Wegen 2G-Pflicht: 75-jährige Tischtennis-Spieler in der Oberliga

Beim SV Plüderhausen fallen in der Tischtennis-Oberliga der Männer zwei von vier Stammspielern aus. Als Ungeimpfte dürfen sie nicht mehr in die Hallen. Stattdessen eingesetzt werden sogar Kreisliga-Akteure. Trotzdem sammelt der SVP nach wie vor Punkte. Weil andere Vereine noch schlechter aufgestellt sind.
Am Sonntag, 21. November, trat das Plüderhäuser Oberliga-Team mit einem Spieler aus der Verbandsliga (zweite Mannschaft) und einem aus der Kreisliga C (siebte Mannschaft) an. Das Ergebnis: ein 10:0-Sieg in der heimischen Hohberg-Sporthalle über den SV Kornwestheim. Denn beim Gegner standen laut SVP-Abteilungsleiter Helmuth Klein drei 75-Jährige an den Tischen.
Mangels Spielern Derby in Birkmannsweiler abgesagt
Tags zuvor hatte Plüderhausen das Derby beim VfR Birkmannsweiler kampflos mit 0:10 abgegeben. Anders als zunächst von Vereinsseite berichtet, war das Duell vom SVP nicht wegen mangelnder Konkurrenzfähigkeit abgesagt worden.
„Wir sind nicht angetreten, weil wir keine Ersatzspieler hatten. Alle unsere acht Mannschaften waren im Einsatz“, erklärt Klein. Er rechnet damit, dass auch künftig Partien in verschiedenen Ligen wegen 2G ausfallen. Denn in zahlreichen Vereinen gebe es ja Ungeimpfte.
Ungeimpfte Übungsleiter dürfen in die Halle
Zu dieser Gruppe gehört auch der SVP-Abteilungsleiter selbst. Der 73-Jährige darf aber weiterhin mit Schnelltest in die Halle, weil für ihn als Übungsleiter die Ausnahmeregelung greift. „Ich teste mich mehrmals die Woche“, sagt Klein.
Anders als viele Geimpfte verhalte er sich verantwortungsbewusst. „Ich besuche keine Veranstaltungen und passe im Jugendtraining sehr auf.“
Seit nun eineinhalb Jahren habe er sich nicht mit Corona angesteckt. Klein führt das auf seine Vorsicht und sein gutes Immunsystem zurück. „Ich bin jeden Tag zwei, drei Stunden draußen.“ Das „Ungeimpften-Bashing“ findet er furchtbar. Dabei würden die Infektionszahlen trotz Alarmstufe steil nach oben gehen. Nicht zuletzt deshalb, weil eben auch Geimpfte Überträger seien.
Verbandspräsident Franke ist klarer Impfbefürworter
Für „ganz klar richtig“ hält dagegen der Präsident des baden-württembergischen Tischtennis-Verbands die 2G-Pflicht. Nach Rainer Frankes Geschmack ist sie sogar eher zu spät eingeführt worden.
In Sachen Corona habe sich der Verband bereits mehrmals klar positioniert. „Beim Landestag im September habe ich gesagt: ,Lasst euch impfen‘.“
Ein Abbruch der Saison kommt für Franke trotz der Wettbewerbsverzerrung nicht infrage: „Wir müssen das Ding durchziehen. Die Leute haben genügend Angebote für eine Impfung erhalten. Damit müssen jetzt die Vereine klarkommen.“ Weil die 2G-Regelung für alle gilt, vermutet Franke sowieso, dass sich die Wettbewerbsverzerrung auf lange Sicht in Grenzen halten wird.
Rainer Franke: Erneuter Saisonabbruch wäre "ganz schlimm"
Grundsätzlich dürfe man Geimpfte nicht dafür bestrafen, dass es Ungeimpfte gibt. Franke betont, ein erneuter Saisonabbruch würde sich vor allem im Jugendbereich ganz schlimm auswirken. „In meinem Verein KSG Gerlingen haben wir sehr viele Mitgliederzuwächse gehabt. Es wäre extrem schade, wenn jetzt wieder die Hallen zugemacht werden.“
Auch der SV Plüderhausen will die Saison trotz der Probleme unbedingt zu Ende führen. Helmuth Klein befürchtet allerdings den endgültigen Rückzug einiger Ungeimpfter vom Sport. Für den Abteilungsleiter wäre das ein erneuter bitterer Beleg dafür, dass die Gesellschaft tief gespalten ist.