VfB verliert beim VfL Wolfsburg: Der Herbst im Schwabenland wird ungemütlich
Das Warten auf den ersten Sieg in der neuen Bundesliga-Saison geht für den VfB Stuttgart auch nach dem 8. Spieltag weiter. Am Samstag (01.10.) beim VfL Wolfsburg mussten sich die Stuttgarter mit 2:3 (2:2) geschlagen geben - die entscheidende Unachtsamkeit leistete sich das Team dabei in der Nachspielzeit. Der Herbst im Schwabenland dürfte nun äußerst ungemütlich werden.
Wie das Spiel gelaufen ist
Aufstellung: Im Vergleich zum 1:3 gegen Eintracht Frankfurt hatte Trainer Pellegrino Matarazzo seine erste Elf auf einer Position verändert. Für den erkälteten Borna Sosa stand Pascal Stenzel zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf. Neuzugang Dan-Axel Zagadou nahm auf der Bank Platz, ebenso der zuletzt rotgesperrte Stürmer Luca Pfeiffer. Wolfsburgs Coach Niko Kovac brachte nach dem 0:2 bei Union Berlin Gerhardt, Kaminski, Wimmer und Marmoush für Franjic, Brekalo, Waldschmidt und den verletzten Nmecha.
1. Halbzeit: Der VfL dominierte die Anfangsphase. Drei gute Wolfsburger Abschlüsse (14./15./20.) konnte VfB-Keeper Florian Müller klären, dann schlugen die Schwaben eiskalt zu. Serhou Guirassy nutzte seine erste Abschlusschance (22.). Doch die Führung des VfB hielt nur 73 Sekunden. Omar Marmoush, letzte Saison noch als Leihspieler im Trikot mit dem roten Brustring unterwegs, traf mit einem platzierten Flachschuss (23.). Aus der Distanz gelang den „Wölfen“ auch der Führungstreffer in der 38. Minute, als Müller ein unplatzierter 30-Meter-Abschluss von Maximilian Arnold über die Handschuhe rutschte. Quasi mit dem Pausenpfiff köpfte Konstantinos Mavropanos eine butterweiche Flanke von Pascal Stenzel zum 2:2-Halbzeitstand in den Kasten.
2. Halbzeit: Stuttgarts Flügelstürmer Silas hatte Pech, als er in der 57. Minute mir einem strammen Abschluss nur die Querlatte traf. In der Folge war der VfB besser im Spiel und wurde vor allem über Konter gefährlich. Es entwickelte sich ein Kampfspiel (insgesamt neun Gelbe Karten) ohne viele Torchancen. Die zahlreichen Fouls auf beiden Seiten ließen kaum einen Spielfluss aufkommen. Und so musste ein VfB-Standard her, um für Gefahr zu sorgen. Mavropanos scheiterte aus kurzer Distanz an Casteels (73.). Ein Stuttgarter Dreifachwechsel sollte dann in der Schlussphase die Entscheidung erzwingen, doch letztlich wurden die Angriffsbemühungen der Schwaben nicht mit einem Tor belohnt. Im Gegenteil: In der ersten Minute der Nachspielzeit erzielte Yannick Gerhardt das 3:2 für die Hausherren.
Analyse und Ausblick
Kompakt in der Defensive, zielstrebig im Umschaltspiel, Energie auf den Platz: Pellegrino Matarazzo gab seinem Team in der VW-Arena eine recht simple taktische Marschroute mit auf den Weg. Mit Stenzel auf dem rechten Flügel wurde aus der Stuttgarter Abwehrreihe situativ eine Viererkette. Und die geriet häufig unter Druck, da viele zweite Bälle nach Wolfsburger Standards beim VfL landeten.
Nach vorne ging beim VfB aus dem Spiel heraus zunächst nur wenig zusammen. Das schnörkellose Offensivspiel mit vielen langen Bällen auf Guirassy brachte die VfL-Defensive nur selten in Verlegenheit. Auffällig früh wurden die Abschlüsse genommen, gerne auch aus der zweiten Reihe. Immerhin stimmte in Halbzeit eins die Chancenverwertung. In Durchgang zwei verlegte sich der VfB dann aufs Kontern und hatte zwar die besseren Torchancen, bekam den Ball aber nicht über die Linie. Und in der Nachspielzeit leistete sich die Hintermannschaft eine weitere folgenschwere Unachtsamkeit.
Unter dem Strich gibt es im Spiel der Stuttgarter zu viele individuelle Fehler, seien es die zahlreichen Ungenauigkeiten im Spielaufbau (76 Fehlpässe) oder die Patzer in der Abwehrarbeit. Fest steht: Bleibt die Fehlerquote der Schwaben weiter auf einem so hohen Niveau, wird das Warten auf den ersten Bundesliga-Sieg noch eine ganze Weile weitergehen.
Für den VfB Stuttgart geht es am Sonntag (09.10./19.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen Union Berlin weiter. Der VfL Wolfsburg ist am Samstagnachmittag (08.10./15.30 Uhr) zu Gast beim FC Augsburg.
Stimmen zum Spiel
VfB-Cheftrainer Pellegrino Matarazzo: "Wir sind sehr enttäuscht über die Niederlage. Insbesondere die Art und Weise, wie wir die Gegentore bekommen haben, hat mir überhaupt nicht gefallen. Ein Punktgewinn wäre heute mit Sicherheit möglich gewesen. Wir haben jetzt drei Heimspiele und damit die Möglichkeit, die Situation in eine positive Richtung zu drehen.
VfL-Trainer Niko Kovac: "Ich bin sehr zufrieden mit unserem Spiel. Die erste Hälfte war aus meiner Sicht unsere beste Halbzeit in dieser Saison. Dieser Sieg gibt uns hoffentlich das nötige Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben."
VfB-Verteidiger Waldemar Anton: "Den Punkt muss man einfach mitnehmen. Wir laufen in den letzten Minuten in einen Konter rein und Wolfsburg macht das glückliche Siegtor. Aber sie gewinnen am Ende, weil sie es in der ersten Hälfte mehr wollten. Daher müssen wir uns hinterfragen. Es muss von jedem Einzelnen mehr kommen. Jetzt warten zwei sehr wichtige Heimspiele."
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart 3:2 (2:2)
Wolfsburg: Casteels - Otavio, van de Ven, Lacroix (85. Bornauw), Baku - Gerhardt, Arnold - Kaminski (76. Paredes), Wimmer (85. F. Nmecha), Svanberg - Marmoush (93. Franjic)
Stuttgart: Müller – Ito, Anton, Mavropanos – Karazor – Führich (76. Tomas), Ahamada (87. Egloff), Endo (68. Millot), Stenzel (76. Zagadou) – Silas, Guirassy (76. Pfeiffer)
Tore: 0:1 Guirassy (22.), 1:1 Marmoush (23.), 2:1 Arnold (38.), 2:2 Mavropanos (46.), 3:2 Gerhardt (90.+1)
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer: 24.125
Gelbe Karten: Wimmer, Baku, Arnold / Guirassy, Anton, Ito, Karazor, Millot, Matarazzo