Stuttgart & Region

Hochwasser in der Region: Damm-Bau in Esslingen, Stuttgart hat Glück im Unglück

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Inzwischen schützt ein Damm Teile der historischen Altstadt von Esslingen vor dem Hochwasser im Neckar. © Stadt Esslingen

Straßen und Keller überflutet, Häuser evakuiert, Autos werden zusammengeschoben: Die Hochwasser-Lage in Teilen von Baden-Württemberg war zwischenzeitlich hochdramatisch (alle Entwicklungen in unserem Liveblog). Besonders im Rems-Murr-Kreis drohte aufgrund der Wassermassen in der Nacht auf Montag (03.06.) eine Katastrophe. Mittlerweile hat sich die Lage jedoch beruhigt, die Evakuierungen wurden wieder aufgehoben. Wie ist die derzeitige Situation in den benachbarten Kreisen und in Stuttgart? Der Überblick:

Stuttgart offenbar glimpflich davongekommen

Die Landeshauptstadt Stuttgart ist mit Blick auf die Zerstörungen im Rems-Murr-Kreis offenbar mehr als nur glimpflich davongekommen. Zwar schäumte und toste der Neckar am Montagmorgen an den diversen Schleusen in Untertürkheim und Bad Cannstatt, aber dramatisch zugespitzt hat sich die Lage nach ersten Erkenntnissen nicht.

Auch die direkt am Fluss gelegene Stuttgarter Rudergesellschaft hatte wohl Glück im Unglück. Das Wasser erreichte nicht die am Neckar gelegene Bootshalle. Kurz vor dem Gebäude stoppte die braune Brühe.

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Die Neckarfluten haben das am Fluss gelegene Bootshaus der Stuttgarter Rudergesellschaft am Montagmorgen nicht erreicht. © Privat

Im Laufe des Wochenendes musste die Polizei im Kessel laut einem Artikel der Stuttgarter Zeitung lediglich zu rund 30 Einsätzen ausrücken. Mehrere Straßen mussten aufgrund von Überschwemmungen und umgestürzter Bäume kurzfristig gesperrt werden, am Sonntagmittag stürzte gegen 12 Uhr ein Baum auf die Charlottenstraße in der Innenstadt. Die B 27 musste daraufhin für den Verkehr komplett für mehrere Stunden gesperrt werden. Derweil ist die Stadtbahnstrecke der Linie U3 zwischen den Haltestellen Landhaus und Plieningen aufgrund von Unwetterschäden „bis auf Weiteres“ gesperrt.

Im Einzelnen fahren die Bahnen der Linie U3 während der Sperrung wie folgt:

  • Vaihingen Bahnhof – Landhaus
  • Die Haltestelle Plieningen kann nicht bedient werden.
  • Es ist ein Ersatzverkehr mit Bussen der Linie U3E zwischen Landhaus und Plieningen eingerichtet.

Wie in Esslingen die Überflutung der Innenstadt verhindert wurde

In Esslingen hat ein provisorischer Damm eine vorhergesagte Überflutung von Teilen der historischen Altstadt verhindert. Der Scheitelpunkt war am frühen Montagmorgen erwartet worden. Vor dem sogenannten Wasserhaus an einem Kanal wurden den Angaben zufolge in der Nacht und am Montagvormittag knapp 1500 Tonnen Stein und Sand aufgeschüttet. Der Damm sei dicht, teilte die Stadt mit. Da nun aber als Folge die Kanäle in der Innenstadt von der Wasserversorgung abgeschnitten seien, drohten diese auszutrocknen. „Daher bemühen sich die Einsatzkräfte aktuell nach Kräften, die dort lebenden Fische zu retten“, hieß es weiter. Es würden unter anderem rund 10.000 Liter Wasser pro Minute in die Kanäle gepumpt und Löschwasser zugeleitet.

Städte warnten zudem vor dem Betreten bestimmter Bereiche. „Wir bitten Sie dringend darum, Keller und Tiefgaragen im Bereich der Innenstadt und in Oberesslingen nicht zu betreten. Zudem sollten die Bereiche direkt am Neckar nicht betreten werden“, teilte die Stadt Esslingen mit. Die Stadtverwaltung beobachte die Pegelstände weiterhin.

Nach Angaben der Behörden entspannt sich die Hochwasserlage im Landkreis Ludwigsburg. „Die Pegelstände sinken“, teilte das Landratsamt am Montag mit. Am Montagmorgen sei die Gefahrenlage noch akut gewesen. Auch wenn es nicht mehr stark geregnet habe, sei ein weiterer Anstieg der Flüsse Rems und Murr erwartet worden. Um kurz nach 11.00 Uhr hätten die Flüsse dann ihre Scheitelpunkte erreicht.

Pflegeheime in Steinheim an der Murr wurden evakuiert

Der Landkreis rief die Anrainerkommunen von Neckar, Rems und Murr zudem auf, ihre lokalen Krisenstäbe einzurichten. Möglich sei ein Hochwasser, wie es dort nur einmal in 100 Jahren vorkomme. Außerdem wurden zwei Pflegeheime in Steinheim an der Murr evakuiert. Mehr als 100 Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Einrichtungen seien auf andere Heime verteilt worden.

Hochwasser-Lage im Ostalbkreis 

Auch im Ostalbkreis spitzte sich die Hochwasser-Lage am Morgen zunächst zu. Wegen vorhergesagter Überflutungen wurden in der Nacht vorsorglich Menschen in Teilen der Gemeinden Leinzell, Heuchlingen und Göggingen aus ihren Häusern gebracht, wie eine Sprecherin des Krisenstabs mitteilte. Die Gemeinde Täferrot wurde zeitweise ebenfalls evakuiert. Später stufte der Krisenstab die Hochwasserlage von einem sogenannten Extremhochwasser- zu einem Jahrhunderthochwasser-Ereignis zurück. Ein Großteil der Menschen konnte in die Häuser zurückkehren. Entwarnung gebe es nicht. „Aber es ist ein deutliches Signal der Verbesserung“, sagte die Sprecherin gegenüber der dpa.

In der Stadt Ebersbach an der Fils (Kreis Göppingen) wurden Anwohnerinnen und Anwohner einiger Straßenzüge evakuiert. Die Überflutungen betrafen ein Wohngebiet, es wurde eine außergewöhnliche Einsatzlage angeordnet, wie das Landratsamt Göppingen am Morgen mitteilte. Unklar war noch, wie viele Menschen betroffen waren. Gesperrt ist auch die Bundesstraße 10 in Ebersbach, das Wasser stehe teilweise kniehoch, sagte ein Sprecher des Landratsamts. Wassermassen haben an der Bundesstraße eine Lärmschutzwand durchbrochen und die Fahrbahnen überflutet. Das Wasser auf der Straße komme überwiegend von dem Fluss Fils, der in der Nähe verläuft, aber auch von Hängen. Die Bahnlinie von Göppingen nach Ebersbach ist ebenfalls dicht.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text wurde mit Material der Nachrichtenagentur dpa verfasst.

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