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Christoph Sonntag: Das jüngste Gerücht – Lohnt sich SWR-Sendung in der Mediathek?

Das jüngste Ger(i)ücht - mit Bruder Christophorus Sonntag
Christoph Sonntag als Bruder Christophorus in der Alten Kelter in Fellbach. © SWR/Markus Palmer

„Unheimlich, gruselig und brutal witzig“, so kündigt der SWR sein Abendprogramm am Sonntag (26.2.) um 20.15 Uhr an. Christoph Sonntag hat seinen großen Auftritt als Fastenprediger Christopherus, der den versammelten Landespolitikern die Leviten liest. Aber war es wirklich brutal witzig? Ich kann etwas dazu sagen, denn ich war dabei. Bei der Aufzeichnung der Sendung Samstagmittag in der Alten Kelter in Fellbach. Die Sendung ist inzwischen in der ARD-Mediathek zu finden.

Fernseh-Aufzeichnung in der Alten Kelter in Fellbach

Die Perspektive des Zuschauers bei einer Aufzeichnung in der Alten Kelter ist anders als die des Zuschauers, der im Wohnzimmer den Fernseher einschaltet. Man sitzt viel weiter weg, man sieht die gesamte Halle, die TV-Kamera, die mit ihren Teams durch die Halle gleiten. Und wenn Sonja Faber-Schrecklein während der Musik etwas in die Kameras spricht, sieht man es nur in der Alten Kelter, man hört es aber nicht.

So ganz traut der SWR seinem Konzept nicht. Denn vor der Aufzeichnung muss das Publikum für die Kameras klatschen und lachen. „Das wird dann später hineingeschnitten“, sagt Christoph Sonntag. Lachen muss man aber nicht auf Kommando, dafür gibt es extra Witze auf der Bühne, die in der Sendung aber nicht zu hören sind. Standing Ovations gibt es ebenso vorher auf Anforderung. „Braucht ihr noch mehr Klatscher?“, fragt Christoph Sonntag die Regie. Nein, dann kann es losgehen.

Winfried Kretschmann und Thomas Strobl als Zielscheibe der Kritik

Zum Konzept der Sendung gehören die Landespolitiker, die an diesem Vormittag reichlich vertreten sind. FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke darf sogar das Bierfass anstechen – und schafft das mit drei Schlägen. Weil die Opposition auf die Bühne darf, kriegt später die Landesregierung einen Auftritt. Der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann erscheint auf Burg Schreckenstein und spricht über Elektroautos: „Voll elektrisch, einfach himmlisch“. Das mag stimmen, lustig ist das nicht.

Die Landesminister sind natürlich Zielscheibe des Spotts, die sich auf die wenigen bekannten Gesichter konzentriert. Immer gut für Kritik ist CDU-Innenminister Thomas Strobl. Christoph Sonntag begrüßt ihn als treuen Gast der Sendung: «Obwohl er immer so sehr den Frack vollkriegt. Hut ab vor diesem Rückgrat und diesen Mut.» Später: „Sie peppen am Amt. Da wird jeder Klima-Kleber neidisch.“

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Bruder Christopherus aus Zuschauerperspektive. © Frank Nipkau

Winfried Kretschmann mit Robert Habeck in der Badewanne

Und natürlich Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Ich weiß nicht mehr, wie oft der berühmte Waschlappen erwähnt wurde. Kretschmann hatte ihn als Alternative zur Dusche empfohlen, um Wasser und Energie zu sparen. In der Sendung erscheint die Puppe des Ministerpräsidenten in der Badewanne, um vom schwäbischen Badetag einmal die Woche zu schwärmen. In der Wanne sind auch die Puppen von Wirtschaftsminister Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock. „Früher haben wir Kröten gerettet, heute schlucken wir sie.“ Rasant gesprochen wird das Ganze im Hintergrund vom SWR-Stimmenimitator Andreas Müller.

Das Konzept der Sendung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Immer weniger Christoph Sonntag und dafür immer mehr Längen. Das Vorspiel auf Burg Schreckenstein kann sich der Zuschauer schenken.

Ab wann soll man die Sendung gucken?

Mein Tipp: Schalten Sie die Sendung ab Minute 36 ein. Wenn sie die Puppen in der Wanne sehen, sind sie richtig.

Zum Schluss der große Auftritt von Bruder Christopherus (ab Minute 52). Christoph Sonntag, in Waiblingen 1962 geboren und aufgewachsen, ist inzwischen der Altmeister des schwäbischen Kabaretts. Sein Auftritt stellt in dieser Sendung alles andere in den Schatten und ist wirklich brutal lustig. Die Pointen wollen wir hier nicht verraten. Na, vielleicht eine: „Christine Lambrecht passte gut zur Bundeswehr. Sie gab dem Elend ein Gesicht.“

Nur zum Ende das wird es ernst. „Passt bitte auf die Demokratie auf“, mahnt Bruder Christopherus.

Kann Winfried Kretschmann darüber lachen?

Und was sagt Winfried Kretschmann? „Tja, wie fühlt es sich an, wenn man gegrillt wird? Es fühlt sich ziemlich heiß an", sagte Kretschmann der Deutschen Presse-Agentur nach der Aufzeichnung. „Aber es gehört einfach dazu. Und ich finde, es muss sein. Man muss sich auch mal richtig grillen lassen.“ Da könne er absolut drüber lachen.

Der offizielle Titel der Sendung lautet: Das jüngste Ger(i)ücht. Am Sonntag, 26. 2. um 20.15 im SWR-Fernsehen und danach in der ARD-Mediathek.

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