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Hollywood-Star Hans Zimmer in Stuttgart: Ganz großes Kino in der Schleyerhalle

Hans Zimmer live
Der Maestro am Werk: Filmmusik-Komponist Hans Zimmer. © Dita Vollmond

Auf seiner Europa-Tour hat Hans Zimmer am Samstagabend (29.04.) einen Zwischenstopp in Stuttgart eingelegt. Der zweifache Oscar-Gewinner brachte dabei das ganz große Hollywood-Kino in die Schleyerhalle. Über einen besonderen Abend mit einem Vollblutmusiker und grandiosen Solisten.

Laut, elektronisch, energiegeladen: Was den Zimmer-Sound ausmacht

„König der Löwen“, „James Bond“, „Dune“: Zimmer ist einer der berühmtesten Filmkomponisten der Welt. Von Frankfurt aus hat der heute 65-Jährige längst Hollywood erobert, gehört zu den gefragtesten Komponisten der Branche. Zusammen mit seiner Band tourt er seit 2016 regelmäßig rund um den Globus und lockt tausende Fans in die Hallen. So ist auch die Hanns-Martin-Schleyerhalle in Bad Cannstatt am Samstagabend bis auf den letzten Platz besetzt, als der Maestro um kurz nach Acht stilecht im schwarzen Frack auf die Bühne tritt und es direkt krachen lässt. 

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Spekatkuläre Lightshow beim Konzert von Hans Zimmer und seiner Band in der Schleyerhalle. © Danny Galm

Der wuchtige Zimmer-Sound ist unverwechselbar. Er ist laut, elektronisch, energiegeladen. Zimmer greift dabei immer wieder selbst zu den Instrumenten. Mal steht er hinter dem Synthesizer, mal sitzt er am Klavier, mal marschiert er mit einer E-Gitarre durch die ersten Zuschauerreihen. Im Mittelpunkt steht jedoch immer seine unverwechselbare Musik, dargeboten von grandiosen Solisten wie der Cellisten Tina Guo oder dem Flötisten Pedro Eustache und der Liveband mit den Orchestermusikern. 

Auch ohne Filmszenen liefert die Band eine spektakuläre Show samt Kopfkino

Sie präsentieren Klassiker aus Filmen wie „Gladiator“, „Fluch der Karibik“ oder „Interstellar“. Und auch wenn auf der Leinwand keine Filmszenen laufen, hat das Publikum schon nach den ersten Takten der „Pirates Of The Caribbean Suite“ den schwankenden Jack Sparrow auf seiner Black Pearl vor Augen. Um eine spektakuläre Show samt Kopfkino zu kreieren, brauchen Zimmer und seine Band keine Bilder. Die Kraft der Musik reicht. 

„Eigentlich komme ich nur, um jeden Abend diese Soli hören zu können“

Auf der Bühne hat Zimmer dabei eine Menge Spaß, vielleicht sogar am meisten von allen. Und damit steckt er alle an. Er wippt im Takt, stapft mit den Füßen, schließt die Augen, um in seiner Welt zu versinken und beobachtet mitunter einfach seinen virtuosen Gitarristen Guthrie Robert Govan. Er liebt seine Band und die von ihm geschaffene Musik. „Eigentlich komme ich nur, um jeden Abend diese Soli hören zu können“, sagt Zimmer im sympathischen Slang eines Deutschen, der längst in Los Angeles Wurzeln geschlagen hat. In der Schleyerhalle bekennt er: „Manchmal fällt mir das Deutsch schwer.“ Dann wechselt er ins Englische. Und seine Musik versteht ohnehin jeder.      

Bekannt ist der gebürtige Frankfurter für seinen Sound aus elektronischer Musik mit traditionellen Orchesterarrangements. Berühmt wurde er für die Musik zum Zeichentrickfilm „König der Löwen“, für die er 1995 seinen ersten Oscar gewann. Seinen zweiten Academy Award bekam Zimmer 2022 für die Musik zum Science-Fiction-Film „Dune“. Während der Verleihung war er gerade auf Tour, den Gewinn feierte er um 2 Uhr morgens im Bademantel in einer Hotelbar in Amsterdam.

Der Ruhestand ist lange noch nicht in Sicht

An den Ruhestand will Zimmer auch mit 65 Jahren noch lange nicht denken: Aktuell läuft seine Europa-Tournee. Mit seiner Band wird er dieses Jahr 32 Konzerte in 15 Ländern geben. In Deutschland spielt er noch in Hannover (20.5.), München (24.5.), Berlin (26./27.5.), Hamburg (28.5.) und Köln (9.6.). Tickets gibt es jedoch kaum noch. Die Shows sind fast überall komplett ausverkauft.

Parallel steht zudem der zweite Teil von „Dune“ in den Startlöchern. Er soll Ende 2023 in die Kinos kommen. Nebenbei hat Zimmer auch die Zukunft des Planeten im Blick. Seine Arbeit an der BBC-Dokumentation „Frozen Planet II“ von David Attenborough bezeichnete er unlängst als „das wichtigste, was wir jemals gemacht haben.“

Musiker aus der Ukraine auf der Bühne

Und auch gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat er bereits im März 2022 klar Position bezogen: „Ich möchte, dass dieses Gemetzel aufhört. Dass diese Gier aufhört.“ Auch in Stuttgart performen in seinem Orchester Musiker aus Odessa, beim Schlussapplaus wird sogar eine große Ukraine-Flagge auf die Bühne gebracht. 

Der Zweck seiner Musik sei es, so hat er Zimmer es einmal in einem Interview gesagt, Menschen zusammenzubringen. „Und Mauern einzureißen - nicht Mauern zu errichten.“ Der Zimmer-Sound reißt definitiv jede noch so dicke Mauer ein. Und sorgt für die großen Emotionen. Auf der Leinwand. Aber auch im Live-Konzert. Ganz großes Kino eben. 

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