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Faszination Drag: Neue Ausstellung im Stadtpalais Stuttgart - was gezeigt wird

Drag-Ausstellung
Fotografin Eva-Maria Gebhardt im Stadtpalais Stuttgart. © Sofie Smakici

Stuttgart. Männer mit Perücken, viel Make-up, bunte schillernde Kleider und High-Heels, die auch mal 15 Zentimeter und höher sein können. So lässt sich Drag ganz vereinfacht zusammenfassen. Dass aber weitaus mehr dahintersteckt zeigt Eva-Maria Gebhardt seit dem 5. Februar im Stadtpalais in Stuttgart. Ihre Fotografie-Ausstellung porträtiert das Leben dreier Stuttgarter Drag-Queens. Die Reportage-Reihe begleitet nicht nur das Leben in Drag, sondern auch davor und dazwischen. Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren war Gebhardt immer nah dran an den Queens Henni, Cherry Bliss und Emily Island. Wir haben die junge Fotografin und die Drag-Künstlerinnen bei der Ausstellungseröffnung getroffen.

Faszination Drag: Was Fotografin Eva-Maria Gebhardt mit ihrem Projekt verdeutlichen möchte

Die Ausstellung „Dressed as a Girl“ war ein Projekt, das Gebhardt während ihres Masterstudiums verwirklicht hat. Eines ihrer Ziele: Drag erlebbarer machen. Menschen die Chance geben, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und auch zu zeigen, wer überhaupt hinter dem ganzen Glamour und Bling-Bling steckt. „Ich möchte die Faszination für Drag bei den Menschen wecken“, sagt die 25-Jährige und ergänzt: „Und auch diejenigen supporten, die sich vielleicht nicht trauen, sich selbst auszuleben.“

Dressed as a Girl-Ausstellung
Fotografin Eva-Maria Gebhardt (Mitte) und die Drag-Queens Cherry Bliss, Emily Island und Henni (von links nach rechts) bei der Eröffnung der Ausstellung "Dressed as a Girl". © Sofie Smakici

Bei der Performance-Kunst Drag geht es um gerade das. Sich verwandeln, in eine andere Rolle schlüpfen und dadurch ausleben. Die Fotografien zeigen die drei Queens in unterschiedlichen Situationen während ihrer Arbeit als Drag-Künstlerinnen und vermitteln einen ästhetischen Eindruck davon, wie es wirklich ist. Denn eines darf man nicht vergessen, hinter all dem Glamour steckt auch viel Arbeit und mehrere Stunden an Vorbereitung.

Drag in Deutschland eher kein Hauptjob für die Künstlerinnen

Die Queens Henni und Cherry Bliss arbeiten beide noch in ihrem Hauptjob, denn von Drag leben, können sie nicht. „In Deutschland ist es etwas schwierig, Drag hauptberuflich zu machen“, sagt Cherry Bliss, die seit 2020 Drag macht. Wie viel Zeit sie für ihre Kunst schlussendlich investieren, sei ganz unterschiedlich. Je nach Monat und Auftragslage könne das variieren. „Es ist auch ein bisschen jahreszeitenabhängig“, sagt Cherry Bliss. „Nach den CSDs gibt es öfter ein Sommerloch, dann fangen erst wieder zum Herbst/Winter mehr Shows an.“

Dressed as a Girl-Ausstellung
Nicht immer ist bei der Drag-Kunst nur Glamour und Bling-Bling. © Sofie Smakici

Anders als die Norm: Bus und Bahn fahren in Drag, ist immer ein Risiko

Neben all den guten Momenten, die während einer Drag-Show passieren, gibt es aber auch unangenehme Hürden für die Queens. Eine davon ist es schlichtweg mit Bus und Bahn unterwegs zu sein. Blöd angemacht werden, vor allem, wenn man abends zu einer Show geht oder mitten in der Nacht von einer kommt, sei keine Seltenheit und ist auch des Öfteren schon bei den Queens vorgekommen. „Bis jetzt sind wir glücklicherweise in keine körperliche Auseinandersetzung geraten“, sagt Cherry Bliss. Es bliebe bei unangebrachten Nachrufen. „Ich glaube, so was wird man immer haben, wenn man anders ist als die Norm und das auch präsentiert“, sagt Cherry Bliss weiter.

Dressed as a Girl-Ausstellung
Eine Seite aus dem Bildband "Dressed as a Girl" von Eva-Maria Gebhardt. © Sofie Smakici

Ausstellung "Dressed as a Girl" im Stadtpalais Stuttgart noch vor Start verlängert

Bei der Eröffnung am Mittwochabend (05.02.) zeigt sich deutliches Interesse am Thema Drag und der Kunst dahinter. Noch vor Beginn der Ausstellung streift bereits eine bunt gemischte Schar an Menschen interessiert durch die Gänge. Nach der Eröffnungsrede ist es schließlich so voll, dass man nur mit Glück etwas von den Performances von Henni, Cherry Bliss und Emily Island zu sehen bekommt. Das Stadtpalais hat die Ausstellung sogleich verlängert. Ursprünglich war sie nur bis zum 23. Februar angedacht.

Dressed as a Girl-Ausstellung
Ein Blick hinter die Kulissen von Drag. © Sofie Smakici

"Wahlfamilien": Nächstes Projekt von Gebhardt schon in der Mache

Mit dem Start von „Dressed as a Girl“ geht für die drei Queens und Gebhardt eine Zeit voller schöner und intensiver Momente zu Ende. Doch das nächste große Projekt ist bereits im vollen Gange. Derzeit widmet sich Gebhardt dem Thema "Wahlfamilien" und hat dafür schon Henni und ihre engsten Freunde vor die Kameralinse gelockt. "Wir hatten so viel Spaß bei diesem Shooting", sagt Henni, die ebenfalls wie Cherry Bliss in 2020 mit Drag angefangen hat. Gebhardt sucht noch nach Menschen für ihr Projekt, die eine familienähnliche Beziehung haben und das auch zeigen möchten. Hier geht es zu ihrem Instagramkanal: @eva_maria_photography.

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