2:1 gegen Celta Vigo: VfB Stuttgart feiert gelungenen Europa-League-Auftakt
Stuttgart. Es war einer dieser Abende, an denen der europäische Fußball in Bad Cannstatt plötzlich wieder ganz selbstverständlich wirkte – und doch alles andere als normal war. 58.000 Zuschauer, ausverkaufter Heimbereich, Flutlicht, nasser Rasen: Die MHP-Arena glich einem Resonanzkörper, in dem der VfB Stuttgart mit seinem 2:1 (0:0) gegen Celta Vigo den Ton vorgab. Ein Sieg, der nicht nur drei Punkte bringt, sondern auch den Anspruch unterstreicht, in diesem Wettbewerb mehr als nur eine hübsche Randnotiz zu sein.
Abwehrchef Jeff Chabot fehlte etwas überraschend, für ihn begann Neuzugang Ramon Hendriks. Im Mittelfeld blieb Kapitän Atakan Karazor erneut auf der Bank. Die Doppelsechs bildeten wie schon gegen St. Pauli der junge Chema Andrés und Angelo Stiller. Und vorne durfte Badredine Bouanani anstelle von Tiago Tomas ran – die Kapitänsbinde trug erneut Ermedin Demirovic.
Frühe Schrecksekunde, dann klare Regie
Gleich in der dritten Minute jedoch ein Aufschrecken: Ein Fehlpass von Keeper Alexander Nübel landete bei Vigo-Kapitän Iago Aspas, der knapp vorbeischob. Es blieb die einzige Szene, in der die Gäste aus Galicien ernsthaft Torgefahr ausstrahlten. Danach übernahm der VfB die Partie – mit dominantem Ballbesitz und aggressivem Gegenpressing.
Der Rasen, vom Stuttgarter Regentag rutschig und schnell, schien den Schwaben zu liegen. Über die Flügel zogen sie das Spiel breit, Chema und Stiller bestimmten im Zentrum das Tempo. Nach neun Minuten hatte Chema selbst die erste große Chance, scheiterte aber an Vigos Torhüter Radu, ehe Jamie Leweling den Nachschuss verzog. Bis zur Pause blieb Stuttgart die aktivere Mannschaft, doch die letzte Präzision fehlte. Neun Abschlüsse, über 60 Prozent Ballbesitz und fünf Ecken standen zur Halbzeit zu Buche, aber kein Tor. Vigo, das in der Liga zuletzt fünfmal in Serie 1:1 gespielt hatte, lauerte tief und fand offensiv kaum statt.
Nach dem Wechsel erhöhte der VfB den Druck – und fand endlich die Lücke. In der 51. Minute segelte ein weiter Ball von Keeper Nübel über das gesamte Feld, Bouanani hob ihn mit einem geschmeidigen Heber über Radu ins Netz. Sein erstes Tor im VfB-Trikot, gefeiert wie eine kleine Befreiung. Die Arena vibrierte, Stuttgart spielte weiter nach vorn. Spätestens in der 68. Minute war der Abend entschieden: El Khannouss schlenzte den Ball von der Strafraumkante flach ins Eck – 2:0, ein Treffer wie aus dem Lehrbuch.
Europa als Selbstverständlichkeit und großes Fest zugleich
Von Vigo kam bis auf den Anschlusstreffer durch Borja Iglesias (87.) nichts mehr, zu kompakt stand die VfB-Defensive, zu lauffreudig war die ganze Mannschaft. Vier Tage nach dem Bundesliga-Sieg gegen St. Pauli setzte Stuttgart ein weiteres Ausrufezeichen – und bestätigte, dass der Europapokal in dieser Stadt wieder mehr ist als nur ein gelegentliches Gastspiel. Es ist erst der Anfang einer Ligaphase, die Reisen nach Istanbul und Rom bereithält. Doch dieser Abend zeigte, wie sehr der VfB die Bühne Europa inzwischen annimmt: als Selbstverständlichkeit – und als großes Fest zugleich. Ein Auftakt nach Maß, der Lust auf mehr macht.
VfB Stuttgart - Celta Vigo 2:1 (0:0)
VfB Stuttgart: Nübel - Assignon, Jeltsch (25. Jaquez), Hendriks, Mittelstädt - Andrés (70. Karazor), Stiller - Bouanani (80. Führich), El Khannouss (70. Tiago Tomás), Leweling (80. Vagnoman) - Demirovic
Celta Vigo: Radu - Rodríguez, Starfelt, Alonso - El-Abdellaoui (61. Rueda), Moriba, Beltrán (83. Sotelo), Mingueza - Aspas (61. Swedberg), Durán (61. Zaragoza), Jutglà (52. Iglesias)
Schiedsrichter: Nicholas Walsh (Schottland)
Zuschauer: 58.000
Tore: 1:0 Bouanani (51.), 2:0 El Khannouss (68.), 2:1 Iglesias (86.)
Gelbe Karten: Demirovic (1), Assignon (1) / Swedberg (1), Moriba (1)