Spekulatius statt Spotlight
Sie ein „Weihnachts-Traditionsmensch“ Er ein „Lust-und-Laune-Weihnachter“
20 Jahre gibt es sie: Käthe und Karl-Eugen Kächele, die im realen Leben Ute Landenberger und Michael Willkommen heißen und kein Paar sind.
Wenn sie zwischen Terminen Zeit finden, gehen sie gerne auf einen Weihnachtsmarkt, wenn daheim der Christbaum leuchtet.
Bei ihren Auftritten sinnieren die Kächeles gagreich und pointengeladen über die „Irrwege“ eines schwäbischen Ehealltags. Wie halten es die beiden Humoristen mit dem Weihnachts-„Irrsinn“?
Man kann es sich bildlich vorstellen, was für einen Zinnober das gäbe, an Heiligabend in der guten Stube bei Käthe und Karl-Eugen Kächele zu sitzen. Sie würde ihm den „Schaffzettel“ verpassen, er aber würde sein „Arbeitsbier“ am liebsten schon vorm Christbaumaufstellen süffeln – natürlich auf dem Sofa, von dem er nie runterkommt. Die beiden Comedy-Originale erzählen seit 20 Jahren von Alltagserlebnissen und Begebenheiten zwischen Frau und Mann. Was sie erfolgreich macht? „Dass die Leute sich selbst erkennen, weil wir das Ehepaar spielen, das sie selbst daheim sitzen haben“, sagt Ute Landenberger, deren Markenzeichen es ist, mit knallfarbigen Pumps auf der Bühne zu stehen und ihren phlegmatischen Gatten im Viereck herumzuscheuchen. Die beiden verstehen es meisterhaft, mit Klischees zu jonglieren, und tun dies in unverstelltem schwäbischem Dialekt. Genau so, wie sie auf der Bühne schwätzen, so klingen sie auch, als wir sie zu weihnachtlichen Klischees und zu ihren persönlichen Ritualen unter den heimischen Lichterketten fern vom Rampenlicht befragen dürfen.
Die Bühnenfiguren könnten nicht unterschiedlicher sein: „Frau will, Mann tut’s aber nicht, das ewig immer gleiche Drama halt“, erklärt Ute Landenberger lachend die Basis aller frechen, spritzigen Dialoge, mit denen die Kächeles ihr Publikum begeistern. Privat wandelt sich das Blatt – da wird aus dem bekennenden Sofafan Karl-Eugen der leidenschaftliche Hobbykoch. „Ich koche das ganze Jahr, mir macht das Spaß.“ Das Weihnachtsmenü für dieses Jahr werde kurz vorher entschieden. „Je nachdem, was die Töchter wollen, sie geben kulinarisch die Richtung vor.“ Anders bei Ute Landenberger, die persönlich am Herd steht. Während es bei ihr meist klassisch nach Braten duftet, entströmen bei ihm Gewürze aus der ganzen Welt den Kochtöpfen. „Einmal war vietnamesisches Essen gewünscht, dann gab es das“, berichtet er. Für sie gehen die Festtage hingegen nicht vorbei, ohne dass sie einmal den Bräter in den Backofen schiebt. „Dieses Jahr wird es was mit Wild, vielleicht Rehkeule“, deutet sie an.
Worauf freut sich Michael Willkommen an Weihnachten? „Auf die ruhige Zeit.“ Gerade, als er weiterreden will, grätscht Ute Landenberger dazwischen: „Ja, eigentlich wünscht man sich Ruhe, was aber meist nicht der Fall ist.“ Ruhig werde es meistens erst, wenn die ganze Familie um einen Tisch rumsitzt. „Das ist auch das Schöne an Weihnachten“, meint Ute Landenberger. Sie sei ein „Traditions-Weihnachtsmensch“, bei ihr darf’s glitzern und blinkern, bei ihnen wird gesungen und die Bescherung gibt’s wie früher immer erst nach dem Essen. „Bissle Spannung und rote Bäckle von den Kindern, das gehört schon dazu“, meint sie. Nicht fehlen darf der historische Kaufladen. „Damit haben die Enkel eine Riesenfreude.“ Er – man ahnt es – folgt dem behäbigen Temperament von Karl-Eugen: „Ich bin ein Lust-und-Laune-Weihnachter, bei uns läuft viel spontan.“
In einem Punkt sind sich die beiden, die auf der Bühne nie einer Meinung sind, einig: Anfang Dezember haben sie noch keinen Kopf für Weihnachten. „Für uns ist’s jetzt die hektischste Zeit, wir haben noch einige Termine.“ Zwar sei die Zahl der Firmen-Weihnachtsfeiern seit Corona rückläufig, doch das Publikum sei zur Kultur zurückgekehrt, sei wieder kulturhungrig: „Gerade jetzt, wo es überall brodelt, sind viele glücklich und zufrieden, wenn sie mal zwei Stunden einfach alles abschütteln und nur genießen können“, sagt sie. Bei ihr stellt sich der Weihnachtsgenuss stufenweise ein. „Ich bin froh, wenn ich es zeitlich auf wenigstens einen Weihnachtsmarkt schaffe“, meint sie. Doch meist ist die wenige freie Zeit mit anderem belegt: Adventskalender machen, mit selbst gepackten Geschenken, der minuziös unter ihren drei Enkeln aufgeteilt wird. Ute Landenberger backt auch immer „Bredle“, am liebsten mit den Enkeln, am liebsten Ausstecherle, die die Kleinen verzieren dürfen. Sie selbst lebt ihre kreative Ader zudem am Adventskranz aus – dieses Jahr kam einer in Guglhupfform heraus. „Jedes Jahr mach’ ich einen anderen, ich kann dabei abschalten.“ Bevor die erste Kerze aber angezündet wird, müssen zuerst im Garten und ums ganze Haus rum die Lichterketten leuchten. „Natürlich dekoriere ich vor allem, damit auch der Nachbar was davon hat“ – jetzt ist kurz wieder die bissig-stichelnde Bühnen-Käthe aus ihr herauszuhören. „Die Ersten standen schon vorm Haus und haben gesagt: Jetzt habt ihr’s aber wieder schee gmacht“, erzählt sie. Er lächelt milde. Mit Deko und Basteln ist er nicht hinter der Sofadecke hervorzulocken. Sein Aktivspielplatz ist und bleibt die Küche. „Ich backe auch manchmal Plätzchen, aber dann, wenn’s grad reinpasst.“ Nur beim Weihnachtsbaum ist er termintreu – spätestens am Tag vor Heiligabend muss er stehen: „Wir machen ihn schon immer am 23. Dezember zum ersten Mal an, da fängt für mich dann auch die Weihnachtsstimmung an.“