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Naturkundemuseum in Stuttgart: Was die neue Dauer-Ausstellung zu bieten hat

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Im Meeres-Saal von Schloss Rosenstein "schwimmt" der 13 Meter lange Seiwal, umgeben von zahlreichen bislang nie gezeigten Exponaten. © Danny Galm

Das 232 Jahre alte naturhistorische Museum im Rosensteinpark in Stuttgart hat ein Update bekommen. Ab Freitag (17. 2.) können große und kleine Naturkunde-Fans die neu gestalteten Räume im Schloss Rosenstein besuchen. Wir haben uns vor der Eröffnung vor Ort umgesehen und erklären, was Sie im Meeres- und Evolutions-Saal entdecken können.

Der Fundus des Rosensteinmuseums: Eine naturhistorische Schatzkammer

Zwölf Millionen Objekte liegen im Fundus des Rosensteinmuseums. Kein Wunder. Schließlich geht das Staatliche Museum für Naturkunde aus dem 1791 eingerichteten „Naturalien-Cabinett“ der Herzöge von Württemberg hervor. Schon 1817 erklärte König Wilhelm I. diese zur öffentlichen Sammlung des Staates - eine naturhistorische Schatzkammer. Wer also über 200 Jahre später eine Neugestaltung der Ausstellungsräume ins Auge fasst, sieht sich zwangsläufig mit der Frage konfrontiert: Welche Exponate zeigen wir den Besucherinnen und Besuchern überhaupt?

Zum Auftakt der umfassenden Neukonzeption der biologischen Dauerausstellung durfte sich Ulrich Schmid genau mit dieser museumspädagogischen Gretchenfrage auseinandersetzen. Schmid ist der Kurator der neuen Dauerausstellung. Genauer gesagt hat er sich um den Meeres- und den Evolutions-Saal gekümmert und die beiden ehemaligen Innenhöfe rechts und links der Säulenhalle von Schloss Rosenstein, wo das Museum seit den 1950ern beheimatet ist, neu gestaltet. Das Ergebnis ist ein beeindruckender Ausflug in die Tiefen der Ozeane und die Geschichte der Evolution.  

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Kurator Ulrich Schmid beim Rundgang durch die neue Ausstellung. © Danny Galm

Die Neugestaltung wurde dabei über zwei Jahre hinweg vorbereitet. Und zwar nicht nur in internen Gesprächsrunden der Museums-Experten, sondern von Anfang an auch mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie digitalen Umfragen. „Wir sind ein Publikums-Magnet - und wollen das auch bleiben“, sagt Museums-Direktor Lars Krogmann, der sein Haus auch als „Brücke von der Forschung in die Gesellschaft“ verstanden wissen will. „Wir sind mit unserem Publikum ins Gespräch gegangen und da haben wir unglaublich viel mitgenommen“, findet Kurator Schmid.

Gefragt wurde explizit, welche Exponate unbedingt bleiben müssen. Das klare Votum der Museums-Community: Wal und Elefant sind unverzichtbar. Also stehen auch künftig der Afrikanische Savannenelefant und der 13 Meter lange Seiwal im Rampenlicht. Laut dem Museum sind sie nun aber „in einem völlig neuen Kontext erlebbar“. Was das konkret bedeutet, haben wir uns vor der offiziellen Eröffnung vor Ort angeschaut:

Der neue Evolutions-Saal - Evolution schafft Vielfalt

„Die Leute wollen in einen Saal gehen und Wow sagen“, so Ulrich Schmid, „und sie wollen Originale sehen.“ Der 30 Jahre alten Ausstellung im Evolutions-Saal wurde dementsprechend frisches Leben eingehaucht. „Man muss die Leute emotional erwischen“, sagt Experte Schmidt. 

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Das erste jemals in Deutschland angefertigte Präparat eines Großen Pandas. © Max Kovalenko

An der Stirnseite des Saals bildet der Savannenelefant nun ein symmetrisch raumgestaltendes Paar mit dem über 100.000 Jahre alten Skelett eines Waldelefanten. Sechs Themeninseln mit Highlight-Exponaten wie dem Großen Panda, dem letzten und ersten württembergischen Wolf oder einem schwarzen Jaguar sollen mit vielen weiteren Beispielen den Themenbereich „Evolution“ leicht verständlich erklären. Und zugleich auch zeigen, wie der Mensch selbst zum Evolutionsfaktor wird. All das eingebettet in die historische Bausubstanz der ehemaligen Sommerresidenz des württembergischen Königs - weshalb die aufwendigen Umbauarbeiten auch in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt geplant wurden. 

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Schädel von lebenden Elefantenarten und das Präparat eines Afrikanischen Savannenelefanten. © Max Kovalenko

Eine Besonderheit des Stuttgarter Museums ist dabei das viele Tageslicht in den Ausstellungsräumen. In vielen anderen Museen sind die Fenster abgedunkelt. Zum Schutz der Exponate. „Wie in einer Blackbox“, sagt Tim Ventimiglia. Der Direktor des renommierten Designbüros Ralph Appelbaum Associates war mit seinem Team für die technische Umsetzung der Ausstellungsgestaltung verantwortlich. Und sorgt dafür, dass die einfallenden Sonnenstrahlen - gefiltert von speziellem UV-Glas - den Raum in immer neues Licht tauchen. Ein simpler Trick, aber enorm wirkungsvoll.

Der neue Meeres-Saal – Eintauchen in die Vielfalt

Ganz in geheimnisvoll bläuliches Ozeanlicht tauchen die Spezial-Fenster den neu konzipierten Meeres-Saal. Dort hängt der berühmte Seiwal in der Mitte des Raumes. Allerdings wurde der Meeressäuger um 180 Grad gedreht. „Er schwimmt jetzt in die andere Richtung“, sagt Ulrich Schmid über „das grandioseste Exponat, das wir hier haben“. Mit dem verblüffenden Effekt, dass der Raum jetzt völlig neu ausgerichtet wirkt. „Man muss nicht immer alles neu erfinden“, schmunzelt Ventimiglia. Manchmal reicht ein schlichter Perspektivwechsel.

Zusätzlich wurde der Wal mit Unterstützung von Studierenden der Kunstakademie behutsam restauriert. Und in regelmäßigen Abständen gibt es künftig eine knapp sechsminütige „Seiwal-Show“, während der mit Hilfe von Licht und Sound das Modell quasi zum Leben erwacht.

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Mit Hilfe von Licht- und Toneffekten erwacht das Exponat quasi zum Leben. © Danny Galm

Seit Dezember 2021 haben Kuratoren, Handwerker und Präparatoren an den Räumen gearbeitet. Kostenpunkt: rund 2,3 Millionen Euro, finanziert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Ab Freitagmorgen (17. 2.) können große und kleine Naturkunde-Fans die neuen Räume besuchen. 

Preise, Anfahrt, Öffnungszeiten

Anfahrt: Das Museum liegt mitten im Rosensteinpark, oberhalb des zoologisch-botanischen Gartens Wilhelma bzw. oberhalb der Straßenbahn-Haltestelle Mineralbäder/Naturkundemuseum.

Mit dem Auto: 

  • Parkhaus Wilhelma (Adresse für Navi-Nutzer: Wilhelma 13, 70376 Stuttgart)

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

  • Straßenbahnlinie U 1, U 2, U 14: Halt "Mineralbäder/Naturkundemuseum"
  • S-Bahn-Linien S 1, S 2, S 3: Halt "Bad Cannstatt"

Öffnungszeiten:

Das Museum hat unter der Woche von Dienstag bis Freitag (9 bis 17 Uhr) sowie an Samstag, Sonntag und an Feiertagen (10 bis 18 Uhr) geöffnet. Montags ist das Naturkundemuseum geschlossen.

Preise

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Die Eintrittspreise im Überblick. © Naturkundemuseum-BW

Der ermäßigte Eintrittspreis gilt für: Studierende, Auszubildende, Rentnerinnen und Rentner, Freiwilligendienstleistende sowie Gutscheincoupons.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Museums.

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