Rems-Murr-Kreis

Öffentlicher Dienst: Nächster Streik in Waiblingen schon am 8. März geplant

Verdi-Demo
Auftaktkundgebung war auf dem Elsbeth-und-Hermann-Zeller-Platz, danach zogen die Streikenden durch die Waiblinger Innenstadt. © ALEXANDRA PALMIZI

10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro. Das fordert die Gewerkschaft Verdi in den Tarifverhandlungen für den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Dafür sind am Dienstag mehrere Hundert Beschäftigte aus dem Rems-Murr-Kreis auf die Straße gegangen. Mitarbeitende aus dem Landratsamt, der Abfallwirtschaft Rems-Murr, der Kreissparkasse Waiblingen, Kindertageseinrichtungen, Verwaltungen, der Kläranlage und den Rems-Murr-Kliniken zogen bei der Demonstration durch die Waiblinger Innenstadt.

Krankenschwestern haben keine Zeit mehr für Patienten

10,5 Prozent mehr Gehalt sind aus Sicht der Krankenschwester Anita Ilic gerechtfertigt. „Wir arbeiten täglich mit Menschen, haben aber eigentlich keine Zeit mehr, mit ihnen zu reden.“ Besonders leid tun ihr die älteren Patienten. Diesen zu helfen aufzustehen und sie zu mobilisieren sei beispielsweise kaum noch drin. Als sie vor 30 Jahren in den Beruf eingestiegen sei, sei das noch anders gewesen. Sterbephasen seien besonders einsam. „Bitte sterben Sie langsam, wir haben keine Zeit“, ist auf dem Plakat einer anderen Klinikmitarbeiterin zu lesen.

Ein Auszubildender aus der Pflege erklärt, dass die Arbeitsbedingungen viele Azubis dazu brächten, bereits während ihrer Ausbildung zu entscheiden, dass sie diesen Job nicht bis zum Renteneintritt machen wollten. Eine bessere Bezahlung, sagt Anita Ilic, wäre wichtig, um die Jobs im Krankenhaus wieder attraktiver zu machen.

Auch Florian Kleiner findet, dass sich Arbeit mehr auszahlen, die Distanz zu denjenigen, die nicht arbeiten, größer sein müsste. Dennoch streikt der Leiter einer Ganztagsbetreuung für Grundschüler weniger des Geldes wegen am Dienstag als um der Solidarität willen. „Gerade im Pflegebereich ist es dramatisch, wie viele Fachkräfte fehlen.“ Am Streik im öffentlichen Dienst beteiligt er sich auch um der Gesellschaft willen. Schließlich hätten gerade die letzten Jahre und die Pandemie gezeigt, welche Berufe systemrelevant sind. Für eine starke Gesellschaft sei es wichtig, insbesondere Berufe in der Pflege und im sozialen Bereich aufzuwerten.

Viele Frauen arbeiten im öffentlichen Dienst

„Kindermassenhaltung“ steht auf seinem Plakat. Auf einem anderen Schild ist zu lesen: „Kita: Come in and burn out“. Erzieherinnen aus Schwaikheim halten „die ideale Fachkraft“ in die Höhe: Eine selbst gebastelte Pappfigur mit acht Armen: Ein Arm hält ein weinendes Kleinkind, ein anderer einen Handschuh, ein weiterer einen Schnuller, einer ein Taschentuch und ein weiterer eine Windel.

Verdi-Gewerkschaftssekretärin Ariane Raad betont ebenfalls, dass der Streik im Interesse der Gesellschaft sei, auch wenn Einrichtungen an diesem Tag geschlossen bleiben. „Es geht auch um die Frage, wie viel Sorgearbeit wert ist“, sagte sie bei der Auftaktkundgebung auf dem Elsbeth-und-Hermann-Zeller-Platz. Mehr als 60 Prozent aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst seien Frauen, in Kitas und Pflegeberufen seien sogar mehr als 80 Prozent der Mitarbeitenden weiblich.

Gewerkschaft rechnet mit großer Streikwelle

Der nächste Streiktag sei auch deswegen passend: Schon nächste Woche, am 8. März, dem Internationalen Frauentag, sollen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst die Arbeit wieder niederlegen. „Die Streikaufrufe gehen heute raus“, so Raad am Dienstagvormittag. Auch an diesem Tag soll ganztägig gestreikt werden, auf die Straße gehen werde man nachmittags, auch einen Kinderbereich soll es geben. Jeder solle noch mindestens einen Kollegen mitbringen, rief die Gewerkschaftssekretärin auf. Wichtig sei, klar für eine Erhöhung der Tariflöhne einzutreten. „Einmalzahlungen schützen nicht vor Altersarmut“, so Raad.

Die Gewerkschaft Verdi schätzte die Zahl der Streikenden am ersten Warnstreiktag im Rems-Murr-Kreis am Dienstag in Waiblingen auf circa 600 und hofft, dass diese Zahl bei weiteren Warnstreiks noch steigt. Man rechne mit einer großen Streikwelle in Baden-Württemberg und ganz Deutschland. Denn das Angebot der Arbeitgeber sei inakzeptabel.

10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro. Das fordert die Gewerkschaft Verdi in den Tarifverhandlungen für den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Dafür sind am Dienstag mehrere Hundert Beschäftigte aus dem Rems-Murr-Kreis auf die Straße gegangen. Mitarbeitende aus dem Landratsamt, der Abfallwirtschaft Rems-Murr, der Kreissparkasse Waiblingen, Kindertageseinrichtungen, Verwaltungen, der Kläranlage und den Rems-Murr-Kliniken zogen bei der Demonstration durch die

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