Ungeklärter Mordfall Schwaikheim: Polizei verweist erneut auf das Phantombild
Rems-Murr-Kreis. Bereits das zweite Mal wird die Familie des Opfers Weihnachten überstehen müssen im Wissen, der Mörder ist noch immer nicht gefasst. Eine 75-jährige Frau starb am 24. September 2024 nahe Schwaikheim eines gewaltsamen Todes – und niemand weiß, wer sie getötet hat. Hunderte Spuren sicherten die Ermittler, doch liefen bisher alle Versuche, den Täter ausfindig zu machen, ins Leere. Wie ist der Stand der Dinge, und was unterscheidet den Schwaikheimer Fall von einem „cold case“?
„Cold cases“ sind ungeklärte Fälle, die viele Jahre zurückliegen. In diesen Fällen hat die Polizei bereits sämtliche denkbaren Ermittlungsansätze beackert und schlicht keine Idee mehr, was man noch tun könnte, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Der Mord nahe Schwaikheim ist meilenweit vom Status eines „cold case“ entfernt.
Das Phantombild: Wer kennt diesen Mann?
Die Ermittlungen sind auch knapp 15 Monate nach der Tat alles andere als abgeschlossen. „Wir gehen nach wie vor offenen Spuren nach und führen forensische Auswertungen durch, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und Ermittlungsansätze zu generieren“, berichtet Polizeisprecher Robert Silbe. Er verweist noch einmal auf ein Phantombild, das einen jungen, dunkelhaarigen Mann zeigt: Eine Person, die Zeugenaussagen zufolge in etwa so aussieht wie auf dem Bild, ist seinerzeit in der Nähe des Tatortes gesehen worden.
Die Polizei hatte die unbekannte Person damals als wichtigen Zeugen beschrieben, der sich unbedingt melden möge. Klar ist, der Mann könnte auch der Täter sein. Die Veröffentlichung des Phantombilds am 4. November 2024 hat aber nicht den gewünschten Erfolg gebracht: Es ist immer noch unklar, wer der Mann ist und wo er steckt. „Wir bitten weiterhin um Mithilfe der Öffentlichkeit und ersuchen jeden, der möglicherweise Informationen zu dieser Person oder anderen Aspekten des Falls hat, sich bei der Polizei zu melden“, so Robert Silbe. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Rund um die Uhr ist diese Telefonnummer besetzt: 07361 / 580-0 . Die Mailadresse: aalen.pp@ polizei.bwl.de
Kommunikation mit der Polizei anonym möglich
Die Polizei nimmt Hinweise auch vertraulich entgegen. Das bedeutet, die Staatsanwaltschaft behält Informationen über die Identität des Hinweisgebers für sich. Etwas anderes ist das Hinweisgebersystem des Landeskriminalamts, über das sich Personen melden können, von denen später weder Polizei noch Staatsanwaltschaft wissen, wer sie sind. Diese Kommunikation läuft über besondere Kanäle; „IP-Adressen, Zeitstempel oder Metadaten werden nicht gespeichert. Eine Rückverfolgung auf den Sender und dessen Identität ist somit ausgeschlossen“, heißt es in den Informationen des LKA zum anonymen Hinweisgebersystem. Weitere Informationen dazu gibt es hier: https://www.polizei-bw.de/anonymes-hinweisgebersystem/
Die Polizei wird sicher Wege finden, auch einem anonymen Hinweisgeber gegebenenfalls die Belohnung zukommen zu lassen, ohne dass er oder sie sich outen muss: 5000 Euro erhält, wer den entscheidenden Hinweis gibt, der am Ende zur Aufklärung des Falls führt.
DNA-Analyse führte nicht zum erhofften Erfolg
Mehr als nur einem Nervenkrieg waren die Ermittlerinnen und Ermittler nach dem Schwaikheimer Mordfall ausgesetzt. Besonders enttäuschend war das Ergebnis einer DNA-Analyse. Tatsächlich hatte man DNA-Material identifizieren können, das mutmaßlich vom Täter stammt. Doch war dieses Material nicht so beschaffen, wie es nötig gewesen wäre, um damit einen Ermittlungserfolg zu landen.
Weitere Enttäuschungen hatte die Soko Garten zu verkraften. Mit einer „Achterbahnfahrt“ hatte Kriminaldirektor Martin Lühning die ersten Monate verglichen, zumal die Kripo mehrfach dachte, so, jetzt haben wir ihn – und dann erkennen musste, nein, Irrtum, das letzte noch fehlende Puzzlestück bewies die Unschuld des jeweils Verdächtigten, nicht seine Schuld.
Mord verjährt nicht: Die Polizei bleibt dran
Lühning leitete die Soko Garten, die mittlerweile formal aufgelöst ist. Eine Gruppe von Ermittlerinnen und Ermittlern bleibt weiter dran an dem Fall. Mord verjährt nicht, weshalb dieser Fall selbst dann, wenn er auch in den nächsten paar Jahren ungeklärt bleiben sollte, im Fokus der Polizei bleibt. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mord Jahre nach der Tat aufgeklärt worden ist.
Bei Mord und Totschlag liegt die Aufklärungsquote so hoch wie in keinem anderen Deliktfeld. 94 Prozent dieser Fälle wurden aufgeklärt, heißt es in der 2024er Statistik des Bundeskriminalamts. Die Zahl bezieht sich auf alle Fälle von Mord, Totschlag und Totschlag auf Verlangen, die der Polizei bekannt geworden sind, inklusive Versuche.
Bundesweit 508 Mordversuche und 222 Morde
Alles zusammen hatte es die Polizei bundesweit mit 2.303 Fällen dieser Art zu tun. 508 Mordversuche und 222 vollendete Morde registrierte die Polizei im Jahr 2024. Im Deliktfeld Totschlag und Tötung auf Verlangen sind in der BKA-Statistik fürs vergangene Jahr 1211 Versuche verzeichnet. In 362 Fällen starb das Opfer.




