Stadion-Umbau beim VfB wird noch teurer: Warum die Solar-Anlage trotzdem kommt
Die Kosten für den Umbau der Haupttribüne im Stadion des VfB Stuttgart haben sich wegen Baumängeln deutlich erhöht. Das Projekt „Arena 24“, das die MHP-Arena fit für die Europameisterschaft 2024 machen soll, benötigt zusätzliche Mittel in Höhe von 22,5 Millionen Euro. Der Stuttgarter Gemeinderat wird dem in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag (26.10.) zustimmen. Auf der Sitzung sollte dann auch die ursprünglich geplante PV-Anlage auf dem Stadion-Dach zur Debatte stehen. Die sollte nämlich aufgrund der Kostensteigerung gestrichen werden. Dagegen aber regte sich erfolgreich Widerstand von den Grünen.
Warum die Kosten für den Stadion-Umbau erneut steigen
Zunächst aber zur Kostensteigerung allgemein. In den Sitzungsunterlagen findet sich die Begründung für die erneuten Mehrkosten in Millionenhöhe: „[…] die unerwartet vorgefundene problematische Bestandssituation bei den Fundamenten und den dadurch erforderlichen Planungs-, Bau-, und Beschleunigungsmaßnahmen.“ Vor drei Jahren hatte die Räte für den Neubau ein Budget in Höhe von 97 Millionen Euro genehmigt. Nun wird derzeit mit weiteren 22,5 Millionen Euro gerechnet.
Die Finanzierung des städtischen Anteils an den Mehrkosten soll „aus vorhandener Liquidität infolge des aus dem Jahr 2023 zu erwartenden Finanzierungsmittelüberschusses erfolgen“. Da die Ursache der Mehrkosten „in der fehlerhaften Gründung der Fundamente“ liegen, betreffen diese ausschließlich den Verantwortungsbereich des Eigentümers des Stadions und nicht des Pächters VfB Stuttgart. Sprich: die Mehrkosten sind vom städtischen Haushalt zu tragen.
Darüberhinaus wurden, um den ambitionierten Zeitplan einhalten zu können, bereits „umfassende Baubeschleunigungsmaßnahmen“ eingeleitet. So wurde die Baumannschaft massiv verstärkt (zum Beispiel beim Rohbau statt der kalkulierten 65 auf 110 Mann) und die Arbeitszeiten durch Schichten bis Mitternacht und teilweise darüber hinaus sowie Arbeiten an Feiertagen ausgedehnt.
Der Stadion-Umbau ist längst auch ein Wettlauf gegen die Uhr
Der Umbauarbeiten sind also längst auch zu einem Wettlauf gegen die Uhr geworden. Spätestens Ende Januar 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Damit noch genügend Zeit bleibt, um die neue Haupttribüne bis zum Start der EM im Juni 2024 einem Stresstest unter realen Bedingungen zu unterziehen.
Wenn dann bei der Euro der Ball auch in Stuttgart rollt, wird es auch eine Photovoltaikanlage auf dem Stadiondach geben - obwohl die Stadion KG das Projekt aus Kostengründen streichen wollte. Warum? Die Planung der Dachverstärkung, Unterkonstruktion und Montage der PV-Anlage steht laut den Sitzungsunterlagen in Abhängigkeiten mit den Gewichten der Beschallungsanlage: „Somit konnte erst Mitte des Jahres 2023 mit der Ausschreibung der Dachverstärkung für die PV-Anlage begonnen werden.“
Trotz verschiedener Anfragen habe aufgrund der Komplexität der Arbeiten in 35 Metern Höhe nur eine Firma ein Angebot für diese Bauleistungen abgegeben. Demnach würden die Kosten für die Anbringungstechnik einer PV-Anlage auf dem Stadiondach um zwei Millionen Euro auf rund 3,5 Millionen Euro steigen. „Damit würden die Kosten für die Bauleistungen überschlägig das Zehnfache der Kosten für die reine Photovoltaikanlage übersteigen“, heißt es. Schon bei den ursprünglich berechneten Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro sei allerdings „eine Refinanzierung der Anbringungstechnik in keinster Weise wirtschaftlich darstellbar gewesen“.
Stadion KG wollte die Notbremse ziehen, Grünen-Fraktion verhindert das
Die Geschäftsführung der Stadion KG wollte deshalb die Notbremse zu ziehen. Die Maßnahme sollte „aufgrund der von ihr nicht für vertretbar gehaltenen Kostenüberschreitung“ gestoppt werden. Parallel wurde bereits geprüft, ob die PV-Module an anderen, wirtschaftlicheren Stellen, zum Beispiel auf dem Dach des Parkhauses P1, installiert werden können.
Doch die Grünen-Fraktion hat das nun verhindert. In der Sitzung des Verwaltungsausschusses des Gemeinderats wurde am Mittwoch (25.10.) auf deren Antrag erreicht, dass die Solaranlage trotz der Mehrkosten auf dem Stadiondach gebaut wird. Das teilte der Grünen-Stadtrat Florian Pitschel via X (ehemals Twitter) mit. „Für eine Stadt, die das Ziel ‚Klimaneutralität bis 2035‘ hat, ist für uns eine PV-Anlage auf dem Stadion das Mindeste“, hatten die Grünen vorab gefordert. Und damit eine Mehrheit gefunden.
Grünen-Stadtrat Pitschel: „Wir wollen so viel Solarenergie wie möglich produzieren“
Sehr zur Freude von Grünen-Gemeinderat Andreas Winter. „Dass der Umbau des Neckarstadions teurer wird, ist ärgerlich“, so der Kommunalpolitiker, „um das Ziel der Stadt, bis 2035 klimaneutral zu werden, zu erreichen, müssen wir jedoch jede Möglichkeit für PV nutzen. Deshalb haben wir uns mit einem Antrag dafür stark gemacht, die PV-Anlage auf dem Dach des Neckarstadions trotz Mehrkosten umzusetzen.“ Kollege Pitschel ergänzt: „Wir wollen so viel Solarenergie wie möglich produzieren - natürlich auch am Neckarstadion, dessen Kulisse bei der Fußball-Europameisterschaft im nächsten Sommer durch ganz Europa gesendet werden wird.“