Gebühren-Erhöhung trifft Weihnachtsmarkt: Was ändert sich rund um Stuttgart?
Nach einem Bericht des SWR vom Dienstag (24.10.) seien der Weihnachtsmarkt in Ulm und in Schwäbisch Gmünd stark von den erhöhten Gema Gebühren betroffen. Der SWR berichtet, dass die Gebühren des Ulmer Weihnachtsmarkts sich um das Zehnfache erhöhen könnten. Die Konsequenz aus Ulm: Das Rahmenprogramm müsse sich ändern. Wir haben nachgefragt, ob und welche Auswirkungen die höheren Gema-Gebühren auf die Weihnachtsmärkte in Esslingen, Ludwigsburg und Stuttgart haben.
Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg: Ein "ärgerliches Thema"
Von den Preissteigerungen sei auch der Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg betroffen, so Mario Kreh von visit.ludwigsburg. "Die Gema ist bei uns auch ein ärgerliches Thema", sagt er gleich zu Beginn des Gesprächs mit unserer Redaktion. Laut Kreh seien die Gebühren bereits seit 2019 gestiegen. Im Gegensatz zum Vorjahr berechne die Gema die Gebühren für Musiknutzung dieses Jahr nach Veranstaltungsfläche und nicht mehr nach beschallter Fläche. Für den Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg bedeute das: Zahlen für mehrere Tausend Quadratmeter statt 400 Quadratmeter.
Gekürztes Programm beim Weihnachtsmarkt Ludwigsburg
Laut Mario Kreh werde so das Gefühl erweckt, "dass egal wo du auf dem Weihnachtsmarkt bist, dass du nur da bist wegen der Musik." Über die Erhöhung der Gebühr ist er erkennbar verärgert. Früher hätte visit.ludwigsburg für die gesamte Zeit des Weihnachtsmarkts in Ludwigsburg zwischen 1.500 und 2.000 Euro für die Verwendung von Musik gezahlt. Heute müssen sie das laut Kreh pro Tag bezahlen. Die Folge: Das Programm wird stark gekürzt.
"Opfer der ganzen Geschichte sind meiner Meinung nach die kleinen Musikvereine. Das kleine Honorar fällt bei der Hälfte der Vereine weg," so Mario Kreh. Denn auf dem Weihnachtsmarkt Ludwigsburg wird es für Vereine 2023 nur die Hälfte der bisherigen Auftrittsmöglichkeiten geben.
In der Vergangenheit hätte es jeden Tag Musik und Auftritte gegeben. 2023 wird es an Werktagen nur noch das "Kinderprogramm mit gesprochenem Wort", so Mario Kreh, geben. Die Tage werden also deutlich reduziert und Musik werde nur noch am Wochenende gespielt.
Mittelalter-Weihnachtsmarkt Esslingen: historisches Liedgut sei Gema-frei
Werden die erhöhten Gema Gebühren auch den Weihnachtsmarkt in Esslingen betreffen? "Wir gehen nicht davon aus," teilt Michael Metzler, Geschäftsführer des Stadtmarketings Esslingen, mit. Bereits seit ein paar Jahren sei es den Betreibern der Marktstände nicht mehr erlaubt, selbst Musik abzuspielen. Auf den drei Bühnen des Mittelaltermarktes spielen die Künstler laut Stadtmarketing Esslingen ausschließlich historisches Liedgut - und dieses ist Gema-frei.
Weihnachtsmarkt Esslingen: Abmachung mit Gema
Allerdings gäbe es auch eine Bühne am Weihnachtsmarkt Esslingen, die vom Kulturamt der Stadt bespielt wird. Bereits im Sommer hätte das Stadtmarketing Esslingen hierzu bereits eine Vereinbarung mit der Gema getroffen - wie diese aussieht, teilten sie der Redaktion jedoch nicht mit.
Das Programm auf dem Esslinger Weihnachtsmarkt würde sich im Gegensatz zum Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg nicht verändern. Fans des Weihnachtsmarkts können sich also bereits jetzt auf den ersten Glückwein oder Met zur Mittelaltermusik freuen.
Weihnachtsmarkt in Stuttgart: Mit der Gema im Austausch
Wie und ob sich auch das Programm des Weihnachtsmarkts in Stuttgart verändern wird, bleibt noch unklar. "Wir befinden uns mit der GEMA im Austausch. Bitte haben Sie Verständnis, dass es zum jetzigen Zeitpunkt dazu keine Stellungnahme geben kann," teilte uns in.stuttgart auf Anfrage unserer Redaktion mit. Was wir aber wissen ist, dass sich der Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr quer durch die Innenstadt erstrecken wird.
Warum werden die Gebühren der Gema erhöht?
Laut Webseite der Gema verhandelt diese ihre Tarife für die Nutzung von urheberrechtlich geschützter Musik mit der Bundesvereinigung der Musikveranstalter (BVMV). Grundlage für die Berechnung sei dabei die gesamte Veranstaltungsfläche und nicht nur der beschallte Bereich. Dieses Urteil gelte allerdings schon seit 2011.
Auf ihrer Webseite nimmt die Gema Stellung zu den bei vielen Weihnachtsmärkten erst in diesem Jahr angestiegenen Kosten: "In der Vergangenheit haben wir auf Basis der von den Kundinnen und Kunden gemeldeten Nutzungsflächen lizenziert. Wir haben uns auf korrekte Angaben verlassen und keine Prüfung vorgenommen," heißt es dort.
Vermehrte Kontrollen nach der Coronapandemie
Weiter: "Nach der Coronapandemie, während der aufgrund behördlicher Schließungen keine Stadtfeste und Weihnachtsmärkte stattfinden konnten, haben wir begonnen, die Flächen über Tools wie „Planimeter“ und „Google Maps“ zu messen. Wir haben dabei deutliche Diskrepanzen festgestellt."
Diese Diskrepanzen scheinen sich nun auf die Weihnachtsmärkte auszuwirken. Welche musikalische Untermalung es in der Vorweihnachtszeit auf den Weihnachtsmärkten in und um Stuttgart geben wird, wird sich wohl erst mit dem Glühwein-Anstich Ende November zeigen.