VfB-Spiel in Darmstadt unterbrochen: Erneut Fan-Proteste gegen DFL-Investor
Die Fan-Proteste gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der Deutschen-Fußball-Liga (DFL) reißen nicht ab. Auch das Auswärtsspiel des VfB Stuttgart beim SV Darmstadt 98 musste am Samstagnachmittag (17.02.) zwischenzeitlich unterbrochen werden. Nach rund einer Viertelstunde flogen aus dem Block der Heimfans die ersten Tennisbälle auf den Rasen. Von der Gegengerade folgten vereinzelt Klopapierrollen. Auch aus dem Gästeblock, der mit rund 1800 Fans aus dem Schwabenland voll besetzt ist, flogen die kleinen gelben Filzbälle. Auf einem Banner forderten die Stuttgarter Ultras eine offene Neu-Abstimmung, alles begleitet von "Scheiß DFL!"-Wechselgesängen zwischen den Blöcken. Schiedsrichter Tobias Welz schickte die Mannschaften allerdings nicht zurück in die Kabinen. Beide Teams hielten sich auf dem Platz mit lockeren Läufen warm. Nach einer fast zwanzigminütigen Unterbrechung ging es um kurz nach 16 Uhr wieder weiter.
Auch Aufsteiger Darmstadt für neue DFL-Abstimmung
Vor dem Anpfiff hatten sich auch die Hessen für eine offene Neuabstimmung unter allen 36 Profi-Clubs ausgesprochen. "Dieser gesamte Prozess muss auf einem stabilen Fundament stehen und das Ergebnis eines transparenten sowie rechtlich einwandfreien Abstimmungsprozesses sein", teilte der SVD mit. "Insbesondere darf dieses wichtige Thema nicht unter dem Vorwurf eines möglichen Verstoßes gegen die 50+1-Regel stehen." Die 50+1-Regel soll im Kern eine Stimmenmehrheit von Investoren an den Kapitalgesellschaften von Vereinen verhindern. Inhaltlich plädiere der Club weiterhin für den Abschluss einer strategischen Vermarktungspartnerschaft, hieß es in der Mitteilung weiter. "Zwingende Voraussetzung" dafür sei aber die "Einhaltung der klar formulierten roten Linien." Zuletzt hatten unter anderem bereits der VfB Stuttgart, der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach für eine weitere Abstimmung plädiert.
Derweil haben die DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz ihre Bereitschaft zu Gesprächen mit den Fans erneuert. Die Bedenken würden ernst genommen und respektiert, sagte Merkel am Freitag im TV-Sender Sky. Er kündigte außerdem an, dass man sich in den kommenden Tagen mit den Clubs zusammensetzen wolle, um über eine mögliche Neuabstimmung zu diskutieren, derzeit sei aber noch nicht die Mehrzahl der Vereine dafür.
Wie hat Martin Kind abgestimmt?
Die 36 Clubs der Bundesliga und der 2. Liga hatten sich mit einer äußerst knappen Zwei-Drittel-Mehrheit für den Einstieg eines Investors ausgesprochen. In der Diskussion ist seitdem das Abstimmungsverhalten von Hannovers Mehrheitsgesellschafter Martin Kind, der von seinem Club angewiesen war, gegen den Einstieg zu stimmen. Unklar ist, ob er indes möglicherweise mit seiner Stimme für die nötige Mehrheit gesorgt hat.
Merkel sagte vor den angekündigten Gesprächen mit den Vereinen auch: „Bis dahin gilt aber, und das ist auch im Präsidium explizit besprochen, dass dieses Mandat erst mal Gültigkeit besitzt und dass wir deswegen auch an dieses Mandat gebunden sind - vorerst.“ Dieses Mandat könne man nicht einfach ablegen. „Wir haben das Ganze juristisch überprüfen lassen, weil sich mit Blick auf die Ausführung Haftungsfragen ergeben. Diese juristischen Gutachten haben zum Ausdruck gebracht, dass das Abstimmungsergebnis und das Vorgehen der DFL haltbar sind“, erklärte Merkel.
Er betonte, dass ein Investor beim Spielbetrieb, Auslandsspiele und Anstoßzeiten nicht mitreden könne. „Da wird sich in den kommenden 20 Jahren Partnerschaft nichts ändern“, unterstrich der DFL-Geschäftsführer. Es gehe nicht darum, Spielergehälter, Ablösesummen und Beraterhonorare zu erhöhen, sondern nachhaltig zu investieren. Die Absage des US-Unternehmens Blackstone in dieser Woche bedauerte er, der Prozess gehe innerhalb der roten Linien weiter. „Wenn wir die nicht einhalten können, gibt es kein Abschlussmandat. Dann müssen wir auch nicht abschließen“, sagte Merkel. Gespräche laufen derzeit nur noch mit dem Unternehmen CVC.
Proteste auch am Freitagabend
In den beiden Zweitligaspielen in Hannover und Berlin sowie dem Bundesligaspiel in Köln protestierten Fans am Freitagabend erneut gegen einen Investoren-Einstieg, die Partie zwischen Hannover 96 und der SpVgg Greuther Fürth stand kurz vor dem Abbruch. Merkel sagte, Proteste dürften auch mal laut sein. Bei der DFL und den Clubs werde niemand einen Spielabbruch leichtfertig hinnehmen. Ausschließen könne er einen Abbruch nicht.



