Der Vorstand reagiert auf Kritik der Ultras
Stuttgart.
Vor sechs Tagen hat sich die größte Stuttgarter Ultra-Vereinigung, das „Commando Cannstatt 97“, mit einer ausführlichen Stellungnahme zum Thema Ausgliederung zu Wort gemeldet. Die Ultras beziehen in einem am vergangenen Mittwoch auf ihrer Homepage veröffentlichten Schreiben klar Position: Das „CC97“ kritisiert die Alternativlosigkeit der Ausgliederungspläne und die Marketingkampagne im Vorfeld der Mitgliederversammlung. Auch fürchten die Ultras eine Reduzierung der Teilhabe der e.V.-Mitglieder an einer AG und einen von Investoreninteressen gesteuerten VfB.
Am Montagabend wurde die Vereinsführung des VfB Stuttgart auf einer Veranstaltung der Volksbank Stuttgart mit der kritischen Stellungnahme der Ultras konfrontiert. Wie die Vorstandschaft auf die Argumente der Ultras reagierte, erfahren Sie hier:
Äußerst kritisch setzen sich die Ultras mit der geplanten Rechtsform einer AG auseinander. Im deutschen Profifußball haben aktuell 31 Vereine ihre Profiabteilung ausgegliedert. Nur 15 Vereine haben dabei Anteile in Form einer AG an ihren Tochtergesellschaften verkauft. Bei den Rechtsformen finden sich 16 GmbHs, wovon acht Anteile verkauft haben. Bei den elf GmbH & Co. KGaAs haben fünf Anteile verkauft und bei den vier AGs haben sich drei für einen Anteilsverkauf entschieden. Hier stellt sich das „CC97“ die Frage, warum ihr VfB ausgerechnet in eine AG ausgegliedert werden soll?
Die Ultras vermissen eine Debatte, im Zuge derer umfassende Informationen über echte Alternativen die Mitglieder in die Lage versetzt, „konstruktiv Verantwortung zu übernehmen.“ Eine schlüssige Argumentation, warum die Ausgliederung in Form einer AG vollzogen werden soll, bleibt der Vorstand nach Meinung der Ultras schuldig.
Dazu VfB-Präsident Wolfgang Dietrich:
Die Ultras kritisieren die Marketingkampagne des Vereins im Vorfeld der außerordentlichen Mitgliederversammlung: Die Kampagne sei von der Vereinsführung „einseitige Meinungsmache“ mit „billigen Wahlkampfslogans und materiellen Anreizen zur Teilnahme an der Mitgliederversammlung“ (jedes Mitglied bekommt auf der MV ein aktuelles Trikot geschenkt).
Dazu VfB-Marketingvorstand Jochen Röttgermann:
Die Ultras sehen es aufgrund diverser in Auftrag gegebenen Gutachten (u.a. vom FSV Mainz 05 und Rot-Weiß Essen) als erwiesen, dass jede Form der Ausgliederung dazu dient, die Möglichkeiten der Einflussnahme durch die Mitglieder zu reduzieren.
„Aus unserer Sicht verringern sich damit die Mitbestimmungsmöglichkeiten der VfB-Mitglieder in Bezug auf den Profifußball deutlich“, so das „CC97“ in ihrer Stellungnahme. Bei ihrer Argumentation greifen die Ultras auf ein Gutachten zurück, das Fachanwälte und Steuerberater 2016 für den FSV Mainz 05 angefertigt hatten.
Dort wurden Rechtsformen sowie Chancen und Risiken einer Ausgliederung beleuchtet. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass „jede Ausgliederung führt zu einer Verringerung der Einflussmöglichkeiten des Vereins, seiner Organe und Mitglieder auf den Profisport.“
Dazu VfB-Präsident Wolfgang Dietrich:
Die Ultras haben folgenden Verdacht: Eine Aktiengesellschaft (AG) diene vorrangig den Interessen der Investoren. „Die Mitgliedschaft im Aufsichtsrat wird quasi erkauft und von Wahlen und Entlastungen unabhängig gemacht“, so der Vorwurf der Ultras. Das „Commando Cannstatt 97“ kommt zu dem Schluss, dass „die VfB-AG seit Jahren der Wunsch von Vorstand und Aufsichtsrat ist, da sie auf Investoreninteressen zugeschnitten ist.“
Dazu VfB-Finanzvorstand Stefan Heim:
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