Lieber im Taxi als am Schreibtisch

Die frühen Morgenstunden, das ist für Anke Feth, Inhaberin der Firma „Taxi Weinstadt“, die schönste Arbeitszeit des Tages. Um 1 Uhr werden noch Nachtschwärmer nach Hause gebracht. Gegen 4 Uhr geht es dann schon mit den ersten Frühaufstehern zum Bahnhof oder zum Flughafen. „Das ist mir die liebste Zeit des Tages“, sagt Feth. Und mit einem Lachen fügt sie hinzu: „Da kommt man sogar noch problemlos durch den Kappelberg-Tunnel.“

Lieber im Taxi als am Schreibtisch

„24 Stunden“, das ist für Anke Feth und ihr Team keine bloße Phrase. Seit 30 Jahren ist sie selbstständig, verfügt mittlerweile über eine Flotte von acht Fahrzeugen. Bis zu 100 000 Kilometer legt die Unternehmerin pro Jahr hinterm Steuer zurück; ihre sieben fest angestellten Fahrer machen sogar noch mehr Strecke. Außer den Zielen in Weinstadt und Remshalden, den beiden Kerngebieten der Firma, geht es mitunter auch mal etwas weiter in die Ferne: Reha-Fahrten nach Essen oder Potsdam zum Beispiel, Trips nach Berlin. „Und einmal haben wir einen Herren nach Mailand zu seiner Tochter gebracht, weil er sich nicht zugetraut hat, mit dem Zug zu fahren“, sagt Feth. Dessen Tochter habe deshalb das Taxi geordert, in solchen Fällen gibt’s eine Pauschale. „Nach zwei Wochen haben wir ihn dann wieder abgeholt.“

Die Zeit auf der Straße ist für die Powerfrau der beste Teil ihres Jobs – hinterm Steuer sitzt sie bedeutend lieber als hinterm Schreibtisch. „Ich bin gerne draußen, ich fahre gerne Auto“, beteuert Feth. „Einfach nicht nur im Büro sein zu müssen: Man sieht überall etwas anders, die Kulisse ändert sich ständig.“ Zu vielen Stammkunden pflegt sie ein freundschaftliches Verhältnis. „Die Nähe zu den Kunden ist mir sehr wichtig“, ergänzt sie. „Wir stellen uns ganz in deren Dienst.“

Neben Weihnachten – „Da wird man immer bedauert, dass man Taxi fahren muss!“ – ist für Anke Feth Silvester der beste Tag im Jahr. „Ich mag diese Nacht. Da gehen viele Menschen etwas gehobener aus, man zieht sich schick an, zeigt Stil“, schwärmt sie. Das Telefon legt sie deshalb aus der Hand, lässt eine Nacht lang andere für sich planen: „Ich habe in dieser Nacht vier Leute am Telefon sitzen“, erklärt sie. „Zwei nehmen nur Anrufe entgegen. Einer koordiniert die Routen der Fahrer. Der Vierte informiert die Kunden, sobald das Taxi bei ihnen ist.“

Anke Feth bekommt von alldem nicht viel mit: Sie lenkt ihr Taxi durch die Partynacht, genießt den Kontakt zu ihren Fahrgästen, lässt sich lenken – und darf eine Nacht lang einfach nur Taxifahrerin sein.