Wie Philipp Lahm und Célia Šašić an einer Stuttgarter Schule das EM-Fieber entfachen
Es dauert keine 500 Tage mehr, bis auch in Stuttgart der Ball bei der EM 2024 rollen wird. In dieser Woche sind Turnierdirektor Philipp Lahm und Botschafterin Célia Šašić zu Besuch am Neckar. Und neben den vermutlich eher drögen Meetings mit der UEFA-Delegation durften die beiden Ex-Profis selbst eine Runde kicken. An einer Schule in Untertürkheim, die eine besondere Fußball-AG anbietet.
Das steckt hinter dem Projekt Gemeinschaftserlebnis Sport
Schwarz, drei weiße Streifen und der Schriftzug „Mundial“. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schlüpft Philipp Lahm noch in der Aula der Luginslandschule aus seinen weißen Sneakern - und rein in den Kickschuh-Klassiker. Während Lahm die Oldschool-Variante wählt, steigt Célia Šašić in das moderne Modell im Regenbogen-Design. Dann geht es ab zum Kicken in die Halle. Und beide sind sofort in ihrem Element. Eine willkommene Abwechslung zum offiziellen „Working Visit“ mit den Verbandsoberen, der noch bis Ende der Woche läuft.
Gemeinsam mit den Kids aus dem Projekt Gemeinschaftserlebnis Sport (GES) geht es zur Sache an diesem Dienstagmorgen (21.02.). Thomas Krombacher vom GES will mit seiner besonderen Fußball-AG die Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördern. Der Fußball dient dabei als Vehikel. „Was sie verbindet, ist die Leidenschaft zum Fußball. Dadurch werden Brücken gebaut und es entsteht die Möglichkeit, den toleranten Umgang miteinander spielerisch zu schulen“, sagt der Sportpädagoge. 2014 wurde das Projekt mit dem Integrationspreis des DFB ausgezeichnet.

Schüler stellen Fragen: Wie fühlt sich der WM-Pokal an?
Das Angebot gibt es für verschiedene Altersstufen an mehreren Standorten in der Stadt. Pro Wochen werden 250 Stunden Sport angeboten und laut Krombacher 2100 Kinder und Jugendliche erreicht. Und jetzt also der Besuch der beiden ehemaligen Weltklasse-Kicker, der die Jungs und Mädels zunächst einmal in ehrfurchtsvolles Staunen versetzt. Auf dem Feld geht es dann aber zügig zu Sache.Die Mannschaften werden gelost. In der Spielform gibt es keinen Schiedsrichter. „Die Kinder sollen das alleine regeln“, erklärt Krombacher. Mittendrin mit vollem Einsatz: Lahm und Šašić.
Nach einer knappen halben Stunde ist Schluss. Abschließende Feedback-Runde im Mittelkreis, dann kommen die Fragen der Kids an die Ex-Profis. Wie wurdest du überhaupt Profi? Šašić: „Ich bin meiner Leidenschaft gefolgt“. Hast du nach dem WM-Triumph geweint? Lahm: „Ja, das war schließlich mein großer Traum“. Wie fühlt sich der WM-Pokal an? Lahm: „Schwer“. Und wie waren die Duelle mit Cristiano Ronaldo? Lahm: „Schön, aber anstrengend“.
Lahm: „Unsere Gesellschaft braucht solche Gemeinschaftserlebnisse“
Was die beiden an diesem Vormittag bereits geschafft haben, soll ab dem 14. Juni 2024 dann mit einem ganzen Land gelingen: Begeisterung für die Heim-EM wecken, ein unvergessliches Erlebnis schaffen. Nach all den Turbulenzen in der DFB-Führungsriege und dem bescheidenen Abschneiden der Herren-Nationalmannschaft bei den vergangenen Turnieren dürfte das eine Mammutaufgabe werden. „Die Fans müssen sich wieder identifizieren können mit der Mannschaft. Das ist ziemlich wichtig für ein solches Heim-Turnier. Unsere Gesellschaft braucht solche Gemeinschaftserlebnisse“, sagt Lahm mit Blick auf das Turnier der Herren von 2006 und das der Damen von 2011.

Die elf Kids der AG an der Luginslandschule haben weder das Sommermärchen mit Jürgen Klinsmann noch die Heim-WM der Frauen miterlebt. Umso mehr fiebern sie bereits jetzt dem großen Turnier im Sommer 2024 entgegen. Zumal sie nach dem Besuch von Lahm und Šašić besonders motiviert sein dürften - und von ihrem Schulhof aus die Stuttgarter Arena bestens im Blick haben.