Spekulatius statt Spotlight
„Manchmal passieren einem so richtig schöne Sachen!“
Wie passend zu Winter und Weihnachten!
Seit Dienstag kann man im Stuttgarter Stage Apollo Theater das Disney-Musical „Die Eiskönigin“ erleben. Wir haben uns mit den beiden Hauptdarstellerinnen der „Elsa“ und der „Anna“, Ann Sophie und Abla Alaoui, getroffen und erfahren, weshalb Weihnachten beiden sehr wichtig ist, welche Rolle für sie der „Weihnachts-Mann“ spielt und wie sie das Fest in ihrer neuen Arbeits-Heimat Stuttgart begehen wollen.
Ann Sophie ist überglücklich, nun als Eiskönigin „Elsa“ in Stuttgart auf der Bühne zu stehen. Zwar bringt die Rolle auch einen gewissen „Druck“ mit sich, da ihr Publikum Geschichte und Lieder kennen dürfte – für Kinder ist es Basis-Wissen, die Erwachsenen aus Mitguckerschaft – und die Darstellerin den Erwartungen vollkommen gerecht werden möchte: „Der Film hat allerdings nur sieben Songs, das Musical hat 19“, gibt sie zu bedenken und zwinkert. Aus diesem Grund habe sie das Musical auch schon öfter gesehen als den Film: „Diese faszinierende Figur der Elsa zu verkörpern, das ist für mich ein Traum, der in Erfüllung geht.“
Für Abla, die bereits einige Monate als „Anna“ in Hamburg auf der Bühne stand, ist der Wechsel nach Stuttgart eine Gelegenheit, diese Figur weiter zu vertiefen: „Ich bin mit Anna noch lange nicht fertig. Diese Rolle ist so vielfältig und facettenreich, dass ich definitiv noch eine Weile damit spielen kann.“ Gleichzeitig bedeute die neue Inszenierung, dass sie viele neue Impulse bekomme: „Schauspiel ist immer mehr Reaktion als Aktion – und ich freue mich riesig auf viel Neues, worauf ich reagieren kann.“
Die Reaktionen der beiden Darstellerinnen auf das Thema „Weihnachten“ ist übrigens gleichermaßen verträumt wie vorfreudig. Zumal die Premiere des Musicals just in die Vorweihnachtszeit fällt, dürfen sie Stuttgart gleich von seiner besonders weihnachtlichen Seite erleben: „Ich liebe generell die Weihnachtszeit und eine festlich geschmückte Stadt“, erklärt Ann Sophie. „Ich habe gehört, in Stuttgart gibt es einen der größten Weihnachtsmärkte Deutschlands – und ich bin sehr gespannt darauf, den kennenzulernen.“
Abla ist für diese Mission bereits bestens vorbereitet: „Ich habe mir vor zwei Jahren eine neue Winterjacke gegönnt, und selbstwärmende Sohlen für mich entdeckt. So ausgerüstet, kann mich gar nichts mehr schocken: Und ja, jetzt bin ich ein absoluter Weihnachtsmarkt-Fan!“, bekennt sie. Dabei gehe es ihr in erster Linie „um die Atmosphäre und das Essen – süß und salzig im Wechsel“. Glühwein möge sie nicht so gern: „Lieber einen Tee.“
Generell ist beiden Frauen die Weihnachtszeit wichtig. „Ich finde diese Saison einfach angenehm gemütlich, total kuschelig – und lege mich da so richtig rein“, schwärmt Ann Sophie. Sie wurde in London geboren, hat lange in Amerika gelebt, kennt aber aus ihrer Kindheit in erster Linie die deutsche Weihnachtstradition: „Wir haben meistens an Heiligabend die Bescherung gefeiert. Ein paar wenige Ausnahmen gab es jedoch in Amerika, da wurde auch mal am Morgen des 25. Dezember der Boxing Day ausprobiert – was ich auch nicht schlecht fand: Wenn ein Tag schon mit Geschenken losgeht, ist die gute Stimmung gleich garantiert.“
Abla ist deutsch-marokkanischer Herkunft: „In Marokko gibt es kein Weihnachten“, schickt sie voraus, hat aber dennoch viele schöne Erinnerungen ans Christfest: „Zumal ich hier geboren und aufgewachsen bin, hat meine Mutter in meiner Kindheit dafür gesorgt, dass meine Schwester und ich das Weihnachtsfest mit ihr gemeinsam feiern können.“ Wie in vielen Familien ging es hier vor allem um das Zusammensein: „Es gab Geschenke, es war dekoriert und es wurde etwas Leckeres gekocht“, erinnert sich Abla. So waren die Mädchen in der Schule nicht ausgegrenzt, wenn andere Kinder von ihren Weihnachtsfesten schwärmten. „Ich bin meiner Mutter bis heute sehr dankbar dafür, dass sie uns dies in frühen und jungen Jahren ermöglicht hat. Sie hat uns immer ein traditionelles Weihnachtsfest mit einem Fokus auf das Zusammensein in der Familie und ein gutes Essen beschert.“
Beim Essen zu Weihnachten sind sich erneut beide Frauen einig –und doch auch irgendwie verschieden. Festlich sollte es sein, ganz klar. Aber wie sich so ein Festmahl zusammensetzt, da gibt es Spielräume. „Ich esse normalerweise kein Fleisch – aber ich liebe Kartoffelklöße. Drei Klöße auf dem Teller, dazu Soße, Rotkohl und ein Glas Rotwein, das reicht mir schon für die Feststimmung“, resümiert Ann Sophie. So sehr sie im Alltag tierische Produkte überwiegend meide, gönne sich die Sängerin zu Weihnachten gelegentlich eine Ausnahme, wenn Entenbrust oder Gans serviert werden. „Ich bin auch ein großer Fan von Raclette zu Weihnachten: Da kommen dann Kartoffeln und Käse ins Pfännchen – und eine Gewürzgurke.“ Wichtig seien ihr aber vor allem das gemütlich-festliche Tafeln in großer Runde, die Geselligkeit und das Zusammensein: „Da ich viel unterwegs bin und oft alleine esse, genieße ich es an Weihnachten, dass man mit mehreren Leuten am Tisch sitzt, festlich und gut isst, das alles zelebriert und sich gut unterhält.“
Beim Stichwort Raclette erinnert sich Abla erneut an ihre Kindheit: „Bei uns gab es zu Silvester im Wechsel Fondue oder Raclette, das jeweils andere oft zu Weihnachten.“ Heutzutage lässt sie sich gerne von ihrem Mann bekochen: „Der macht das gut und recht häufig“, lobt sie. Dieweil der „Küchenbeauftragte“ aber nicht mit nach Stuttgart zieht, das gemeinsame Weihnachtsfest jedoch gesetzt ist, sind Ablas Erwartungen an ihren kochenden „Weihnachts-Mann“ dementsprechend angepasst: „Zu Weihnachten gab es bei uns schon ganz klassisch Hirschbraten mit Spätzle, aber auch mal Tacos oder Zitronenrisotto mit Lachs. Wir überlegen uns immer kurz vorher, wonach uns der Sinn steht – und er bereitet uns das dann zu.“ Ann Sophie forscht nach: „Du meinst: Wonachder Sinn steht?“ Abla lacht: „Aber nein, er darf da mitbestimmen.“
Was ein Festessen zu Weihnachten so besonders macht, das ist vor allem die Gesellschaft, in der man es genießt. „Gerade weil man in unterschiedlichen Teilen Deutschlands arbeitet, finde ich es umso wichtiger, dass man an Weihnachten als Familie zusammenkommt“, unterstreicht Ann Sophie. „Aus diesen zweieinhalb Tagen miteinander holt man das meiste heraus, das lohnt sich!“ Daher liebe sie es auch, ihre Liebsten mit besonderen Geschenken zu begeistern: „Ich bastle gerne Adventskalender und freue mich, wenn ich neue kennengelernte Freunde mit Kleinigkeiten überraschen kann, von denen sie mir irgendwann beiläufig erzählt haben.“ Auf der Empfängerseite schätzt sie sich selbst als komplizierte Kandidatin ein: „Ich möchte Klasse statt Masse. Viele Dinge mit mir herumzuschleppen, empfinde ich als belastend.“ Wichtiger sei ihr eher gemeinsam erlebte Zeit: „Über Events freue ich mich am meisten.“
Für Abla ist Weihnachten nicht derMoment, in dem es Geschenke geben muss, sie verteilt die Gelegenheiten übers ganze Jahr, meistens in kleinen Gesten. „Ich gebe tendenziell eher viel Geld für Geschenke aus. Ich finde, ich führe ein privilegiertes Leben, daher möchte ich gerne auch etwas geben.“ Ihr denkwürdigstes Geschenk in der Kindheit war mal ein „Gameboy Color“: „Darüber habe ich mich riesig gefreut. Ich war richtig aufgeregt – und eine Weile gut beschäftigt.“
Im Zuge der Vorbereitung auf die Premiere haben es Abla und Ann Sophie genossen, zwischendurch in die Vorweihnachtsstimmung abzutauchen. „In der Zeit, da man nicht im Theater ist, konnte ich so abschalten, an etwas anderes denken“, erzählt Ann Sophie. Geholfen habe ihr dabei das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach: „Das habe ich ganz laut gedreht, es lief hoch und runter.“
Abla singt zwar gerne Weihnachtslieder, hat aber ein „Trauma“: „Ich scheitere jedes Jahr an Mariah Careys, singe es aber trotzdem gerne“, bekennt sie. „Ich liebe Weihnachtsmusik! Dazu Lichterketten, Duftkerzen, Wärmflasche und Heizdecke – da komme ich so richtig in Weihnachtsstimmung.“ Gelegentlich gönne sie sich sogar einen Weihnachtsbaum: „Mir tun oft die Bäume leid, die klein, schief, krumm dastehen, die sonst keiner will – die nehme ich dann mit, die dürfen mit mir feiern.“
Derweil hat der eigene Weihnachtsbaum für Ann Sophie auch den Charakter von Eigenständigkeit: „Vergangenes Jahr dachte ich mir aber: Okay, ich bin jetzt erwachsen, habe meine eigene Wohnung – ich kaufe mir selber einen Baum!“ Eine bewusste Entscheidung, die zu einem bewussten Genuss führte: „Das Schmücken, die Atmosphäre, das war einfach toll. Das wareigener Baum – und den habe ich bis Mitte Januar stehenlassen.“
Weihnachten ist auch die Zeit des Wünschens. Welche Wünsche sind bei den beiden Stuttgarter „Schwestern aus Arendelle“ noch offen? – Abla hat in Hamburg lange an der Seite jener „Eiskönigin“ gespielt, die der Figur auch im Animationsfilm ihre Stimme lieh. „So was wäre schon ein Traum von mir: in einem Disney-Film einmal eine Prinzessin singen zu dürfen“, bekennt sie. „Vielleicht habe ich ja Glück und jemand gewinnt den Eindruck:Disney-Prinzessin könnte doch gut zu Abla passen! Das würde mich riesig freuen!“
Ann Sophie hat sich bereits mit der Rolle der „Elsa“ einen langgehegten Wunsch erfüllt. „Ich habe zwar schon in mehreren Musicals gesungen, aber immer gehofft, mal in einer Disney-Geschichte mitzuspielen. Die erste Disney-Rolle ist etwas Besonderes.“ Trotz Konzerten, eigener Platten und „Eurovision Song Contest“ – auch sie musste sich ohne jegliche Vorschusslorbeeren ganz bodenständig bewerben, von Runde zu Runde bewähren und bibbern, ob sie genommen würde. „Es ist ein langwieriger Prozess, viel Zittern und ganz viel Loslassen – bevor dann nach der dritten Runde die ersehnte Entscheidung fiel. Das war ein Traum, ein Lebenswunsch, der in Erfüllung ging.“ Und mit einem Lächeln fügt sie hinzu: „Wenn man nicht aufgibt und immer weitermacht, dann passieren einem eben manchmal auch so richtig schöne Sachen.“