Rems-Murr-Kreis

Wie gerecht oder wie kaputt ist Deutschland? Gedanken zur Spendenaktion des ZVW

die letzte Busfahrt  Winnenden - Berglen mit  Busfahrer Knoblauch in der Silvesternacht
Bereits eine Busfahrt kann ein schwer erschwinglicher Luxus sein. Die Bitte um ein Deutschlandticket gehört zu den meistgeäußerten Wünschen bei der ZVW-Spendenaktion "Miteinander - Füreinander". © Pavlovic

Rems-Murr-Kreis. Wem kommt eigentlich das Geld zugute, das Sie, liebe Leserinnen und Leser, für unsere ZVW-Aktion „Miteinander – Füreinander“ spenden? Im Folgenden skizzieren wir einige erschütternde Beispiele - und erlauben uns ein paar grundsätzliche Anmerkungen zur Frage, wie gerecht es in Deutschland zugeht und wie viel Armut sich eine reiche Gesellschaft leisten kann.

Luxus Gleitsichtbrille: Armut in Deutschland

Frau S. lebt alleine in einer Ein-Zimmer-Wohnung und bezieht eine Rente von 900 Euro wegen voller Erwerbsminderung. Sie kämpft mit multiplen seelischen und körperlichen Erkrankungen. Da sie am Existenzminimum lebt und alle finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, kann sich Frau S. die dringend benötigte Gleichsichtbrille nicht leisten. Dabei geht es nicht um eine besonders toll geschliffene Hightech-Version, sondern um eine Standardausführung mit 105 Euro pro Glas und 40 Euro für die Fassung. Dank der „Miteinander-Füreinander“-Spenden bekommt Frau S. die 250 Euro für die Brille. Ohne Ihre Spenden könnte die psychisch wie physisch schon schwer genug angeschlagene Frau obendrein nicht vernünftig sehen.

Manche sagen, es gebe in Deutschland ein Gerechtigkeitsproblem - das Bürgergeld sei einfach zu hoch, wir leisteten uns zu üppige Sozialausgaben. Bisweilen klingt es so, als sei es bei uns rentabel, geradezu luxuriös, arm zu sein. Während die Tatsache, dass Bürgergeld-Betrug jährlich zu schätzungsweise 300 Millionen Euro Schaden führt, viele empört, diskutiert die Politik weit weniger hingebungsvoll über die etwa 300-mal so hohen Schäden durch Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit; die liegen nach soliden Schätzungen nämlich bei 100 Milliarden im Jahr. Das Gerechtigkeitsproblem in Deutschland scheint für viele darin zu bestehen, dass die Armen einfach zu reich sind.

Luxus Bus und Bahn: Armut in Deutschland

Die Realität sieht anders aus: In den Anträgen, die Institutionen wie Caritas oder Diakonie im Namen ihrer Klienten dem Hilfsverein des Zeitungsverlages Waiblingen für „Miteinander - Füreinander“ vorlegen, geht es seit Jahren immer wieder vor allem um zwei wertvolle Hilfen: Gleichsichtbrille. Und Deutschlandticket. Sehen können und vom Fleck kommen: Für viele ist das ein Luxus, der erst dank der ZVW-Spendenaktion wahr wird.

Frau E. ist Mitte 20 und leidet heftig unter Angststörungen. Sie lebt derzeit bei ihren Eltern, ist aber auf der Suche nach einer Wohnung, da sich die Erkrankung aufgrund der schwierigen Umstände innerhalb der Familie verschlimmert. Erst wenn Frau E. ausgezogen ist, erhält sie Bürgergeld vom Jobcenter, momentan hat sie also kein Einkommen. Um sich auf das selbstständige Leben in einer eigenen Wohnung vorzubereiten, möchte sie üben, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Arztterminen zu fahren, Einkäufe zu erledigen und eine Freundin zu besuchen. Frau E. ist hoch motiviert, sie will Fortschritte machen. Aber die Fahrten mit Bus und Bahn scheitern am Geldmangel. Dank der „Miteinander-Füreinander“-Spenden bekommt Frau E. ein Deutschlandticket für ein Jahr. Ohne Ihre Spenden käme sie kaum von A nach B.

Armut und Reichtum: Ein Rechenspiel

Jeder Mensch in Deutschland, jede und jeder einzelne, vom eben erst geborenen Baby bis zum hundertjährigen Greis, besitzt Geld- und Sachvermögen im Wert von mehr als einer Viertelmillion Euro: Jeder Mensch in Deutschland ist reich! Wenn man die Lage statistisch betrachtet und einen Durchschnittswert bildet. Mehr als eine Viertelmillion pro Nase kommt nämlich heraus, wenn man die 9,4 Billionen Euro an privatem Geldvermögen in Deutschland und die 12,4 Billionen Sachvermögen erst addiert und dann durch 83 Millionen Einwohner teilt. Natürlich ist diese Rechnung Mumpitz. Denn in Wahrheit kommen manche schon als Milliardäre zur Welt, und andere sterben arm.

Frau M. hat traumatisierende psychische und physische Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten, sie lebt von Erwerbsminderungsrente und Grundsicherung. In den vergangenen Jahren sind aufgrund der prekären Finanzlage Mietrückstände ans Jobcenter, Beitragsrückstände an die AOK und andere Schulden aufgelaufen. Doch Frau M. macht Fortschritte: Sie hat einen neuen Namen beantragt, so versucht sie, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Seit die Namensänderung vollzogen ist, wirkt Frau M., als habe sich ein Knoten gelöst: Sie kann endlich wieder nach vorne blicken. Die außerplanmäßigen Kosten aber, die bei dem Verwaltungsakt anfielen - unter anderem 13 Euro für ein Führungszeugnis und 47 Euro für den neuen Personalausweis -, hätten die Möglichkeiten von Frau M. überstiegen. Auch hier half das Spendengeld von „Miteinander - Füreinander“.

„Miteinander - Füreinander“: Das Prinzip

Falls Sie noch nicht spenden: Die Grundsätze unserer Aktion sind reine Lokalbezogenheit auf den Rems-Murr-Kreis, eine enge Zusammenarbeit mit karitativen Organisationen sowie die vollständige Weiterleitung der Spendengelder. Sie können Ihre Spende überweisen an die Volksbank Stuttgart, IBAN DE37 6009 0100 0400 5610 18, SWIFT VOBADESSXXX oder an die Kreissparkasse Waiblingen, IBAN DE13 6025 0010 0000 3851 10, SWIFT SOLADES1WBN; sie können aber auch online spenden: Gehen Sie auf zvw.de/miteinander. Sie können dort einen vorgeschlagenen Betrag auswählen oder Ihren eigenen Betrag eingeben. Gezahlt wird über Paypal, Sepa-Lastschrift oder Kreditkarte. Sie geben Ihre Kontaktdaten an. Zum Schluss klicken Sie auf „Spenden“.

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