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Stuttgart: CDU-Bundestagsabgeordneter sorgt mit "Blutbad"-Tweet für Aufregung

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Erst sorgte Donald Trump mit einer "Blutbad"-Äußerung für Aufregung, jetzt legt der CDU-Bundestagsabgeordnete Maximilian Mörseburg aus Stuttgart nach. Warum das Ganze? © Unsplash.com/Jon Tyson

"In Deutschland gibt es ein Blutbad, wenn die Ampelregierung nicht demnächst durch eine wirtschaftskompetente Regierung abgelöst wird". Dieser Satz stammt aus einem Beitrag, den der CDU-Bundestagsabgeordnete Maximilian Mörseburg aus Stuttgart am Montagvormittag (18.03.) auf der Plattform "X", vormals Twitter, veröffentlicht hatte. Mittlerweile wurde der Beitrag gelöscht – sorgt aber weiter für Aufregung und scharfe Kritik. Wir haben mit ihm darüber gesprochen.

Mörseburgs Beitrag auf "X" rief einige kritische Reaktionen hervor. "Unfassbar. Unsäglich. Unverzeihlich." schrieb beispielsweise der Historiker und Verbandsfunktionär Tobias Bringmann (Verband kommunaler Unternehmen). Er war von 1999 bis 2009 Pressesprecher der CDU, mittlerweile ist er aus der Partei ausgetreten. "Die Sprache des Rechtsextremismus darf unter Demokrat*innen keinen Einzug halten", schrieb er weiter zu Mörseburgs Tweet. Der Stuttgarter Europaabgeordnete Michael Bloss (Grüne) schrieb: "Und wir wundern uns über gesellschaftliche Spaltung ..."

Donald Trump: "Ein Blutbad für das Land"

Maximilian Mörseburg spielte mit seinem Zitat offenkundig auf eine Äußerung des früheren US-Präsidenten Donald Trump an. Der sagte am Samstag (18.03.) Medienberichten zufolge: "Wenn ich nicht gewählt werde, wird es ein Blutbad für das ganze – das wird das Geringste sein, es wird ein Blutbad für das Land sein. Das wird das Geringste sein." Trump bewirbt sich erneut um das Amt des Präsidenten der USA. 

Trumps Aussage irritierte, nicht zuletzt wegen des Kontextes: Trump sprach in Ohio über angebliche Pläne Chinas, Autos in Mexiko zu bauen und in den USA zu verkaufen. Vor und nach dem "Blutbad"-Satz sagte er, dass sie "diese Autos nicht verkaufen" werden, wenn er gewählt werde. Später bezeichnete er manche Migranten als "Tiere" und sagte außerdem: "Wenn diese Wahl nicht gewonnen wird, bin ich nicht sicher, ob es jemals wieder eine Wahl in diesem Land geben wird." 

"Blood bath" als Metapher: Die ökonomische Katastrophe

Trumps Äußerungen wurden nicht nur vom Team seines Widersachers im Wahlkampf, US-Präsident Joe Biden, als Drohung "mit politischer Gewalt" interpretiert. In Kommentaren wurde an den 6. Januar 2021 erinnert, als Trump-Unterstützer das Kapitol in Washington stürmten. Trumps Team und andere verweisen darauf, dass das englische "blood bath" (= Blutbad) für ökonomische Katastrophen gebräuchlich sei. 

So argumentiert auch der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Maximlian Mörseburg, dessen Beitrag eine Welle der Empörung auslöste. Er löschte seinen "X"-Beitrag mit der Trump-Anspielung nach etwa einer Stunde. Dann veröffentlichte er einen weiteren: "Das Wort Blutbad beschreibt im wirtschaftlichen Kontext einen totalen Crash mit Massenentlassungen", so Mörseburg. "Ich habe meinen letzten Tweet dennoch gelöscht, weil einige diesen wortwörtlich als Legitimation von politischer Gewalt interpretiert haben."

Maximilan Mörseburg: Debatte leidet unter Empörungswellen

Warum überhaupt der erste Tweet? "Ich habe zunächst mal keinen Grund, Donald Trump als Person oder seine Rede inhaltlich zu unterstützen", sagt der CDU-Abgeordnete auf Nachfrage. Er habe sich aber über die Skandalisierung des Wortes "blood bath" in deutschsprachigen Medien aufgeregt. Das sei eine "gängige Metapher", die auch in deutschen Medien schon verwendet wurde. Wer beispielsweise CNN lese, stoße direkt auf den wirtschaftlichen Kontext von Trumps Aussage. In Deutschland habe man sich an dieser Formulierung "aufgehängt", statt die "absolut kritikwürdigen" Teile von Trumps Rede in den Fokus zu nehmen. Mörseburg nennt hier zum Beispiel die seinem "Menschenbild als Christ widersprechenden Tiervergleiche".

Darauf angesprochen, dass auch amerikanische Medien sich kritisch mit der "blood bath"-Formulierung auseinandergesetzt haben, verweist Mörseburg erneut auf CNN. "Wenn CNN das so versteht, dann gehe ich davon aus, dass man das so verstehen muss", sagt er. „Es gibt bei Trumps Rede genug Dinge, die man kritisieren kann, auch inhaltlich, ohne dass man in eine Situation kommt, dass man Dinge in die eine oder andere Richtung auslegen muss.“

Der CDU-Politiker sagt, er hätte in seinem Tweet den Wirtschaftsbezug der Metapher "deutlicher herausstellen müssen". Einige hätten ihn nach seiner Meinung nach "absichtlich" missverstanden. "Man versucht den politischen Gegner im negativmöglichsten Sinne zu interpretieren", sagt Mörseburg. "Es gibt ständig Empörungswellen, wenn es um Formulierungen geht, darunter leidet auch die Debatte." Nichtsdestotrotz hätten einige auch ohne Absicht missverstanden, was er habe sagen wollen. "Deswegen habe ich es dann auch gelöscht."

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