Heinevetter coacht den TVB Stuttgart zum kuriosen und glücklichen 26:25-Sieg

Kollektives Aufatmen beim Handball-Erstligisten TVB Stuttgart: Nach fünf Niederlagen in Folge hat sich das Team von Trainer Michael Schweikardt beim 26:25 (13:15) vor 2673 Zuschauer in der Wuppertaler Unihalle auch im Rückspiel gegen den Bergischen HC zwei Punkte erkämpft. Lange Zeit war die Partie eine äußerst zähe Angelegenheit. Das spektakuläre Finale indes entschädigte dafür. Großen Anteil am glücklichen Sieg hatten der erneut überragende Linksaußen Daniel Fernandez sowie die Torhüter Miljan Vujovic und Silvio Heinevetter. Letzterer hatte die Idee zum finalen Spielzug.
Heinevetter mit einer klugen Idee
Bergischer HC gegen TVB Stuttgart: Beide Aufeinandertreffen in dieser Saison nahmen ein äußerst kurioses Ende. Im Hinspiel hatte Adam Lönn den Ball mit der Schlusssirene zum 27:26-Siegtreffer in die Maschen gedonnert – nach einer Fehlentscheidung der Unparteiischen allerdings. Eigentlich wäre der BHC in Ballbesitz gewesen und hätte die Chance auf den Siegtreffer gehabt.
Am Sonntagnachmittag ging alles mit rechten Dingen zu, der Sieg der Bittenfelder war jedoch nicht minder glücklich. Zu verdanken hatten sie es ihrem Torhütergespann und dem ebenso pfeilschnellen wie nervenstarken Daniel Fernandez. Nachdem der überragende Linus Arnesson beim Spielstand von 25:25 sechs Sekunden vor dem Ende den Ball nicht im Stuttgarter Tor untergebracht hatte, besprachen die Gäste in der Auszeit die Taktik für die letzten fünf Sekunden. „Jungs, wir nehmen diesen Punkt mit und gehen kein Risiko mehr“, ordnete der TVB-Trainer Michael Schweikardt an.
Nervenstarker Dani Fernandez
Die logische Aktion wäre gewesen, wenn Vujovic den nächsten Mitspieler Max Häfner angespielt hätte. Der Keeper täuschte an – und warf den Ball weit nach vorne. Fernandez schnappte ihn sich spektakulär in der Luft, der Ex-Bittenfelder Arnor Gunnarsson brachte den Spanier regelwidrig zu Fall – Siebenmeter. Den verwandelte der Spanier höchstpersönlich zum 26:25-Sieg. Mit einem Dreher.
„Die Idee dazu hatte Heine“, sagte Michael Schweikardt kurz nach dem Spiel. „Vujo sollte es machen wie beim Football. Da nennt man so einen langen, risikoreichen Pass Hail Mary.“ Klar: Bei Misslingen wäre der Punkt trotzdem sicher gewesen, die Zeit für einen letzten Angriff hätte das Heimteam nicht mehr gehabt.
Zunächst sah’s nicht nach dem zweiten Auswärtssieg des TVB in dieser Saison aus. Die Gäste starteten schläfrig. Die Bergischen Löwen waren wacher, führten nach fünf Minuten mit 4:1 und nach zehn Minuten mit 7:4. Zwei frühe Zeitstrafen und der zu Beginn starke BHC-Keeper Peter Johannesson bereiteten dem TVB große Probleme. Der Rückraum strahlte zu wenig Torgefahr aus, hinten hatten die Stuttgarter das kluge Kreisspiel des Bergischen HC nicht in den Griff.
Gutes Zusammenspiel Häfner-Maric
Nach einer Viertelstunde kam der TVB besser ins Spiel. Adam Lönn und Jerome Müller agierten zielstrebiger und mutiger auf den Halbpositionen. Das Zusammenspiel zwischen dem Spielmacher Max Häfner und Marino Maric am Kreis funktionierte ebenfalls ordentlich. Der glücklose Heinevetter machte Platz für Vujovic. Die Gäste kämpften sich in die Partie, Sascha Pfattheicher verkürzte zum 13:14 (29.) Beim 13:15-Pausenrückstand war für den TVB noch alles drin in einem ausgeglichenen Spiel auf überschaubarem Niveau.
Sehr konzentriert kehrte der TVB aus der Pause zurück. Die Abwehr stand deutlich kompakter und machte es dem BHC im Positionsangriff schwer. Vujovic parierte etliche Würfe – und nach zwei Kontertreffern des Rechtsaußens Jorge Serrano führten die Gäste nach einem 5:1-Lauf nach 36 Minuten mit 18:16. Fortan war die Partie von vielen Zweikämpfen geprägt, beide Offensivreihen taten sich enorm schwer im Sechs gegen sechs. Der BHC glich zum 18:18 aus, dann holte sich der TVB immer wieder die knappe Führung. Nach dem 22:20 (46.) hatte der Gast eine kritische Phase zu überstehen in doppelter Unterzahl. Mit der einen oder anderen unglücklichen Aktion schien sich der TVB auf die Verliererstraße zu manövrieren. Mit seinem sechsten Tor brachte Arnesson den BHC beim 23:22 (52.) wieder in Vorteil.
Fernandez sorgte mit einem schwierigen Treffer für das 25:24 aus Sicht des TVB (55.), Noah Beyer glich aus. Nachdem Vujovic gegen den Ex-Bittenfelder Djibril M’Bengue pariert hatte, scheiterten Jan Forstbauer und Max Häfner am Torgebälk. Doch das Glück kehrte in der finalen Minute wieder zum TVB zurück.
Mit diesem Sieg hat das Team den Vorsprung auf die Abstiegsplätze auf sechs Punkte ausgebaut. Weiter geht’s am Donnerstag (19.05 Uhr) mit dem Heimspiel-Derby gegen FA Göppingen.
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson (1); Beyer (5), Persson, Scholtes, Weck (2), Gunnarsson, Ladefoged (3), Babak (3), Szücs, Schmitz, Arnesson (6/1), Nikolaisen (1), M’Bengue, Stutzke (4).
TVB Stuttgart: Heinevetter, Vujovic; Häfner (1), Serrano (2), Fernandez (8/5), Hanusz, Lönn (3), Röthlisberger, Nicolaus (1), Forstbauer (2), Laube, Zieker, Müller (3), Pfattheicher (3), Maric (3), Sliskovic.