Stuttgart & Region

Statue auf dem Schlossplatz in Stuttgart: Warum Concordia ihren Platz räumen muss

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Die Skulptur wurde im 19. Jahrhundert vom württembergischen Hofbildhauer Ludwig von Hofer geschaffen und von Ferdinand von Miller in der Königlichen Erzgießerei in München gegossen. © Pixabay/brankolovrekovic

Seit Mitte Januar steht auf dem Schlossplatz in Stuttgart ein riesiges Gerüst rund um die Jubiläumssäule. Am Dienstag (07.02.) musste dann auch noch die Göttin Concordia ihren Platz an der Spitze räumen. Warum muss das Stuttgarter Wahrzeichen erneut restauriert werden? Und wie lange werden die Arbeiten dauern?

Arbeiten in 30 Metern Höhe

Sicher verpackt in einen Bretterverhau und fixiert mit Spanngurten wurde die fünf Meter hohe und fünf Tonnen schwere Bronze-Skulptur mithilfe eines großen Krans von ihrem Sockel gelupft. In den nächsten Monaten wird die römische Göttin der Eintracht ihren wunderbaren Rundumblick in rund 30 Metern Höhe nicht genießen können, sondern am Fuß der Säule auf ihre Rückkehr an die Spitze der Säule warten.

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Die eingerüstetet Säule auf dem Schlossplatz. Rechts unten steht die abgebaute Bronze-Skulptur der Göttin Concordia. © ZVW

2013 wurde die 160 Jahre alte Figur erstmals von ihrem Podest geholt. Seitdem steht sie sprichwörtlich auf wackeligen Beinen. Im Herbst 2019 wurde festgestellt, dass bei der ersten Sanierung hoch oben unter der Göttin die falschen Schrauben befestigt worden waren. In der Folge kam es zu korrosionsbedingten Spannungen auf dem Podest. „Es hat angefangen zu bröckeln“ sagt Sebastian Engelmann, Pressesprecher beim für die Arbeiten zuständigen Finanzministerium. Teile des Materials flogen herunter, weshalb ein Sicherheitsnetz aufgespannt werden musste, um die Passanten unten auf dem Schlossplatz zu schützen. 

Wann kehrt Concordia zurück?

Die missglückte Sanierungsaktion soll nun korrigiert werden. Auf Empfehlung der Materialprüfanstalt Stuttgart (MPA) wurde eine neue Legierung für die Schrauben gewählt. Das neue Material ist bereits bestellt und soll noch vor dem Einbau von der MPA gecheckt werden. Zusätzlich wird ein Statik-Büro ein Auge auf die Arbeiten haben. Sicher ist sicher.

Wie hoch die Kosten der Sanierung sein werden, steht laut dem Finanzministerium noch nicht fest. Der Zeitplan hingegen schon: Verlaufen die Bauarbeiten nach Plan und spielt das Wetter mit, soll die Concordia Ende Mai wieder auf ihren Sockel zurückkehren. „Denn der Schlossplatz ohne die Concordia wäre wie Cannstatt ohne das Neckarstadion“, so Sebastian Engelmann. Dieses Mal dann mit sicherem Stand. Und ohne das wenig ansehnliche grüne Fangnetz für herunterstürzende Teile.  

Historischer Hintergrund zur Säule auf dem Schlossplatz

Die Jubiläumssäule wurde anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums und des 60. Geburtstags von König Wilhelm I. von Württemberg 1841 bis 1846 auf dem Schlossplatz in Stuttgart errichtet. Die Säule besteht aus einem 30 Meter hohen Schaft aus Granit, der fünf Meter hohen Statue der Göttin Concordia, vier Reliefs mit historischen Szenen und vier allegorischen Figuren an den Ecken des Säulensockels.

Die geflügelte, in antike Gewänder gehüllte Concordia steht auf einer Kugel, ist von vier Löwen umgeben und trägt ein Diadem mit 64 Zinnen, welche die damals 64 württembergischen Oberämter symbolisieren sollen. In ihrer Linken hält die Göttin einen Palmwedel, ein Symbol für den Frieden, und in ihrer ausgestreckten Rechten einen Lorbeerkranz, ein Sieges-Symbol. Seit dem 27. Juni 1863 krönt sie die Säule.

Im Gegensatz zu zahlreichen andere Bronzekunstwerken wurde die Concordia im Zweiten Weltkrieg nicht eingeschmolzen. Bis auf einige Einschusslöcher überstand sie den Krieg fast unversehrt.