VfB Stuttgart

DFL-Investor: VfB-Präsident Claus Vogt will eine Wiederholung der Abstimmung

Kopie von Claus Vogt
VfB-Präsident Claus Vogt. © Danny Galm

Die Entscheidung über den Investor für das Medienrechte-Geschäft der Bundesliga soll bis Mitte April gefallen sein. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) befinde sich bei den Gesprächen in der „kritischen Phase“, sagte Geschäftsführer Marc Lenz vergangene Woche beim Kongress SpoBis: „Wir sind aktuell in den Verhandlungen.“ Die DFL hatte zuletzt die Zahl der Bewerber peu à peu auf zwei Unternehmen reduziert und verhandelt nur noch mit Blackstone und CVC. Am Mittwoch (07.02.) hat sich nun Claus Vogt, Präsident und Aufsichtsratschef des VfB Stuttgart, öffentlich positioniert – und deutlich für eine Wiederholung der Abstimmung über einen Investoren-Einstieg ausgesprochen.

Zwar haben auch die Schwaben auf der DFL-Mitgliederversammlung dem angepeilten Deal zugestimmt, doch der oberste Repräsentant des größten Vereins in Baden-Württemberg fordert „eine erneute transparente Abstimmung aller 36 Vereine“. Aus Vogts Sicht wäre das ein erster Schritt, der auch die Interessen der Fans ernst nehme und die Situation in den Stadien beruhigen könne. Zuletzt hatte es in vielen Stadien Proteste der Fans gegen die Investorenpläne des Liga-Verbandes gegeben.

Das Abstimmungsverhalten von Hannover-Präsident Kind sorgt für Ärger

Dem Präsidenten der Stuttgarter ist vor allem das Abstimmungsverhalten von Hannover-Präsident Martin Kind ein Dorn im Auge. Wenn nicht sichergestellt werden könne, dass ein demokratisch zustande gekommenes Abstimmungsergebnis korrekt ist, sollte man „im Sinne unseres Fußballs“ miteinander diskutieren, ob ein weiteres Votum notwendig sei. „Ich meine: ja, es ist notwendig“, so Vogt.

Der Investoren-Einstieg war von der DFL-Mitgliederversammlung im Dezember 2023 mit der exakten Zweidrittel-Mehrheit von 24 Stimmen durchgewunken worden. Medienberichten zufolge gehörte Hannover 96 nicht zu den zehn Vereinen, die dagegen votierten. Das Fanbündnis „Unsere Kurve“ warf Kind daraufhin vor, gegen die Anweisung des Muttervereins Hannover 96 gestimmt zu haben. „Ein beschämender Vorgang, ein Hohn für die 50+1-Regel“, schrieb „Unsere Kurve“ weiter. Kind äußerte sich nicht zu seiner Abstimmung und verwies auf die geheime Wahl.

Was plant die DFL?

Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Die DFL will einen Großteil der Einnahmen in die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells stecken, vor allem die Auslandsvermarktung stärken und Piraterie verhindern. Laut Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke soll der Investor noch in dieser Saison präsentiert werden. Die DFL hatte die Zahl der Bewerber von anfangs fünf in einer einstimmigen Präsidiums-Entscheidung auf die beiden Unternehmen Blackstone und CVC reduziert.

Was kritisieren die Fans?

In den aktiven Fanszenen herrscht eine generelle Skepsis gegenüber Investoren im Fußball, weil darin eine Gefährdung der Traditionen und eine weiter fortschreitende Kommerzialisierung des Sports gesehen wird. Bei der Hertha etwa hat man nach dem Investment von Lars Windhorst so gut wie alle Schattenseiten solcher Modelle erlebt. Dazu wird der Prozess kritisiert.

Ist es realistisch, dass das Voting über den Investoren-Einstieg noch einmal wiederholt wird. Prof. Dr. Lars Leuschner, einer der renommiertesten deutschen Vereinsrechtler, sagte dazu gegenüber dem kicker: „Dass der Beschluss […] aufgrund des Abstimmungsverhaltens von Kind angefochten werden kann, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Auch wenn Kind gegen eine Weisung verstoßen hat, ändert das nichts an der Wirksamkeit seiner Stimmabgabe in der Mitgliederversammlung der DFL.“ Die klare Positionierung von VfB-Präsident Claus Vogt dürfte an den Plänen der DFL also kaum etwas rütteln.

Warum hat der VfB Stuttgart für die DFL-Pläne gestimmt?

Zumal der VfB den Plänen auf der besagten Versammlung zugestimmt hat. Über das Abstimmungsverhalten des VfB-Vorstands war der Aufsichtsrat vorab informiert worden, mit dem Fanausschuss gab es zudem einen regelmäßigen Austausch. „Entsprechend respektiert der VfB auch die Haltung der organisierten Fanszene und vieler Fanclubs gegen den Prozess“, hießt es damals in einer Mitteilung.

Der VfB sei jedoch davon überzeugt, „dass es insbesondere für die großen, mitgliedergeführten Traditionsclubs eine Strategie für Digitalisierung und Internationalisierung braucht, um auch in Zukunft junge Menschen auf Dauer für den deutschen Fußball und die Bundesliga als fanfreundlichste Liga zu begeistern“. Die Mittel dafür könnten viele Clubs nach den Folgen der Corona-Pandemie nicht aus ihrem operativen Geschäft aufbringen, ohne ihre sportliche Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden.

Im Mai 2023 hatte der VfB in einer ersten Abstimmung zur Thematik noch mit „Nein“ gestimmt. Seitdem seien jedoch „sämtliche kritischen Punkte, die aus Sicht des VfB gegen den damaligen Vorschlag sprachen, angemessen berücksichtigt und angepasst worden“.

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