstandsmitglied Pierre Orthen fordert ein deutlich besseres Krisenmanagement der Deutschen Bahn. Auch müsse bei den notwendigen Baustellen ein möglichst zuverlässiges Grundangebot vorhanden sein – monatelange Vollsperrungen seien nicht akzeptabel.

Deshalb hat der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber bei dem DB-Bevollmächtigen Thorsten Krenz nachgefragt und diese Antwort bekommen: Gemeinsam mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen werde an „Konzepten“ gearbeitet. „Hierzu wurde eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe (Task Force) eingerichtet, in der alle Beteiligten mit Hochdruck an einem tragfähigen Fahrplankonzept und an geeigneten Ersatzangeboten arbeiten“, so Krenz.

Swantje Sperling: Bahn-Sperrungen "torperdieren" Mobilitätswende

Schon in ihrer Mitteilung vom Freitag (10.3.) hatte die Deutsche Bahn versichert: "Um die Beeinträchtigungen insbesondere für Reisende so gering wie möglich zu halten", arbeite man "intensiv an geeigneten Ersatzangeboten."

Die Grünen-Lantagsabgeordnete Swantje Sperling schreibt: "Ohne ausreichend Zeit für ein sorgfältig durchdachtes Ersatzverkehrskonzept droht der Verkehrsinfarkt angesichts der ohnehin äußerst angespannten Verkehrssituation zwischen Stuttgart und Waiblingen. Zugleich torpedieren Vollsperrungen immer auch die Ziele der Mobilitätswende, indem der öffentliche Personennahverkehr gegenüber dem Auto unattraktiv wird.“

Landes-FDP wettert gegen grünen Verkehrsminister

„Wenn es stimmt, dass er von der Ankündigung der DB völlig überrascht worden ist, dass diese in wenigen Wochen beginnen will, wichtige Zulaufstrecken nach Stuttgart vollkommen zu sperren, dann muss sich Verkehrsminister Winfried Hermann fragen lassen, ob sein Ministerium nicht vollkommen den Überblick verloren hat“, kommentieren Jochen Haußmann und Julia Goll. Solche Sperrungen, wie sie laut Bahn im ersten Schritt ab 21. April für die Rems- und die Murrbahn geplant sind, die bis Ende Juli dauern sollen und dann mit der anstehenden Stammstreckensperrung zusammenfallen, „fallen ja nicht vom Himmel“, so die beiden FDP-Landtagsabgeordneten aus dem Rems-Murr-Kreis.

Aber auch die Deutsche Bahn kritisieren Jochen Haußmann und Julia Goll. „Wenn man für den Umbau von Bahnsteigen mehrere Jahre Planungsvorlauf benötigt, dann kann es nicht sein, dass man eine Vollsperrung gerade mal einen Monat vorher ankündigt. Fahrgäste, die von diesen Einschränkungen erheblich betroffen sind, benötigen eine ausreichende Vorlaufzeit, um sich darauf einstellen zu können. Wer so mit seinen Fahrgästen umgeht, der muss sich nicht wundern, wenn man aus dem ÖPNV aussteigt."

Schienen-Ersatzverkehr in der Region Stuttgart? Wie es jetzt weitergeht

Im Verband Region Stuttgart werde am kommenden Mittwoch, 15. März, im Verkehrsausschuss über den geplanten Ersatzverkehr während der Stammstreckensperrung im Sommer berichtet: „Da erwarten wir jetzt ergänzende Informationen zur aktuellen Sachlage ab April. An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei und sie verursacht jetzt leider hohen zusätzlichen Aufwand. Trotzdem darf es nicht sein, dass Vollsperrungen alternativlos sind.“ Die Bahn müsse „jetzt brauchbare Ersatzverkehrskonzepte liefern", so Haußmann und Goll.

Die Nachricht sorgte über das Wochenende (11./12. 3.) hin weiter für viel Verärgerung:  Neben schon bekannten Fahrplanänderungen wegen zahlreicher Bauarbeiten kündigte die Deutsche Bahn völlig kurzfristig nun noch Streckensperrungen ab dem 21. April an – wegen des ETCS-Umbaus. Die CDU wettert: "Das Chaos der Ampel setzt sich bei der Bahn fort." SPD, Grüne und FDP machen Druck auf die Bahn zwecks Ersatzangeboten für die geplagten Zug-Pendler.

Warum sperrt die Deutsche

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