So lief das VfB-Abschlusstraining vor dem Europa-League-Spiel gegen Rotterdam
Stuttgart. Acht Grad, klare Luft, warme Sonne: Das Abschlusstraining des VfB Stuttgart vor dem Europa-League-Spiel gegen Feyenoord Rotterdam am Mittwochvormittag erinnerte eher an einen verlängerten Altweibersommer als an die Jahreszeit, in der Handschuhe und Stutzenwärmer zur Grundausstattung zählen. 25 Feldspieler und drei Torhüter bewegten sich gut gelaunt über den Rasen, nur Justin Diehl und Ermedin Demirović fehlten verletzungsbedingt.
Feyenoord Rotterdam ist für den VfB am Donnerstagabend (21 Uhr/RTL) nicht irgendein Gegner. Eher so etwas wie ein wiederkehrendes Kapitel, das alle paar Jahre geöffnet und neu gelesen wird. Gegen keinen anderen internationalen Klub spielte Stuttgart häufiger. Und wenn es in diesem Kader jemanden gibt, der das alles nicht nur statistisch, sondern emotional versteht, dann trägt dieser Spieler die Nummer drei: Ramon Hendriks.
Besonderes Spiel für VfB-Verteidiger Ramon Hendriks
Der Niederländer, großgewachsen, freundlich zurückhaltend, inzwischen angekommen mitten in der Bundesliga-Realität, kommt aus genau jenem Fußballkosmos, der am Donnerstagabend anklopft. Rotterdam, das ist sein Jugendzimmer, sein erster Profivertrag, seine Prägung. Und er reiht sich ein in eine kurze, aber durchaus besondere VfB-Niederlande-Verbindung: Frank Verlaat, Khalid Boulahrouz – und nun Hendriks. Mehr braucht es nicht, um zu verstehen, dass diese Begegnung mehr ist als nur ein Pflichttermin im November.
Man kann über dieses Duell nicht sprechen, ohne die Namen aufzurufen, die darin gespeichert sind. Jon Dahl Tomasson etwa. Er trug beide Trikots, das rot-weiße mit dem Brustring und das rot-weiß-schwarze von „De Trots van Zuid“. In Stuttgart waren es zwölf Treffer, in Rotterdam – 93. Bis heute eine Zahl, die dort als Referenzgröße herumsteht wie ein Monument auf einem Marktplatz.
Bislang acht Duelle zwischen VfB und Rotterdam
Oder Arie Haan, der Coach, der Stuttgart 1989 in ein Europapokalfinale gegen Maradonas Napoli führte – und später auch Feyenoord trainierte. Ein Mann, der in beiden Stadien weiß, welchen Klang volle Tribünen haben und welche Erwartungen daran hängen. Acht Duelle gab es bisher zwischen beiden Klubs, alle im UEFA-Cup. Die Bilanz liest sich wie von einem Statistiker gestaltet, der ein Freund der Symmetrie ist: zwei Siege, zwei Niederlagen, zwei Unentschieden. Das letzte Treffen liegt 25 Jahre zurück. Damals gewann der VfB nach einem 2:2 in Rotterdam daheim mit 2:1.
Doch Feyenoord 2025 ist ein anderer Verein als der von vor einigen Jahren. Einer, der ausbildet und verkauft. Der jedes Jahr mehr ein wirtschaftliches System ist als ein stabiles Gebilde. Der Titel vor zwei Jahren war ein Triumph – und gleichzeitig der Auftakt zum Auseinanderfallen. Arne Slot ging nach Liverpool, mit ihm ging die halbe Mannschaft.
Robin van Persie: Ex-Weltklasse-Stürmer auf der Rotterdamer Trainerbank
Was blieb, war der Anspruch – und Robin van Persie. Der Weltklasse-Stürmer von früher, jetzt Trainer, steht nun an der Linie eines Teams, das wieder oben mitspielen will, obwohl die Stars inzwischen anderswo ihr Geld verdienen. Dass Feyenoord dennoch Tabellenführer der Eredivisie ist, grenzt an ein mittleres Wunder – oder an hervorragende Nachwuchsarbeit. Die jugendliche Frische trägt Namen wie Leo Sauer oder Givairo Read. Und im Tor steht Timon Wellenreuther, früher Schalkes große Hoffnung, inzwischen ein ungezwungen ruhender Pol.
Der VfB startet aus ähnlicher Position: stabil, aber mit Fragezeichen. Ein Sieg zum Auftakt gegen Celta Vigo, dann zwei Auswärts-Niederlagen. Die Tabelle kennt keinen Glamour – Platz 29 trifft Platz 25. Es ist ein Spiel für entscheidende Schritte. Nicht für große Erzählungen. Zumindest nicht vorher. Aber vielleicht danach.




