VfB Stuttgart

Fix! Woltemade zu Newcastle: Details, Risiken und Folgen des VfB-Rekord-Deals

Nick Woltemade
Der Wechsel von Nick Woltemade zu Newcastle United ist jetzt offiziell. © Danny Galm

Stuttgart/Newcastle. Jetzt ist der Deal fix: Nick Woltemade verlässt den VfB Stuttgart und die Bundesliga. Das teilte der Klub am Samstagmittag (30.08.) mit. 85 Millionen Euro (plus fünf Millionen Euro erfolgsabhängiger Boni) zahlt Newcastle United – eine Summe, die noch vor wenigen Jahren als absurd gegolten hätte. Heute ist sie Realität. Für die Stuttgarter bedeutet der Transfer Rekordeinnahmen, für die Bundesliga ein herber Verlust, für den FC Bayern eine weitere Niederlage. Wir beleuchten die Folgen des Stuttgarter Rekord-Deals sowie die Chancen und Risiken für den Spieler.

„Nachdem wir einen Transfer von Nick in der laufendenden Transferperiode lange Zeit ausgeschlossen hatten, haben sich die Rahmenbedingungen kurzfristig in einer solchen Größenordnung verändert, dass wir im Sinne unserer Gesamtverantwortung für den VfB Stuttgart – bei allem Wissen um Nicks sportlichen Wert – nun doch einem Verkauf zugestimmt haben“, wird Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender beim VfB, in der Mitteilung zitiert.

Kurz zu den harten Fakten: Woltemade unterschreibt bei den „Magpies“ einen Vertrag bis 2031 (!) und soll laut Bild-Zeitung sieben bis acht Millionen Euro pro Saison kassieren - das Vier- bis Fünffache seines bisherigen Gehalts. Im stimmungsvollen St. James-Park wird der Schlaks künftig mit der Rückennummer 27 auflaufen.

Nun zu den Folgen. Die Schwaben haben zunächst einmal das Maximum herausgeholt. Statt 60 Millionen vom FC Bayern kassiert der Klub bis zu 90 Millionen aus England. CEO Alex Wehrle und Sportvorstand Fabian Wohlgemuth haben den Druck aus München, aus dem Beraterumfeld und aus den Medien ausgehalten – und einen Monster-Deal abgeschlossen. Aber sportlich reißt Woltemades Abgang ein Loch, das in wenigen Tagen kaum zu stopfen ist. Sebastian Hoeneß verliert nach Enzo Millot seinen zweiten Schlüsselspieler. Dass der Trainer davon genervt ist, zeigte er auf der Pressekonferenz so deutlich wie nie. Er fordert Neuzugänge, und die Zeit läuft.

Woltemade nach England: VfB-Trainer Sebastian Hoeneß spürbar unzufrieden

Der 43-Jährige, sonst meist nüchtern und pragmatisch, ließ diesmal spürbare Unzufriedenheit mit der Kaderplanung durchblicken. „Wir hatten uns vorgenommen, die Substanz in der Mannschaft zu erhalten und darauf weiter aufzubauen“, sagte er. Erfüllt sieht er dieses Ziel nicht: „Ich muss ganz deutlich sagen, dass es auch, bevor Nick jetzt transferiert wurde, noch nicht ganz gelungen ist, diese Dinge umzusetzen. Jetzt hat sich die Lage verschärft.“ Hoeneß spricht von mehr Qualität, mehr Erfahrung, mehr Führung – alles Aspekte, die sich aus der Saisonanalyse ergeben haben. Verstärkungen fordert er zwar nicht direkt ein, doch seine Worte erhöhen den Druck auf Sportvorstand Fabian Wohlgemuth, der bis Montag Lösungen liefern muss.

Die Bayern dagegen erleben die nächste Schlappe. Erst Florian Wirtz, jetzt Nick Woltemade – zwei Wunschspieler, die nicht nach München kommen. Das ist nicht nur sportlich bitter, sondern ein Imageschaden. Der Rekordmeister bekommt längst nicht mehr automatisch jeden Spieler, den er will. Max Eberl hatte Zweifel am Deal gesät, andere wollten Woltemade unbedingt. Das Ergebnis: Uneinigkeit an der Spitze, eine beschädigte Außendarstellung und am Ende wieder leere Hände.

Warum der Woltemade-Wechsel für Werder ein Schlag ins Gesicht ist

Werders Anteil an diesem Geschäft fällt bescheiden aus. Woltemades Ausbildungsverein dürfte rund vier Millionen Euro Solidaritätszahlungen kassieren. Im Grunde aber ist der Transfer ein Schlag ins Gesicht. Der eigene Jugendspieler geht ablösefrei nach Stuttgart – und wird ein Jahr später für 90 Millionen weiterverkauft. Ein Desaster für die klammen Bremer, das zeigt, wie sehr ihnen Perspektive und Durchsetzungsvermögen in der Nachwuchsförderung fehlen.

Für die Bundesliga ist der Wechsel ein weiteres Kapitel in der ungleichen Konkurrenz mit der Premier League. 90 Millionen für einen Stürmer, der in 70 Bundesliga-Spielen 14 Tore geschossen hat – in England offenbar kein Problem. In Deutschland undenkbar. Es ist diese Kluft, die Christoph Freund, Sportdirektor des FC Bayern, ganz nüchtern beschrieb: „Die Premier League spielt finanziell in einer anderen Liga.“ Das ist höflich formuliert. In Wahrheit spielt sie in einer anderen Galaxie.

Bundestrainer Julian Nagelsmann wiederum muss hoffen, dass sein Mittelstürmer in Newcastle nicht untergeht. Denn Woltemade wird nicht geholt, um sich zu entwickeln. Er soll sofort liefern – als möglicher Nachfolger von Alexander Isak, der zu Liverpool geht. Das ist Chance und Risiko zugleich. Für Nagelsmann ist entscheidend, ob Woltemade regelmäßig spielt. Denn im Sommer 2026 beginnt die WM.

Auf Woltemade wartet in England ein brutaler Konkurrenzkampf

Und der Spieler selbst? Vor einem Jahr kam er ablösefrei aus Bremen nach Stuttgart. Eine halbe Saison auf höchstem Niveau, ein Pokalsieg, ein paar Nationalmannschaftseinsätze – jetzt der Transfer seines Lebens. Aber er verlässt auch ein funktionierendes Umfeld, einen Trainer, der ihn stark gemacht hat, und eine Liga, in der er gesetzt war. In England erwartet ihn ein brutaler Konkurrenzkampf. Gelingt ihm der Durchbruch, ist er ein Superstar. Scheitert er, war der Höhenflug nur ein kurzer.

Der VfB macht Kasse wie nie, der FC Bayern verliert erneut, Werder schaut in die Röhre, die Bundesliga blutet, die Nationalmannschaft zittert – und Nick Woltemade geht volles Risiko. Willkommen in der pervertierten neuen Fußballwelt, in der 90 Millionen für einen Spieler mit einer halben guten Saison längst kein Skandal mehr sind.

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