VfB Stuttgart

Woltemade zum FCB? Ein Transfer würde alle gekannten VfB-Dimensionen sprengen

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Stürmer-Jungstar Nick Woltemade (li.) will zum FC Bayern. © Heiko Potthoff (Archiv)

Stuttgart/München/Bratislava . Es wird das Thema dieses Bundesliga-Transfer-Sommers werden: Stürmer Nick Woltemade will vom VfB Stuttgart zum FC Bayern München wechseln. Mit dem Rekordmeister ist sich der Spieler wohl bereits einig. Doch die Schwaben wollen den U-21-Nationalspieler eigentlich überhaupt nicht abgeben. Wir zeigen, wie es im bevorstehenden Wechsel-Poker weitergehen könnte – und warum dieser Transfer alle bisher am Wasen gekannten Dimensionen sprengen würde.

Die Ansagen aus der Mercedesstraße klangen zuletzt wie Beton: Sportvorstand Fabian Wohlgemuth sagte entschieden: „Wir planen fest mit Nick und wollen auch im kommenden Jahr von seinen sportlichen Qualitäten profitieren.“ Dazu gebe es „kein alternatives Planungsszenario“. Und CEO Alexander Wehrle setzte noch einen drauf: „Wir gehen mit Nick in die nächste Saison. Punkt.“

Ein Punkt, ja – aber wohl eher ein Doppelpunkt mit anschließendem Fragezeichen. Denn: Am Donnerstagabend (26. Juni) soll Woltemade seinem Arbeitgeber seinen Wechselwunsch offiziell mitgeteilt haben. Der Spieler will nach München, und mit Berater Danny Bachmann sowie Bayern-Sportvorstand Max Eberl soll man sich längst über Vertragskonditionen einig sein - sehr zum Ärger des VfB, der sich laut der Sportbild übergangen fühlt. Eberl reiste für die Gespräche sogar eigens aus den USA an, wo der FC Bayern aktuell bei der Klub-WM unterwegs ist. Der Plan: Den Deal möglichst rasch eintüten.

Nur: Genau da wird es kompliziert.

Denn erstens hält der VfB alle Trümpfe in der Hand. Es gibt keine Ausstiegsklausel, keine vorgezeichnete Abkürzung, kein Schlupfloch im Vertrag. Stattdessen macht sich in Stuttgart nach dem ersten Erstaunen über den Wechselwunsch eine Mischung aus Trotz und Selbstbewusstsein breit. Der Klub weiß, was er an Woltemade hat – und er weiß auch, dass die Bayern unter Druck stehen.

Warum sich der FC Bayern keine weitere Absage leisten kann

Denn zweitens: Der FC Bayern kann sich nach den Absagen von Florian Wirtz, Rafael Leão und Nico Williams einen weiteren gescheiterten Versuch kaum leisten. Zu öffentlich war das Werben um Woltemade, zu transparent der Ablauf – und zu hungrig die Boulevardpresse, die jeden Zwischenschritt genüsslich dokumentieren dürfte. Es wäre mehr als nur ein Imageschaden für die neue Bayern-Führung um Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, würde auch dieser Transfer platzen.

Der VfB hingegen sitzt in einer komfortablen Position. So komfortabel, dass man sich auf zähe Verhandlungen einstellen darf – wenn nicht sogar auf ein Tauziehen, das sich durch den ganzen Sommer zieht. Denn: Ein Scheitern des Transfers ist keineswegs ausgeschlossen. Der VfB hätte dann zwar einen unzufriedenen Spieler in der Kabine, aber eben auch einen Profi, der sich zu fügen hätte.

Und die Zahlen? Die in der Öffentlichkeit kursierenden 50 oder 60 Millionen Euro dürften allenfalls die Verhandlungsgrundlage sein. Hinter den Kulissen wird bereits über Summen spekuliert, die bislang allenfalls in München, Manchester oder Madrid zum Tagesgeschäft gehörten. 70, 80, 90 – ja vielleicht sogar 100 Millionen Euro? Was abenteuerlich klingt, mag womöglich bald Realität werden.

Das Absurde: Woltemade hat für den VfB bislang eine starke Rückrunde gespielt – nicht mehr, nicht weniger. Dazu ein herausragender Sommer bei der U21-EM. Und doch stehen Summen im Raum, die den Wechsel zum FC Bayern nicht nur zum Rekordtransfer für den VfB machen würden, sondern auch zu einem Paradebeispiel für eine Branche, die sich längst vom Boden gelöst hat.

Nick Woltemade lässt sich bei der U21 nichts anmerken

Und der Spieler selbst? Bleibt äußerlich unberührt. Am Freitagvormittag schlenderte er entspannt zum Mannschaftsbus der U21, schrieb Autogramme, posierte für Selfies. Die dpa berichtet: „Von Unruhe durch den Wechsel-Wirbel war dem deutschen U21-Star rein gar nichts anzumerken.“

Einen Tag vor dem EM-Finale gegen England stellte sich der 23-Jährige gemeinsam mit Bundestrainer Antonio Di Salvo der UEFA-Pressekonferenz. Der UEFA-Sprecher wies gleich zu Beginn darauf hin, dass nur Fragen zum Spiel erlaubt seien. Natürlich wurde Woltemade trotzdem gefragt, was die Wechsel-Schlagzeilen mit ihm machen würden – so kurz vor dem Endspiel. Die Antwort: diplomatisch. „Ich freue mich sehr aufs Finale“, sagte der Angreifer. Es sei „eine einmalige Chance“ und sein „letztes U21-Spiel“. Auf Nachfrage erklärte er nur allgemein: „Es gibt immer Sachen, die um einen herum sind.“ Und genau das war dann auch alles.

Für den 23-Jährigen und seine Mannschaft zählt aktuell nur eines: das EM-Finale gegen England. Erst danach dürfte das Pokerspiel um Nick Woltemade so richtig beginnen – mit dem VfB am Tisch, dem FC Bayern unter Zugzwang und einem Spieler, der längst entschieden hat, wohin er will.

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