Cacau zum holprigen Start des VfB: „Man darf die Situation nicht unterschätzen“
Stuttgart. Der VfB Stuttgart feierte am Dienstag (16.09.) seinen neuen Markenauftritt, mit jeder Menge Brustring-Pathos und modernem Anstrich. Im Presseraum der MHP-Arena roch es nach frischer Farbe und großen Ideen, doch am Rande der Präsentation sprach einer, der den Klub besser kennt als jedes neue Design, über etwas weit Handfesteres: Punkte. Oder genauer gesagt, deren Mangel.
Cacau, Meisterstürmer von 2007 und heute Markenbotschafter des Vereins, klang dabei so nüchtern wie besorgt. „Sportlich ist alles anders als erwartet“, sagte er über den durchwachsenen Saisonstart des amtierenden Pokalsiegers: drei Ligaspiele, nur ein Sieg, dazu ein vogelwildes Pokalduell in Braunschweig, das erst im Elfmeterschießen überstanden wurde. „Es sind nur drei Punkte und ein Heimsieg. Auswärts hat die Mannschaft nicht die Ergebnisse und Leistungen gebracht, die man sich wünscht.“
Dreifachbelastung aus Liga, Pokal und Europa als Herausforderung für den VfB
Am Freitag kommt der FC St. Pauli – für Cacau ein frühes Richtspiel. „Ich hoffe, dass das Team jetzt die Kurve kriegt und wieder Selbstvertrauen tankt, um dann auch international gut zu performen. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft reagieren wird.“ Die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Pokal und Europa könne dabei nicht als Ausrede dienen, wohl aber als Herausforderung. „Es wird viele Wechsel geben durch die vielen Spiele“, sagt Cacau. Die Zugänge Badredine Bouanani und Bilal El Khanouss gefallen ihm zwar („Die Neuen spielen hoffnungsvoll“), doch der Ex-Stürmer hebt den Zeigefinger: „Man darf die Situation nicht unterschätzen.“
Denn im Angriff knirscht es: Nick Woltemade ist verkauft, Serhou Guirassy längst Geschichte, und jetzt fehlt auch noch Deniz Undav verletzt. „Um Spiele zu gewinnen, muss man Tore schießen“, sagt Cacau trocken. „Trotz allem muss man sagen, dass auch die Defensive Spiele gewinnt. Hier muss man wie in der Vergangenheit besser stehen, damit vielleicht ein oder zwei Tore reichen.“
Er fordert mehr Mut, besonders aus der Distanz: „Aus meiner Sicht muss man ein bisschen mutiger sein, auch mal aus der zweiten Reihe einen Schuss probieren. Das fehlt mir persönlich. Wenn man da mutig ist, werden wir wieder viele Tore sehen – egal, ob Demirovic trifft oder jemand anders.“ Und die Ursachen des Stolperstarts? Cacau kennt sie. „Es kommt alles zusammen. Auch wir sind nach der Meistersaison 2007 holprig in die neue Runde gestartet. Teilweise denkt man, es läuft weiter wie vorher. Aber da muss man noch eine Schippe drauflegen und kämpfen. Und das wird die Mannschaft in den nächsten Spielen auch hinbekommen.“
Es klang nicht wie Alarmismus. Aber eben auch nicht wie eine Schönfärberei. Während der VfB sein neues Markenkleid zeigt, mahnt einer aus der alten Garde: Auf dem Platz braucht es jetzt weniger Design – und mehr Biss.