Der Serien-Check
Neue Erzählart im Star-Wars-Universum
Seit George Lucas 2012 seine Firma Lucasfilm samt aller Rechte an Star Wars an die Walt Disney Company verkaufte, sind Hardcore-Fans am Granteln.
Es hagelt laserschwertscharfe Kritik an allem, was die Liaison zweier Entertainment-Ideologien hervorbringt. So auch bei Star Wars: Skeleton Crew, was mit bislang vier Folgen beim Streamingdienst Disney+ zu sehen ist.
Die neue Serie ist kaum mit vorherigen Filmen und Serien vergleichbar: Skeleton Crew erzählt die Geschichte von vier Kindern, die irgendwo im Star-Wars-Universum aufwachsen, die Helden ihrer Galaxie bestenfalls aus Erzählungen kennen, aber durch die Entdeckung eines alten Raumschiffs und einen unbedachten Knopfdruck plötzlich mittendrin stecken in einem Abenteuer um Weltraumpiraten, Droiden, Jedi und allem, was eben zu Star Wars dazugehört.
Wenn allzu emsige Fans hier defensiv und verbittert das „Ausbeuten“ und „Verwässern“ der Star-Wars-Idee durch Disney anprangern, darf man erwidern, dass Star Wars schon immer aus viel mehr bestand als nur der Trilogie, die 1977 ihren Anfang nahm. Es gab schon immer Comics, Bücher, Spiele, was zum Gesamtbild dieses Universums beitrug, es fortwährend ausbaute und erweiterte. Und die Begeisterung dafür konnten sogar nervtötende Ideen wie etwa die Figur des Jar Jar Binks – der 1999 in „Die dunkle Bedrohung“ und lange vor jeglichem Disney-Einfluss auftrat – niemals bremsen.
Folglich ist auch Skeleton Crew ein authentisches Star Wars – was sonst? Disney setzt lediglich eine neue Erzählart in einem vielfältigen Universum ein und fokussiert sich auf den Nachwuchs, die Kinder der „Neuen Republik“.
Mancher beschreibt die Serie als „Goonies im Weltraum“, bezugnehmend auf den Film von 1985, der nach Drehbuch und Idee von Steven Spielberg sowie Chris Columbus entstand – wenngleich despektierlich gemeint, ist dies nicht die schlechteste Referenz.
Ich habe mich zugleich an Stranger Things erinnert gefühlt: Ebenso wie der Konkurrent Netflix bedient sich Disney hier einer mystischen Story um „Gut gegen Böse“, worin Kinder zu heimlichen Helden werden – gewürzt mit reichlich Nostalgie. Disney nutzt vertraute Bezüge und Motive, die derart neu strukturiert zum Familienfernsehen taugen und womöglich jüngere Zielgruppen für Star Wars begeistern.Wer sich auf Skeleton Crew, sich selbst findende Helden in einer abenteuerlichen Story einlässt, wird jedenfalls bestens unterhalten.
von Mathias Schwappach